Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
wirklicher Schaden. Gemeinsam mit William ritt er eine stille Straße gut gepflegter Häuser und Läden hinunter.
Da hörte Stephen einen unterdrückten Laut; er konnte nicht sagen, ob das Heulen von einem Menschen oder einem Hund stammte.
William zügelte sein Pferd neben dem von Stephen. »Was war das?«, fragte er und legte den Kopf schief.
Als noch ein hoher Schrei ertönte, sprangen beide vom Pferd. William trat die Tür zu dem Haus ein, und Stephen hastete hinein. Der Raum war leer. Beim Klang schwerer Stiefel über ihnen schlich Stephen die Treppe hinauf. William war ihm dicht auf den Fersen.
Sobald sein Kopf über den Dielen war, gab er William ein Zeichen, dass die Männer zu dritt waren. Sie hatten ihnen die Rücken zugekehrt. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf ihr Opfer gerichtet, das sie in die Ecke gedrängt hatten – ein Junge und ein Mädchen von vielleicht elf, zwölf Jahren, die sich so erstaunlich ähnlich sahen, dass es sich um Zwillinge handeln musste. Der Junge stand vor seiner Schwester und hielt ein Schwert, das einen knappen halben Meter zu lang für ihn war.
»Halt!« Williams Stimme dröhnte durch den Raum.
Die Männer, rau wirkende Fußsoldaten, wirbelten mit gezogenen Dolchen herum.
»Habt ihr nicht den Befehl eures Königs gehört?«, rief William.
Die Männer machten keinerlei Anstalten, sich davonzuschleichen oder um Vergebung zu bitten.
»Da der König Vergewaltigung mit dem Tode bestraft«, sagte Stephen, »könnt ihr euch glücklich schätzen, dass Lord FitzAlan und ich noch rechtzeitig gekommen sind, um eure erbärmlichen Seelen zu retten.«
Er benutzte den Namen seines Bruders mit Absicht. Als sie ihn hörten, tauschten die drei Männer nervöse Blicke aus.
»Dennoch scheint mir, dass allein das Vorhaben, dieses Vergehen zu begehen, eine Strafe verdient«, fuhr Stephen fort. »Wir sollten sie zumindest ordentlich verprügeln, was meinst du?«
Dem Seitenblick Williams nach zu urteilen hielt sein Bruder die Prügel wohl nicht unbedingt für notwendig, doch er sagte: »Dann lass uns schnell machen.«
Stephen rief den Zwillingen zu, sich zurückzuhalten, als der erste Mann ihn angriff. Er machte einen Schritt zur Seite und hieb dem Mann den Dolch aus der Hand, packte ihn am Kragen und warf ihn gegen das Fenster. Er hörte das befriedigende Geräusch zersplitternden Holzes, als der Mann durch die Fensterläden schlug.
Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie William die anderen beiden Männer die Treppe hinunterwarf.
»Mist, immer kommst du mir zuvor«, murrte er. »Hättest du mir nicht den Dritten überlassen können?«
Bevor die Worte über seine Lippen gekommen waren, sausten zwei blonde Schöpfe an ihm vorbei. Er fing die beiden Kinder auf und hielt sie fest, unter jedem Arm eines. Während sie nach ihm traten und bissen, rief er ihnen auf Französisch zu, dass er ihnen nichts Böses wollte.
Er blickte auf und sah, dass William ihn mit einem leicht amüsierten Glitzern in den Augen beobachtete.
»Verdammt, jetzt nimm schon eins, bevor ich sie fallen lasse!«
William nahm den Jungen, hielt ihn fest bei den Schultern und beugte sich zu ihm hinab, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. »Wir wollen euch nichts tun, mein Sohn«, sagte er. »Wo sind eure Eltern?«
Stephen konnte in den Augen des Jungen erkennen, dass sie keine Eltern mehr hatten.
»Gibt es sonst jemanden, der auf euch aufpasst?«, fragte William.
»Ich passe auf meine Schwester auf.«
»Und ich auf ihn«, erhob das Mädchen erstmalig die Stimme und klang gleichermaßen trotzig.
William richtete sich auf und seufzte.
Sie hatten mit den Kindern in normannischem Französisch gesprochen, jener Sprache, die den englischen Adel mit der Normandie verband, doch sie wechselten jetzt ins Englische, damit die Kinder sie nicht verstehen würden.
»Hast du dir das Mädchen einmal genau angesehen?«, fragte Stephen. »Sie ist viel zu hübsch, als dass sie hier in Sicherheit wäre, wenn sie nur von einem Jungen beschützt wird.«
»Der Junge ist fast so hübsch wie seine Schwester«, sagte William kopfschüttelnd. »Komm, Stephen, sieh mich nicht so an. Meinst du wirklich, diese Männer hätten nicht vorgehabt, ihn zu nehmen, wenn sie mit dem Mädchen fertig gewesen wären?«
Sein Bruder lebte schon viele Jahre länger in der Armee als er, deshalb zweifelte Stephen nicht an seinen Worten. Trotzdem war er zutiefst schockiert.
»Was schlägst du vor, was wir mit ihm machen sollen?«,
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