Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
beinhaltete derart begeisterte Anerkennung, dass Isobel vor Erleichterung fast taumelte. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass seine Loyalität, wie die Eures Vaters, sich einzig auf Eigennutz stützt, weniger auf Ehre und Pflichtgefühl.«
Bei den unerwarteten Wendungen, die das Gespräch des Königs nahm, wurde Isobel fast schwindelig. Warum sprach er mit ihr über die Gründe männlicher Loyalität?
»Wenn die Einwohner von Rouen mich als ihren Souverän anerkennen, werde ich sie in meinem Herzen willkommen heißen«, sagte er und verschränkte die Hände über dem Herzen. »Aber es ist meine Pflicht, die Normandie zu regieren. Wenn sie mir ihre Tore nicht öffnen, werde ich sie aushungern, bis sie sich ergeben.«
Jeder, der das Feuer in König Heinrichs Augen sah, wäre ein Dummkopf, wenn er seinen Worten nicht Glauben schenkte.
»Philippe de Roche kann den Bewohnern von Rouen eine Menge Leid ersparen, wenn er sie davon überzeugen kann, eine Belagerung zu vermeiden«, sagte er. »Aber damit de Roche seine Rolle spielen kann, muss er loyal bleiben.«
Sie hatte dieser Ehe zugestimmt, weil sie ihr als das kleinere von zwei Übeln vorgekommen war. Erst jetzt verstand sie, welche Verantwortung mit dieser Wahl einherging.
»Eure Aufgabe wird es sein, ihn an uns zu binden«, sagte der König und deutete mit dem Zeigefinger auf sie. »Erlaubt de Roche nicht, falsch einzuschätzen, was in seinem Interesse ist.«
»Ich werde mein Bestes tun, Sire«, sagte sie, auch wenn sie sich verzweifelt fragte, wie sie es schaffen sollte.
»Trotzdem kann es sein, dass er gegen uns arbeitet«, sagte der König. »Wenn Ihr herausfinden solltet, dass er es tut, muss ich sofort davon erfahren.«
Was genau erwartete er von ihr? Isobel fuhr sich wieder mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen. »Meint Ihr damit, Sire, dass ich vor der Hochzeit herausfinden soll, wem seine Loyalität wirklich gilt?«
»Falls de Roche seine Gehorsamspflicht ändern sollte, müsst Ihr mir eine Nachricht zukommen lassen«, sagte der König, und seine Augen bohrten sich in ihre. »Egal, ob vor oder nach der Hochzeit.«
7
Aus den Augenwinkeln beobachtete Isobel, wie Stephen Carleton mit englischen Rittern, einfachen Soldaten und den örtlichen Edelleuten lachte und sprach, während er sich einen Weg durch den vollen Saal bahnte. Wo immer er vorbeiging, wandten sich die Leute ihm zu wie Metall einem Magneten.
Er wich der vollbusigen Madame de Lisieux aus; die Frau verfolgte ihn wie ein Bluthund. Im nächsten Moment hatte er in einer Ecke ein T ê te-à-t ê te mit einer Blondine. An den häufig erklingenden Lachsalven war zu erkennen, dass die beiden die Gesellschaft des anderen genossen und sich gut kannten. Sehr gut sogar.
»Wer ist das?«, flüsterte sie Robert zu.
Robert drehte sich um und schaute in dieselbe Richtung wie sie. »Wer? Die Frau neben Stephen Carleton?«
»Die meinte ich.« Isobel nippte an ihrem Wein. »Sie ist recht schön.« In Wahrheit sah die Frau umwerfend aus.
Robert nahm eine Handvoll kandierter Nüsse aus einer Schüssel auf dem Tisch. »Aye, Claudette ist so hübsch wie ihre berühmte Cousine.«
»Sie hat eine berühmte Cousine?«
»Odette de Champdivers, die Mätresse des Königs von Frankreich.«
Isobel schüttelte den Kopf. »Ich habe nie von ihr gehört.«
»Ihr wisst doch, dass König Karl verrückt ist?«, fragte er mit funkelnden Augen. »Nun, Odette ist seit zwanzig Jahren seine Mätresse, ohne dass er es weiß.«
Sie lachte. Sie könnte Robert die ganze Nacht lang zuhören, wenn er seine Geschichten erzählte.
»Odette war zuerst die Mätresse von Louis d’Orléans, dem Bruder des Königs. Als die Königin sich dann den schneidigen d’Orléans zum Liebhaber nahm, schickten die beiden an ihrer Stelle Odette ins Bett des Königs – in den Kleidern der Königin.«
»Der König wurde getäuscht?«
»Jede Nacht seit zwanzig Jahren!« Robert schüttelte den Kopf. »Man sagt, er hat es nie bemerkt, und niemand will den Zorn der Königin auf sich ziehen, indem er es ihm verrät.«
»Und Claudette?«, fragte Isobel und brachte damit das Gespräch auf die Frau zurück, deren Hand auf Carletons Arm ruhte.
»Claudette ist schlauer als ihre Cousine. Sie hat ihr Geld gespart und ihre Unabhängigkeit behalten.« Robert schenkte Isobel ein betrübtes Lächeln. »Aber ich vergesse mich. Ich sollte nicht so frei mit Euch sprechen.«
»Es freut mich, dass Ihr das Gefühl habt, es zu können«, antwortete
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