Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
sie, dass François ihnen entgegenkam.
»Lady Hume, ich habe nach Euch gesucht«, rief er, als er sich ihnen näherte. Er war so außer Atem wie sie selbst. »Euer Bruder hat mich gebeten, Euch eine Nachricht zu geben.«
»Eine Nachricht? Was für eine Nachricht?«
François verzog das Gesicht, als müsste er sich konzentrieren, um sicherzugehen, es richtig zu übermitteln. »Er ist mit Jamie Rayburn zu einem Kloster zwei Stunden entfernt geritten, um eine heilige Reliquie zu sehen.«
»Hast du gesehen, wie Geoffrey aufgebrochen ist?«, fragte sie und bemühte sich, ruhig zu klingen. »Mit Jamie?«
»Zuerst wollte er allein los«, sagte François. »Ich habe ihm gesagt, dass es zu gefährlich ist bei all den Wegelagerern und Abtrünnigen, die im Land unterwegs sind. Aber er sagte: ›Gott wird mich beschützen.‹ Ich schwöre, genau das hat er gesagt.«
Gütiger Gott, sie würde ihn umbringen, weil er ein solches Risiko einging. Selbst dieses Kind wusste, dass es töricht war, hier allein unterwegs zu sein.
»Dann kam Jamie völlig aufgelöst in die Stallungen gerannt«, erzählte der Junge mit weit aufgerissenen Augen. »Euer Bruder hat ihn in eine Ecke gezogen, wo ich sie nicht hören konnte. Dann richtete mir Euer Bruder diese Botschaft aus, und sie ritten weg!«
»Wie lange ist das her?«
François zuckte die Achseln. »Eine Stunde vielleicht. Ich habe Euch lange gesucht.«
Sie musste schnell jemanden finden, der ihnen hinterherritt und sie zurückholte. Inzwischen hatten sich die Burgbewohner sicher im großen Saal zum Frühstück versammelt. Sie rannte geradewegs zum Burgfried, die Zwillinge dicht auf den Fersen.
»Jamie ist ein guter Kämpfer«, rief François in dem kühnen Versuch, sie zu beruhigen.
Sie würde zu de Roche gehen. Er war mit einem großen Kontingent bewaffneter Männer nach Caen gekommen. Gewiss könnte er rasch genügend von ihnen zusammentrommeln, um Geoffrey und Jamie zurückzuholen.
Sie verlangsamte kaum ihren Schritt, als sie den Burgfried erreichte. »Wartet hier«, befahl sie den Zwillingen, als sie den großen Torbogen zum Saal des Burgfrieds durchschritt. Sie entdeckte de Roche sofort und ging direkt auf ihn zu.
»Philippe, bitte helft mir!«, rief sie aus, als sie nahe genug war, um gehört zu werden. Sie ignorierte die Missbilligung in seinem Gesicht. Er würde ihr Verhalten verstehen, sobald er gehört hatte, was passiert war.
Er hob die Hand. Lachend sagte er zu dem Mann neben ihm: »Meine Braut will mich unbedingt sehen.«
»Geoffrey ist fort!«, jammerte sie. »Ihr müsst hinter ihm herreiten und ihn zurückholen.«
»Beruhigt Euch, meine Liebe. Und erzählt mir nicht, Ihr wärt gerannt. Ihr seid ja ganz außer Atem.«
»Mein Bruder ist weg«, stieß sie keuchend hervor. »Ihr müsst sofort los, sonst passiert ihm noch etwas. Das weiß ich genau.«
»Wenn Ihr uns bitte entschuldigen wollt«, sagte er zu dem anderen Mann. Er griff so fest nach ihrem Arm, dass es wehtat, und führte sie in eine Ecke.
»Ihr hättet mich um ein Gespräch unter vier Augen bitten sollen«, sagte er, während seine Augen vor Zorn brannten. »Wie könnt Ihr es wagen, in aller Öffentlichkeit Forderungen an mich zu stellen und mir sagen zu wollen, was ich zu tun hätte?«
»Es tut mir leid, aber mein Bruder …«
»Euer Bruder ist ein erwachsener Mann. Er kann seine eigenen Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben.«
»Aber könnt Ihr ihm nicht hinterherreiten? Er versteht nicht …«
»Gütiger Gott, Isobel, meint Ihr wirklich, ich hätte nichts Besseres zu tun, als Eurem törichten Bruder hinterherzujagen?«
»Habt Ihr etwas zu tun?« Soweit sie es beurteilen konnte, hatte er in Caen nichts weiter zu tun, als den Ehevertrag mit Robert auszuhandeln – und das ging so langsam voran, dass er dem Geschäft nicht viel Zeit widmen konnte.
»Ich bin Euch keine Rechenschaft schuldig«, sagte er. »Euer Bruder wird sich eines Besseren besinnen und umkehren. Ich schlage vor, Ihr geht in Eure Kammer und wartet auf ihn.«
Was für ein Mann war das? Wie konnte er sich weigern, ihr zu helfen? Sie hatte keine Zeit, sich zu streiten. Er würde ohnehin nicht nachgeben.
Sie reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihm über die Schulter zu sehen und nach einem anderen Ausschau zu halten, den sie bitten konnte. Als sie Lord FitzAlan erblickte, rief sie seinen Namen und winkte mit beiden Armen.
»Hört sofort damit auf«, sagte de Roche. »Ihr macht Euch zum Gespött.«
FitzAlan
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