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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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hinweg verwundert an, als sehe sie den Teufel persönlich. Ihre Kiefer mahlten in träger, doch zwanghafter Bewegung und in ihren Händen zitterte eine Tageszeitung. Allerdings nicht von einer Windböe.
    »Ist schon gut. War nur ein Scherz«, lächelte ich zu ihr hinüber, allerdings erfolglos. Ich drehte mich zu Lizzie und zischte ihr ein »Halt deine dämliche Klappe, Mensch, deine Lautstärke geht ja auf keine Kuhhaut«.
    Als ich einen zweiten Blick wagte, um die Lage zu peilen, hatte sich die Dame am Nachbartisch wieder in ihre Zeitung vertieft. Der dreißigjährige Typ ein paar Tische weiter blickte munter grinsend zu uns herüber und erhob sein Glas mit dem Eiskaffee, um uns zuzuprosten. In den Achselhöhlen, die sein Muskelshirt freilegte, wucherte dunkles, krauses Haar. Dafür hatte sich sein Haupthaar entschlossen aus der Stirn zurückgezogen, während seine Geheimratsecken systematisch auf ein Treffen hinarbeiteten. In spätestens fünf Jahren sollte dem Mann eine Halbglatze versprochen sein.
    Ich grinste ebenso dreist zurück und winkte schließlich mit der Serviette, die vor mir auf dem Tisch lag. Männer mit Glatze sollen besonders potent sein, besagt ein Gerücht, das sich über Generationen weiblicher Erwartungen hinweg gehalten hatte.
    Ein nettes Gerücht. Allerdings eben nichts anderes und meiner Erfahrung nach weder zu beweisen noch zu widerlegen.
    Ganz sicher aber eine dieser unzähligen Legenden, geboren im Gehirn eines Mannes und von einem Mann in die Welt gesetzt. Von wem auch sonst? Oder haben Sie schon mal von einer Frau gehört, deren kreisrunder Haarausfall, zu dem die eine oder andere in Stresssituationen neigt, als Zeichen besonderer Orgasmusfähigkeit galt?
    Ob der Typ mit der Halbglatze nun ein vielversprechendes Sexobjekt war oder nicht, jung war er auf jeden Fall - und er winkte zurück. Winkte mir zu, die ich glatt fünfzehn Jahre älter war.
    Ich nahm es als Kompliment, auf das ich stolz sein durfte. Obwohl ich das Verfallsdatum für taufrische Jugend und knackige Brüste längst überschritten hatte, schien ich zum Verzehr noch immer geeignet zu sein. Und das nicht nur in den Augen solch abgebrannter Typen wie Gregor.
    Der Youngster am Nebentisch besaß Geld und Geschmack. Das legte die Kleidung nahe. Jeans von Helmut Lang und ein extrafeines T-Shirt. Ich tippte auf Gucci. Die Preisklasse war es allemal. Ich meine, okay, man muss für ein solches T-Shirt nicht zwingend erfolgsverwöhnter Unternehmer sein, garantiert aber Ästhet. Eine Einsicht, die mir runterging wie Öl.
    Welch wunderbarer Tag. Ich fühlte mich zutiefst geschmeichelt, was ich nach dem Knock-out durch Martin auch dringend nötig hatte.
    Kaum hatte die eitle Freude mein Gefühlszentrum erreicht, meldete sich das Schmerzzentrum. Und das war bei weitem kräftiger ausgebildet. Lizzie hatte mir unter dem Tisch einen saftigen Tritt gegen das Schienbein verpasst. Der Schmerz waberte kurz um die Freude herum und verschluckte sie schließlich ganz.
    »Das ist meine Abteilung ... Halt dich da raus... Der flirtet ... schon die ganze Zeit mit mir. Also ... misch dich nicht ein«, raunzte sie mich an, von der Hitze und dem Zuviel an Alkohol noch immer erheblich kurzatmig.
    Ich lachte auf, weil Lizzie zwar angetrunken war, dennoch aber bemerkte, dass ich gerade in ihrem Revier wilderte.
    Ich winkte nicht mehr zu dem Typen hinüber. Weniger aus weiblicher Solidarität oder weil Lizzies Ansage mich beeindruckt hatte, als deshalb, weil ich in meiner Situation mit einem neuen Liebhaber überfordert gewesen wäre. Ich war herzensfroh, Gregor los zu sein, auch wenn mir die Art seines Abgangs keinen Anlass zur Freude gegeben hatte.
    Ich brauchte eine Verschnaufpause von Männern, mit denen ich nicht verheiratet war. Wenn ich ehrlich war, brauchte ich auch eine Pause von Martin. Aber da er Mittwoch ohnehin wieder abreiste, war die garantiert. Ich konnte mir danach in Ruhe überlegen, was ich glauben und vor allem auch tun sollte.
    Außerdem brauchte Lizzie einen Liebhaber sehr viel dringender als ich.
    Seien wir doch mal ehrlich, Lizzie war in einer kritischen Phase. Sie war so alt wie ich, also vierundvierzig, und sie war Single.
    Zwei Indizien, die erfahrungsgemäß nahe legten, dass sich an ihrem Zustand auch die nächsten Jahre nichts ändern würde. Mit anderen Worten: Lizzie hatte ein Problem. Auch sie hatte ihr Verfallsdatum überschritten.
    Lizzie und ich hatten beide für eine Weile unseren Gedanken nachgehangen und geschwiegen,

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