Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
kam bereits mit großen Schritten auf sie zu. Gelobt sei Gott! Und da war Stephen, direkt hinter ihm.
»Lord FitzAlan, Sir Stephen«, grüßte de Roche die beiden Männer, als sie näher kamen.
FitzAlan ignorierte ihn. »Was gibt es, Lady Hume? Ihr scheint in Sorge.«
»François hat erzählt, dass mein Bruder und Jamie allein aus der Stadt geritten sind«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme zu beherrschen.
Stephen griff nach ihrem Arm. »Weiß François, wohin sie wollten, oder zumindest, in welche Richtung sie geritten sind?«
»Zu einem Kloster zwei Stunden östlich von hier.« Ein paar Verse von einem von Geoffreys Gedichten fielen ihr ein. Etwas über den Finger eines gemarterten Heiligen und … »L’Abbaye de Saint Michele, kann das sein?«
»Ich treffe dich bei den Stallungen«, sagte FitzAlan zu Stephen. »Ich muss dem König eine Nachricht hinterlassen, dass ich fort bin.«
»Wir werden sie finden.« Stephen drückte rasch ihren Arm, als sie sich zum Gehen wandten.
»Wartet!«, rief sie ihnen hinterher. »Ich komme mit Euch.«
»Seid nicht töricht«, fing de Roche an, doch FitzAlan unterbrach ihn.
»Behaltet sie hier«, befahl er und deutete mit ausgestrecktem Arm auf de Roche.
Dann waren sie fort.
Die Augen zu Boden senkend, sagte Isobel: »Ich werde in meiner Kammer warten, wie Ihr vorgeschlagen habt.« Sie knickste eilig und ging, bevor er ein Wort sagen konnte.
Linnet holte sie auf der Treppe ein. Sobald sie in ihrer Kammer angekommen waren, öffnete Isobel ihre Truhe und holte die Kleidungsstücke heraus, die sie für Geoffrey geflickt hatte.
»Schneide zehn Zentimeter von den Beinkleidern und den Ärmeln ab und hilf mir beim Umkleiden«, befahl sie Linnet. »Schnell jetzt.«
Sie wies Linnets Einwände ab. Eine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass es töricht war, was sie da tat; doch auch die ignorierte sie.
Geoffrey war alles, was sie auf dieser Welt noch hatte.
Sie konnte nicht hier sitzen und warten. Seit Geoffrey klein war, passte sie auf ihn auf – sie schützte ihn vor der Kritik ihres Vaters, der Gleichgültigkeit ihrer Mutter und seiner eigenen Blindheit gegenüber der Welt um ihn herum.
»Wenn jemand mich sehen will, sag ihnen, ich würde schlafen«, sagte sie, während sie ihr Schwert gürtete. »Sag, ich würde mich unwohl fühlen, hätte Kopfschmerzen.«
Gott sei Dank war ihr Umhang sehr schlicht. Sie wies Linnet an, ihn zu holen, während sie ihr Haar unter eine Kappe schob. Nachdem sie Linnet einen eiligen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, zog sie die Kapuze über und rannte aus der Tür.
Sie erreichte die Stallungen im selben Moment, als FitzAlan und Stephen losritten. Sie zog den Kopf ein, als sie an ihr vorbeigaloppierten, und drehte sich dann um. Sie ritten in Richtung des östlichen Burgtores, Porte de Champs.
Als sie François drinnen fand, war er von ihrem Plan nicht mehr angetan als seine Schwester. Trotzdem brachte sie ihn dazu, ihr beim Satteln ihres Pferdes behilflich zu sein und sie nicht zu verraten. Er sah so beunruhigt aus, dass sie ihre Verkleidung vergaß und seine Wange berührte.
»Ich habe sie im Nu eingeholt«, versicherte sie ihm. »Sie werden mich beschützen.«
»Passt gut auf Euch auf, Mylady«, sagte François. »Sie werden sehr wütend auf Euch sein.«
Fast hätte sie gelacht – François machte sich viel größere Sorgen darüber, was Stephen und FitzAlan mit ihr anstellen würden als die Wegelagerer und Abtrünnigen.
Porte de Champs führte sie direkt auf die Felder östlich der Burg. Weit voraus konnte sie zwei Reiter erkennen. Sie hielt ihr Pferd zurück, denn sie wollte die Distanz nicht zu schnell überbrücken. Ihr Plan war es, sich ihnen erst auf halbem Weg zum Kloster zu offenbaren, wenn es ihnen leichter fiel, sie einfach mit zum Kloster zu nehmen, als sie den weiten Weg zurück nach Caen zu bringen.
Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Sorge, zu früh entdeckt zu werden, aufgab. Sie war eine gute Reiterin, doch bei jedem Hügel kamen ihr die Männer weiter und weiter entfernt vor. In den Senken dazwischen verlor sie die beiden gänzlich aus den Augen.
Als sie die nächste Hügelkuppe überschritt, konnte sie sie überhaupt nicht mehr entdecken. Eine Welle der Angst durchfuhr sie, als ihr bewusst wurde, wie einsam und verletzlich sie war. Sie schaute sich nach allen Seiten um. Sollte sie umkehren? Mit hämmerndem Herzen reckte sie den Hals und suchte den leeren Horizont ab.
Plötzlich brachen zwei Reiter aus
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