Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
als de Roche.
Als Isobel die Hände in de Roches Nacken gleiten ließ und ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich herabzog, hätte sie genauso gut auch in seinen Brustkorb greifen und Stephens Herz herausreißen können. Wie konnte sie? Wie konnte sie das tun?
Dann sah er ihre Hand, von der von de Roche bedeckt, nach unten wandern. Gütige Muttergottes, er wollte das nicht sehen! Nicht das! Als sie anfing, de Roches Schritt zu streicheln, lehnte Stephen sich an die Wand und kniff die Augen fest zusammen. Dennoch konnte er die leisen Geräusche hören, die sie von sich gab. Er musste hier weg. Sofort.
Und doch schaute er noch einmal hin. Er konnte nicht anders.
Die Liebenden standen sich jetzt gegenüber und schauten sich tief in die Augen. Stephen schaute wie gebannt zu, als de Roche ihre Brüste mit den Händen bedeckte und ihre Brustwarzen mit den Daumen rieb. Es war eine derart eklatante Zurschaustellung sexuellen Eigentums, dass Stephen es nicht länger ertrug.
Er drehte sich um und floh lautlos.
Stephen betrank sich zielstrebig. Obwohl seine Lippen und sogar seine Fingerspitzen taub waren, fand er doch kein süßes Vergessen. Der Alkohol hatte den Knoten der Eifersucht in seinem Magen noch nicht gelöst. Er hatte auch den Verlust nicht betäubt, der jeden einzelnen Muskel seines Körpers zerriss.
Eine Frau saß schwer auf seinem Schoß – er hatte keine Ahnung, wer sie war und wie sie dorthin gekommen war. Er wollte, sie wäre weg, aber es würde ihn zu viel Mühe kosten, sie dazu zu bringen, sich zu bewegen. Der überwältigende Geruch nach süßlichem Parfüm, Schweiß und Sex drehte ihm den Magen um. Selbst mit geschlossenen Augen konnte er nicht so tun, als wäre sie Isobel.
Mit einem Mal lastete das Gewicht nicht länger auf seinem Schoß. Er hörte einen scharfen Wortwechsel weiblicher Stimmen, doch er war nicht neugierig genug, um die Augen zu öffnen.
»Ihr müsst ziemlich hinüber sein, dass Ihr die da in Eure Nähe gelassen habt! Sie würde Euch mit Sicherheit mit der Syphilis anstecken, Ihr Narr.«
»Claudette?« Er öffnete die Augen. Sie starrte ihn von oben herab an, die Hände in die Hüften gestützt. »Ihr seid das.«
Er war so froh, sie zu sehen, dass er sich an sie lehnte und die Arme um ihre Taille schlang. Obwohl er sich vage bewusst war, dass er das Gesicht nicht zwischen ihren Brüsten vergraben sollte, fühlte er sich doch, umgeben von dieser ganzen Weichheit, getröstet.
Jemand zog ihn an der Schulter, und er hörte eine vertraute Stimme hinter sich. Widerwillig ließ er Claudette los und ließ sich zurückfallen. Dieses ganze Hin und Her machte ihn ganz schwindelig.
»Jamie? Was tust du in diesem Sündenpfuhl?«, sagte er. »William wird Zustände kriegen.«
»Er hat mich selbst hergeschickt.«
»William hat einen Fünfzehnjährigen losgeschickt, um mein Kindermädchen zu spielen?« Stephens Stimme klang fremd in seinen eigenen Ohren.
»Aye, genau das hat er getan«, sagte Jamie grinsend. »Mit der Korrektur, dass ich fast sechzehn bin.«
William hatte Jamie mit Claudette losgeschickt? Noch ein Beweis dafür, dass die Welt keinen Sinn ergab. Überhaupt keinen.
»Wie kann sie de Roche mir vorziehen?«, fragte er.
Jamie sah ihn verdutzt an, doch Claudette – die liebe, liebe Claudette – verstand ihn.
»Sie wäre töricht, wenn sie ihn dir vorzöge«, sagte sie und berührte seine Wange.
»Aber ich hab sie gesehen.« Die Worte kamen wie von selbst über seine Lippen; er konnte sie nicht aufhalten. »Sie hat ihn geküsst. Und berührt, um Himmels willen. Und …«
»Natürlich hat sie das. Sie muss den Mann heiraten«, unterbrach Claudette ihn. »Frauen müssen pragmatisch sein.«
Pragmatisch? Dachten Frauen wirklich so?
»Mich zu küssen war nicht pragmatisch.«
»Das war es gewiss nicht«, stimmte Claudette zu. »Für keinen von euch.«
Das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass er in einer Kutsche saß und über Kopfsteinpflaster rumpelte, während sein Kopf an den Kutschenwänden anschlug.
Kalte Luft weckte ihn, und er rappelte sich auf. Bruchstücke einer Unterhaltung drangen wie aus weiter Ferne zu ihm durch; Jamie sagte, er würde allein zurechtkommen; die lauten Spötteleien der Wachen; seine eigene Stimme, die vorschlug, sie sollten Isobel suchen.
Als er das nächste Mal die Augen öffnete, schleiften seine Füße über den Boden. Dann hob ihn eine freundliche Seele aufs Bett. Er sank und sank und sank.
Jamies Stimme holte ihn aus dem
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