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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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Baerenbaum, zweiundvierzigjährige Erbin in spe aus angesehener und vermögender Familie einen Termin bei mir hatte und ich ihr weder absagen noch sie warten lassen wollte. Ich musste mich vielmehr dringend um sie kümmern. Das war eine Frage der Professionalität - und eine des Geldes, das sie bereit war, für meine Dienstleistungen bar auf den Tisch zu legen. Ohne Quittung. Für das Finanzamt unantastbar.
    Solche Kunden musste man lieben. Instinktiv.
    Sarah Baerenbaum war intelligent und gebildet, doch von einer derart erbärmlichen Ausstrahlung, dass sie selbst ihr Vermögen als eine Art Schmerzensgeld für den zukünftigen Gatten betrachtete, wie sie mir bei einem unserer ersten Treffen ein paar Wochen zuvor gestanden hatte. Eine Einsicht, die mich einerseits hoffen ließ, wenngleich ihr Anblick mich andererseits zutiefst deprimierte und auf den ersten Blick zu keinerlei Optimismus berechtigte. Blicke, die dem ersten folgten, zeitigten ein ähnlich ernüchterndes Ergebnis.
    Auf Sarahs Pünktlichkeit konnte ich mich ebenso verlassen wie darauf, dass sie erbarmungswürdig gekleidet sein würde. Sie ließ sich die schrecklichsten Outfits von ebenso schrecklichen Verkäuferinnen aufschwatzen, die mehr am Umsatz denn am Wohlbefinden ihrer Kunden interessiert waren. Von dieser Kategorie gibt es mehr als genug, bemerkenswerterweise in Edelboutiquen. Sie wissen schon, diese Art Verkäuferin, von der der Kunde weiß, dass sie zu wenig Geld verdient, um sich das feingeschneiderte Kostüm oder Ähnliches zum regulären Ladenpreis selbst zu gönnen, die aber dennoch unverdrossen der Meinung ist, der Glamour der Marke färbe auf sie ab. In ihrer dummdreisten Arroganz ignorierend, dass sie zu den unteren Chargen gehört. Leider vergaßen das auch einige Kundinnen.
    Ich vergaß es nie. Ich war mit Personal groß geworden und nicht gewillt, mir eine anmaßende Behandlung bieten zu lassen.
    Im Gegensatz zu solch bedauernswerten Geschöpfen wie Sarah Baerenbaum. Die mochte zwar gleichfalls mit Hausmädchen aufgewachsen sein, hatte aber nie die Gelegenheit erfahren, meinen Gleichmut, ja fast möchte ich es Gleichgültigkeit nennen, zu verinnerlichen.
    Dabei wusste Sarah Baerenbaum durchaus um die geschmacklichen Pleiten, die ihr gelangweiltes Personal aufschwatzte, wurde aber absolut hilf- und wehrlos, sobald sie einen der durchgestylten Glamourtempel betrat. Das erzählte sie mir jedenfalls und ich glaubte es.
    Meiner Meinung nach gehörte die Frau auf die Couch eines erfahrenen Therapeuten, bevor man sie auf die Männerwelt loslassen konnte, egal, was ich ansonsten von derlei Typen halte: Bis auf wenige Ausnahmen nämlich gar nichts.
    Sarah Baerenbaum hatte jedenfalls bisher standhaft einen Besuch bei Therapeuten oder Motivationscoachs verweigert, weshalb die Suche nach den Vorzügen ihrer Persönlichkeit an mir hängen blieb, ob ich es nun toll fand oder nicht. Und Sie dürfen mir glauben, ich fand diese Herausforderung alles andere als toll.
    Lisa hatte auf Sarah Baerenbaums Klingeln hin ihre Putzerei unterbrochen und die Tür geöffnet, die Kundin routiniert umgarnt und in mein Büro geführt, wo die Frau nun auf der Kante eines Loyd-Lloom-Sessels hockte, die Schultern hochgezogen, die Hände im Schoß zusammengepresst, den Kopf mit dem natürlich gelockten, kupfergoldenen Haar gebeugt.
    »Hallo, Sarah, wie geht es Ihnen? Schön, Sie wiederzusehen.«
    Sarah hatte mich offenbar nicht kommen hören, denn sie schrak zusammen, als sie meine Stimme in ihrem Rücken vernahm, sah jedoch weiter auf ihre Hände hinab. Während sie nach unten starrte, ging ich um meinen Schreibtisch herum, machte es mir auf meinem Stuhl bequem, wartete auf eine Reaktion und musterte sie.
    Sie trug hellgrüne, spitz zulaufende Schuhe mit einem winzigen Absatz, die eher zu Lisa denn zu einer Zweiundvierzigjährigen gepasst hätten, und einen giftgrünen Leinenrock, dessen Länge modisch-elegant das Knie umspielte. Ich war mir jedoch sicher, dass sie den auch tragen würde, wenn die Länge gerade nicht modern war. Ihren schmalen Oberkörper verbarg ein überweiter, pink-grün gemusterter Seidenpulli mit kurzem Arm. Ein Bündchen raffte die Weite auf der Hüfte zusammen, so dass der Pullover wir ein erschlaffter Ballon über dem schmal geschnittenen Rock hing. Eine pinkfarbene Tasche komplettierte das Ensemble, das ihre Proportionen missachtete, ihre schlanken Beine verkürzte und sie zum Hintern hin birnenförmig auseinander laufen ließ. Ihr Farbgefühl

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