Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
John Popham, einem Mann, wie es ihn langweiliger nicht geben konnte.
»Habt Ihr eine Vorstellung davon, wie viele englische Händler nach Caen kommen werden, um hier im nächsten Frühling ihre Betriebe aufzumachen?«
Als sie den Kopf schüttelte, fing der Mann an, lang und breit über den Handel zu erzählen. Da Popham nicht mehr von ihr verlangte, als dass sie gelegentlich nickte, konnte sie den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit dem Gespräch zwischen Robert und Stephen widmen.
»William sagt, er habe vor, im Frühling nach England zurückzukehren«, hörte sie Robert sagen.
»Aye«, stimmte Stephen ihm zu. »Er will nicht länger von Catherine getrennt sein, als er unbedingt muss.«
»Wer kann es ihm verdenken? Dein Bruder ist ein glücklicher Mann!«
Und das aus Roberts Mund?
»Das ist er«, stimmte Stephen ihm zu. »Das ist er.«
Wer war diese Frau, dass zwei Schwerenöter ihretwegen seufzten und ihren Ehemann beneideten?
Isobel erinnerte sich daran, Popham wieder zuzunicken, und beugte sich näher zu Robert.
»William sagte, du würdest es hinauszögern, weil du Angst vor Catherine hast.«
Stephen lachte laut los. »Ich habe keine Angst vor Catherine, ich verehre sie! Aber sie ist ganz erpicht darauf, mich unter die Haube zu bringen – du weißt ja, wie sie ist.
»Die Frau hat einen eisernen Willen«, sagte Robert, »und sie bearbeitet dich so lange, bis du ihr nachgibst.«
Die beiden Männer lachten wieder! Trotz der despektierlichen Worte lag nichts als Zuneigung und Bewunderung in ihren Stimmen.
»Meine einzige Hoffnung ist, dass William ihr wieder ein Kind macht.« Isobel hörte das Lächeln in Stephens Stimme. »Ein neues Baby könnte sie ablenken.«
»Bete um Zwillinge«, meinte Robert. »Bete um Zwillinge.«
Das Nächste, was Isobel mitbekam, war, dass Carleton hinter ihr stand. Ihr stockte der Atem, als sie den Kopf drehte, um ihn anzusehen. Warum musste er auch so attraktiv sein?
»Popham, Ihr langweilt die Dame zu Tode«, sagte Carleton. »Wenn Ihr wirklich den ganzen Abend lang über Weinfässer und Tuchballen reden müsst, dann sollten wir uns in eine Ecke verziehen und die anderen damit verschonen.«
Isobel war von Carletons Direktheit schockiert, doch Popham lachte.
»Ihr habt natürlich recht.« Popham erhob sich und sagte zu Isobel: »Ich weiß nicht, was ich ohne ihn täte.«
Sie hatte keine Ahnung, wovon Popham sprach.
Ohne Vorwarnung beugte sich Stephen zu ihr herab. Sein Haar strich über ihre Wange und brachte ihr Herz zum Rasen.
Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, als er ihr zuflüsterte: »Dafür schuldet Ihr mir etwas.«
Bevor sie sich erholen konnte, nahm er ihre Hand. Sie betrachtete seine langen, starken Finger und erinnerte sich daran, wie sie in ihrem Haar gelegen hatten. Auf ihren Brüsten. Sie schluckte und schaute in Carletons Gesicht auf. Seine Augen wurden dunkel; er versuchte nicht einmal zu verbergen, dass er dieselben Gedanken hegte wie sie.
Hitze wallte durch ihren Körper, als er seine Lippen auf ihre Finger presste. Er hielt ihre Hand ein wenig zu lange, als die Höflichkeit gebot, doch sie entzog sie ihm nicht.
Robert lehnte sich zurück und beobachtete das Paar. Stephen, der üblicherweise so gut darin war, die Fassung zu behalten, war kein Deut besser als Isobel. Niemals hatte er gesehen, dass sich Stephen wegen einer Frau derart verhielt.
Die beiden spielten mit dem Feuer. Der König würde es nicht akzeptieren, wenn Stephen seine Pläne gefährdete. Stephen würde feststellen müssen, dass im Vergleich zu einem verärgerten König ein gehörnter Ehemann ein Klacks war.
Robert nahm an, dass die beiden nicht zu weit gegangen waren – noch nicht. Dennoch bewegten sie sich am Rand einer Katastrophe. Die Dummköpfe hätten es auch gleich von allen Dächern rufen können.
Claudette bemerkte es natürlich. Es gab nicht viel, was dieser bemerkenswerten Frau entging. Marie de Lisieux, die nichts von Claudettes Subtilität und Diskretion besaß, beobachtete das Paar wie ein Falke.
Nicht zum ersten Mal fragte er sich, für welche Fraktion Marie spionierte. Heute Abend wurde Marie jedoch von einem viel intensiveren Motiv als von Politik getrieben. Es war ein Wunder, dass Isobel nicht das Brennen von Maries Blick auf ihrer Haut spürte.
Leider war William in solchen Angelegenheiten ebenso wenig einfühlsam wie der König. Die Situation war viel zu delikat, um William einzubeziehen. Hier wurde eine feine Hand gebraucht, kein Sturm auf die
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