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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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ließ mich frösteln.
    Dabei besaß sie ein ausdrucksvolles Gesicht mit einer kleinen, doch zu den Proportionen passenden Nase, deren Flügel zwar eine Spur zu weit auseinander liefen, ihrem Gesicht aber eine markante Note verliehen. Kupfergoldene Augenbrauen verliefen sichelförmig über den grüngelben Augen. Ihr Kinn war ein wenig zu eckig geraten, verlieh ihr jedoch einen herben Reiz. Der helle Teint strahlte feinporig und feuchtigkeitsprall typische Nichtraucherhaut - und war übersät mit zierlichen Sommersprossen.
    »Hallo, Sarah! Sind Sie noch da? Wollen wir ein wenig über die Möglichkeiten einer Eheanbahnung plaudern?«
    Ich beugte mich nach vorn über meinen Schreibtisch, das Kinn in die Hände gestützt. Sarahs Blick wanderte auf meine Ellenbogen zu, kroch die Unterarme entlang, über mein halblanges Haar hinweg und traf mein Gesicht.
    Ich lächelte sie an. Keine Reaktion.
    »Sarah? Kommen Sie schon. Ich habe nicht unendlich viel Zeit.«
    Sensibilität hin oder her, manchmal richtete die Holzhammermethode mehr aus.
    »Ich weiß nicht genau, ob es richtig war wiederzukommen.« Sie sah mich Hilfe suchend an. Wie bei jedem Besuch zuvor. Ein Begrüßungsritual, ohne das sie nicht klarkam. Ich wappnete mich mit Geduld. Versuchte es jedenfalls. Geduld ist nicht gerade eine meiner herausragenden Eigenschaften.
    »Weshalb glauben Sie das?«
    »Ich bin nicht sicher, was ich hier will.«
    Das war ich zwar auch nicht, aber es war mitnichten mein Job, ihre Zweifel zu bestätigen.
    »Sie erhoffen sich einen Rat, nehme ich an. Vielleicht gar einen Mann. Immerhin betreibe ich ein Heiratsinstitut und kein Therapiezentrum.«
    »Ich weiß nicht.« Sie stockte, sprang auf und tänzelte vor meinem Schreibtisch hin und her. »Ich bin nicht sicher, was ich erhoffe.«
    »Sarah, setzten Sie sich wieder.«
    »Nein. Bitte nicht. Ich muss mich bewegen.«
    Ihr Rock schwang hin und her, umspielte die Knie, während die Füße kurzzeitig weitertrippelten, bis Sarah schließlich breitbeinig auf der Stelle verharrte. Die spitzen Absätzen hatten ein klopfendes Geräusch auf meinen Pitchpine-Dielen verursacht. Ich sah die Unmenge kleiner Abdrücke schon vor mir, die sie gerade in das wunderschöne Holz gesteppt hatte. Doch was sollte ich tun?
    Obwohl ihre Füße nun ruhig standen, schwang ihr Oberkörper weiter, als sei die Frau eines jener kugelrunden Stehaufmännchen meiner Kindheit, das jemand angetippt hatte und das gemächlich ausschwang.
    »Hören Sie auf. Und setzen Sie sich endlich. Bitte. Sie machen mich nervös.«
    Sie unterbrach ihr Schwingen.
    »Wirklich? Meine Mutter ignoriert es einfach.«
    »Ich bin nicht Ihre Mutter«, entfuhr es mir, inzwischen etwas gereizt. So viel Geduld besaß ich nicht. »Also, bitte, setzen Sie sich wieder.« Endlich kam sie meiner Bitte nach. »Und wenn Sie sich erinnern: Ich versuchte, ehrlich zu Ihnen zu sein, und empfahl Ihnen, in Ihrer Verfassung lieber kein Date anzustreben, sondern zunächst einmal an sich zu arbeiten. Sie müssen sich also inzwischen entschieden haben, etwas in Ihrem Leben zu ändern. Sonst säßen Sie nicht vor mir.«
    »Ich habe etwas geändert. Ich versuche es ja. Ich habe meine Kreditkarte dabei. Ich wollte Sie bitten, mich zu einer Shoppingtour zu begleiten, um mir zu helfen, mich neu einzukleiden.« Jetzt lächelte sie, mit kühlem Blick, wie ich erstaunt wahrnahm. Ich hatte zuvor kaum in ihre Augen geschaut, weil mich meine Erfahrung gelehrt hatte, es bei verunsicherten Klienten zu unterlassen. Sie hielten fremden Blicken nur schwer stand und fühlten sich durch einen direkten Blickkontakt häufig irritiert. Sarahs Haltung straffte sich fast unmerklich, ihre Augen trafen die meinen. Emotionslos, abschätzend, kühl.
    Die Frau war ein Überraschungsei und keiner wusste, was drin war. Trotz meiner Menschenkenntnis, auf die ich stolz bin, hatte ich nicht geahnt, dass sie entschieden mehr Selbstbewusstsein besaß, als die verpfuschte Erscheinung vermuten ließ.
    Sie klang keineswegs mehr schüchtern. Ich schaute verblüfft drein, während sie fortfuhr: »Ich meine, wenn Sie nicht zu beschäftigt sind. Und natürlich zahle ich für Ihre aufgewendete Zeit.« Ihre Sätze irritierten mich ebenso wie der selbstbewusste Tonfall ihrer Stimme.
    »Sarah, ich bin keine Modeberaterin. Wir können Ihnen nicht mal eben in einer Boutique ein neues Stilbewusstsein kaufen.«
    »Aber vielleicht würde es mir helfen, wenn Sie mich begleiten. Ich würde mich sicherer fühlen. Sie haben

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