Mein Monat mit dem Millionär
Ein Freund von mir ist Rodeo-Promoter und will mir einen Job geben. Dann wird alles gut.“
Doch Emilio hatte ähnliche Geschichten schon viel zu oft gehört.
Anscheinend spürte Estefan, dass er diesmal keinen Erfolg haben würde, denn er sagte hastig: „Ich könnte bestimmt bei Mama unterkriechen. Aber du weißt, dass diese Leute nicht lange fackeln. Ich möchte sie nicht in Gefahr bringen.“
Also blieb Emilio keine Wahl, er musste seinen Bruder aufnehmen. Im Übrigen ging er davon aus, dass Estefan aller Welt erzählen würde, dass sich Isabelle Winthrop hier befand, wenn er ihn abwies. Pure Erpressung, aber was konnte er tun?
Er stand auf. „Fünf Tage, nicht länger. Wenn du bis dahin deine Schulden nicht los bist, kannst du sehen, wo du bleibst.“
Spontan umarmte Estefan ihn. „Danke, Emilio.“
„Solange du hier wohnst, lässt du die Finger von Alkohol und Drogen, ist das klar?“
„Ich bin clean, hab ich dir doch gesagt.“
„Und du hältst den Mund, was Isabelle betrifft.“
„Klar, ich schweige wie ein Grab. Mein Wort darauf.“
„Und du wirst dich ihr gegenüber anständig verhalten.“
Estefan zog eine Augenbraue hoch.
„Mein Haus, meine Regeln.“
„Von mir aus.“
„Dann sage ich Isabelle Bescheid, dass sie dir eines der Gästezimmer zurechtmacht.“
„Ich muss noch ein paar Dinge erledigen“, sagte Estefan. „Aber heute Abend bin ich wieder da. Es kann aber spät werden.“
„Um Mitternacht liege ich im Bett. Wenn du bis dahin nicht hier bist, schläfst du im Garten.“
„Du könntest mir doch den Code verraten?“
Emilio gönnte ihm nur einen verächtlichen Blick.
„Na gut. Dann bin ich vor Mitternacht zurück.“
Estefan ging, und Emilio begab sich auf die Suche nach Isabelle. Er fand sie kniend auf dem Küchenfußboden; sie war dabei, das verspritzte Öl aufzuwischen. Da erst erinnerte er sich an die Verbrennung an ihrem Oberschenkel und fragte sich, ob die Verletzung noch wehtat. Als sie vorhin übereinander hergefallen waren, hatten sie es beide völlig vergessen.
Als Isabelle ihn entdeckte, sprang sie auf. „Es tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte, dass er es ist, dann wäre ich nicht zur Tür gegangen.“
„Ich habe dich doch dazu aufgefordert, Isabelle. Es ist nicht deine Schuld.“
„Wird er es weitererzählen?“
„Er hat versprochen, den Mund zu halten. Außerdem wird er fünf Tage hier wohnen. Wahrscheinlich bis Thanksgiving.“
„Oh.“
„Es wird sich nichts ändern, außer dass du jetzt einen Esser mehr zu versorgen hast.“
„Meistens bleibt ja sowieso noch etwas übrig.“
„Ich möchte mich für sein Benehmen dir gegenüber entschuldigen. Es war eine Unverschämtheit, und es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe ihm gesagt, dass er dich anständig behandeln soll.“
„Weil du der Einzige bist, der mich beschimpfen darf?“
Hm. Da war was dran. Nur, dass er mittlerweile absolut keinen Grund mehr sah, Isabelle zu beleidigen. Er wäre sich sonst vorgekommen wie ein Schwein. Stattdessen dachte er oft an das, was Alejandro von den neuen Beweisen gesagt hatte. Vielleicht war Isabelle ja unschuldig. Und außerdem – war er selbst denn so ohne Fehl und Tadel, dass er über ihr Verhalten richten durfte?
All dies änderte nichts an der Tatsache, dass ihr Vater sich ihm und seiner Familie gegenüber ungerecht und böswillig verhalten hatte. Und auch nicht daran, dass sie ihn, Emilio, damals ohne eine Erklärung hatte sitzen lassen. Dafür musste sie nun büßen.
„Tut mir leid, dass ich das Frühstück verdorben habe“, sagte sie. „Scheint, als ob Kartoffelpuffer zu schwierig für mich sind.“
„Dann wirst du in Zukunft einfachere Gerichte machen?“
„Komisch, ich hätte nie gedacht, dass kochen und backen so kompliziert sein könnte. Ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall in der Küche. Danke, dass du dich um die Verbrennung gekümmert hast. Es ist verdammt lange her, seit jemand etwas Nettes für mich getan hat. Mom natürlich ausgenommen.“
„War dein Mann nicht nett zu dir?“ Diese Frage war ihm einfach herausgerutscht. Eigentlich sollte es ihm egal sein, wie Leonard sich ihr gegenüber verhalten hatte.
„Lenny hat sich bestens um mich gekümmert“, erwiderte sie und konnte eine gewisse Bitterkeit in der Stimme nicht unterdrücken. „Solange ich mit ihm verheiratet war, hat es mir an nichts gefehlt.“
Aber glücklich warst du nicht, dachte Emilio. Geschieht dir recht, denn du hast es so gewollt!
Sie
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