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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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hatte.
    »Ich will die Scheidung.«
    Mein Mann starrte zu mir hoch. »Nach dreizehn Jahren?«
    »Warum nicht?«
    »Das macht doch keinen Sinn.«
    »Für mich schon. Ich werde mich nicht weiterhin mit einem Mann auseinander setzen, der mich seit Jahren mit anderen Frauen betrügt - was ja noch gerade angeht. Aber du musstest denen ja sogar Heiratsanträge machen und das, mein lieber Martin, ist absolut indiskutabel.«
    Bei meinem letzten Satz sank Martin im Rollstuhl sichtbar in sich zusammen.
    »Das stimmt doch gar nicht«, setzte er meinem Anwurf lahm entgegen.
    »Hör auf, Martin. Versuch gar nicht erst, es zu leugnen. Mit Laura willst du gar nach Mallorca auswandern und Tomaten anbauen und der Baerenbaum hast du ebenfalls einen Antrag gemacht. Nur ich, ich komme in deinen Plänen für die Tomatenzucht nicht vor. Du wirst verzeihen, wenn ich das blöd finde und meine Konsequenzen ziehe. Und deshalb schmeiße ich dich raus.«
    Martin guckte wie ein Schwein ins Uhrwerk. Sein Verstand hatte den Abflug gemacht. Wo auch immer er sich rumtrieb, in Martins Gehirn jedenfalls nicht.
    »Aber«, hob er stotternd und nach Worten ringend an. »Aber ... du ka... kannst doch nicht einfach so... die Scheidung einreichen. Das ge ... eht doch nicht. Man muss do... och so ein Trennungs ... jähr haben.«
    »Doch, das geht sehr wohl. Ich behaupte einfach, wir lebten zwar im selben Haus, führten aber schon seit geraumer Zeit ein getrenntes Leben. Als Beweise benenne ich einen Hightechdildo mit Lithiumbatterie und Sechsgangschaltung, Laura Hesselbach und Sarah Baerenbaum. Also, leb wohl.«
    Ich drehte mich um und hastete die Einfahrt hoch. Ich hörte hinter mir ein »Wieso einen Dildo mit Sechsgangschaltung? So etwas hast du doch gar nicht«.
    »Hab ich doch!«, rief ich über die Schulter zurück und hastete weiter.
    »Claire, komm zurück. Bitte. Lass uns reden. Was hat denn ein Dildo mit unserer Scheidung zu tun? Ich verstehe das nicht.«
    Ich drehte mich nicht um. Mein Bedarf an unerquicklichen Aussprachen war für diesen Tag gedeckt. Und so eine dämliche Frage. Einen Dildo benötigte ich, wenn die Zahl meiner Orgasmen zu wünschen übrig ließ oder mich Depressionen überrollten. Ist ja wohl logisch.
    Da ich ab sofort in Scheidung lebte, würde ich mir zur Bekämpfung meiner Trauer nicht einfach mal einen Liebhaber nehmen. Erstens wäre das blöd, denn wie stünde ich vor dem Scheidungsrichter da, wenn das rauskommt? Und zum zweiten war eine Scheidung etwas, das einen aller Erfahrung nach mitunter geradezu zwangsweise depressiv machte. Da kam es dann zu depressiven Dunkelphasen, man erlebte. Abende mit Heulkrämpfen und Verzweiflungsattacken, Mordgelüsten und Selbstmordgedanken. Und in solchen Momenten konnte ich einfach keinen Liebhaber gebrauchen. Gemeinhin hatte auch ein Liebhaber seine Ansprüche und die würden mich dann schlicht überfordern.
    Das war einer der Gründe, weshalb ich Theo Ernst Petrello in den letzten Wochen zwar immer anrufen wollte, es aber bis heute unterließ, und weshalb ich inzwischen einen Hightechdildo besaß. Einem Dildo war es egal, welche seelischen Müllberge sich gerade vor mir auftürmten. Ein Liebhaber würde es gemeinhin bemerken, zumindest ein so sensibler wie Theo Ernst Petrello. Und das wäre einem solchen Menschen gegenüber unfein und unfair.
    Martins Verhalten an jenem Morgen war mal wieder typisch. Erst baute der Mann hinter meinem Rücken eine Riesenscheiße, dann flog die auf und anschließend wollte er mit mir reden, beziehungsweise mir einreden, dass alles halb so schlimm und ganz schnell zu richten sei.
    Dabei waren die Dinge längst gelaufen. Das hatte der Mann nur noch nicht begriffen.
    Es war mittlerweile kurz vor elf Uhr und Sarah Baerenbaum und Laura Hesselbach mussten jeden Moment auf die Auffahrt einbiegen.
    Ich hatte inzwischen längst das Haus erreicht, schlüpfte hinein, und als ich aus Martins Blickfeld verschwunden war, rannte ich durch die Halle und die Treppe hinauf zum ersten Stock. Außer Atem und nach Luft japsend wie ein Fisch auf dem Trockenen, stellte ich mich im Schutz der seitlich gerafften Vorhänge hinter das angekippte Korridorfenster, das direkt über der Eingangstür lag. Nicht unbedingt ein Logenplatz, aber einen besseren gab es nicht.
    Zwei Minuten vor elf Uhr bog Laura Hesselbach in einem dunkelblauen Golf um die Ecke, fuhr die Auffahrt halb hoch, bis sie Martin erreichte, und hielt abrupt an.
    Sie kurbelte das Fenster herunter und sprach mit ihm. Ich

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