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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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gemeinsam runter in den Keller. Und heute Nacht begraben wir ihn und den anderen Herrn unter dem Fliederbaum, wie es sich gehört«, versuchte Hedwig das Regiment im Haus wieder an sich zu bringen, während sie sich zu Gregor hinabbeugte und kurzsichtig blinzelnd seinen Puls am Handgelenk suchte, als ob sie uns beiden nicht zutraute zu erkennen, ob jemand tot war oder nicht. Erwartungsgemäß konnte Hedwig den Puls nicht lokalisieren und richtete sich schließlich kopfschüttelnd auf.
    »Ich werde für die beiden eine Messe lesen.«
    »Hedwig, du glaubst doch gar nicht an Gott«, warf ich ein.
    »Das ist schon möglich. Aber man weiß ja nie und sicher ist sicher. Im Übrigen solltet ihr ihn bekleiden. Eine unbekleidete Leiche schickt sich nicht.«
    Ich konnte Hedwigs Logik nicht folgen und verweigerte das Ansinnen, Zeit damit zu vergeuden, indem wir Gregor anzogen.
    Es war inzwischen spät genug. Lisa argumentierte ähnlich und so ergab sich Hedwig unserer Übermacht und bestand nicht darauf.
    Um sie zu erfreuen, erklärte ich ihr, ich hielte ihre Idee mit dem Flieder für eine äußerst praktische Lösung.
    Es war eine Lüge, jedoch nur eine winzig kleine, entschuldbare, denn auf die Schnelle fiel mir nicht ein, was man mit gleich zwei Leichen anstellen sollte. Mir war bislang nicht mal eine Lösung für die Entsorgung von Gerhard Meinhards Leiche eingefallen.
    Und so ganz blöd war Hedwigs Einfall nicht. In den letzten sechzehn Jahren hatte sich keiner unserer Gäste jemals bis an diese Ecke vorgewagt, da Hedwigs Haus für jeden Besucher wie ein unsichtbares Stoppschild wirkte. »Bis hierher und nicht weiter.« Jeder Besucher hatte es respektiert, ohne dass jemals eine solche Anweisung erteilt worden war.
    Ich hatte nur ein Problem: Gerhard Meinhard würde von seiner Tochter vermisst werden. Ganz sicher. Und wenn wir Pech hatten, hatte uns trotz seiner und meiner Diskretion irgendjemand zusammen in dem Café gesehen und erkannt. Andererseits blieb mir nichts anderes übrig. Ich sah mich gezwungen, es darauf ankommen zu lassen.
    Ob Gregor von jemandem vermisst werden würde, konnte ich nicht einschätzen. Ich wusste nur, dass er in den letzten sechs Wochen außer von seinem Dealer nicht einen einzigen Telefonanruf erhalten hatte. Das hatte mich zwar gewundert, doch ich hatte es nie angesprochen.
    Gregor hatte mir lediglich zu Anfang unserer Bekanntschaft erzählt, dass er, als er meine Heiratsvermittlung aufgesucht hatte, ziemlich abgebrannt gewesen war.
    Er hatte in irgendeinem Billighotel am Hamburger Hauptbahnhof logiert, da er ein paar Tage zuvor gerade von einem Achtmonatstrip durch Asien zurückgekehrt war.
    Gearbeitet hatte er definitiv nicht, und wovon er lebte, war mir schleierhaft. Meine Agentur hatte er aufgesucht, weil er daran gedacht hatte, sich eine möglichst reiche »Schickse«, wie er sich ausdrückte, an Land zu ziehen, von deren Vermögen er dann leben wollte.
    Mir ging durch den Kopf, ob er vielleicht gar spekuliert hatte, ich sei eine potentielle Heiratskandidatin, und deshalb ausgerastet war, als er von meinem Ehemann gehört hatte. Wenngleich ich von Anfang an klargestellt hatte, dass ich an ihm nur als Liebhaber interessiert sei.
    Wie auch immer, nun war er hin, mein Ersatztraining im Eimer und seine Zukunft Vergangenheit.
    So schnell konnte das gehen. Erstaunlich.
    Lisa hatte die ganze Zeit nur schweigend dagesessen, sich Ellenbogen und Unterarm gerieben und zugehört.
    »Das werden wir nicht tun«, schaltete sie sich ein. »Das ist das Blödeste, was man machen kann.«
    »Woher willst du denn das wissen?« Hedwig ging auf Lisa zu und sah sie grimmig an, Augenbrauen zusammengezogen, Mund verkniffen. Es war unklug, derart mit Hedwig umzugehen, doch Lisa hatte ihren eigenen Kopf.
    »Aus dem Kino. Da stolpert immer zufällig irgendein Idiot oder blöder Hund über irgendwelche vergrabenen Leichen. Und wenn das da schon so oft passiert, will ich gar nicht wissen, wie oft das im wirklichen Leben vorkommt.«
    »Was hat denn das Kino mit dem wirklichen Leben zu tun?«, fragte Hedwig beleidigt.
    »Na, wenn das im Kino schon zu sehen ist, dann müssen die es ja irgendwo aufgeschnappt haben. Und demzufolge muss es häufig vorkommen.«
    »Das nenne ich Logik.« Hedwig sah mich Beifall heischend an, aber aus dem Disput hielt ich mich raus.
    »Und was schlägst du vor?«, fragte sie schließlich an Lisa gewandt.
    »Wir fahren morgen nach Thüringen. Wir nehmen zwei Autos, packen die Typen hinten rein

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