Mein Monat mit dem Millionär
lässt ihm keine andere Wahl“, antwortete sie kühl.
„Was weißt du schon davon? Blut ist dicker als Wasser. Er muss zu mir stehen. Wenn er es nicht tut, bist du schuld.“
Ach, mal wieder? dachte Isabelle. Diesen Typ Mann kannte sie. Immer waren die anderen schuld. Bloß keine Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Er trank aus der Flasche. „Ich war verliebt in dich. Alles, alles hätte ich getan, um mit dir zusammen zu sein. Dann hat Emilio alles kaputt gemacht.“ Schwankend stand er auf. „Ich bin es leid, immer zweite Wahl zu sein. Jetzt nehme ich mir einfach, was mir zusteht.“
Als er auf sie zukam, hatte Isabelle nur einen Gedanken: Weg hier!
Sobald Emilio an diesem Morgen in die Firma kam, rief er die Privatdetektei an, die sich auch mit den Ermittlungen bei Western Oil befasste, und erklärte, was er benötigte.
„Krankenakten unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht“, informierte ihn der Detektiv.
„Heißt das, Sie kriegen sie nicht?“
„Doch, aber vor Gericht sind sie wertlos.“
„Das Gericht ist mir schnuppe.“
„Dann brauche ich den Namen.“
„Isabelle Winthrop.“
Schweigen am Ende der Leitung. „Die, die wegen Anlagebetrugs verurteilt werden soll?“
„Genau.“ Es gab erneut eine Pause, und Emilio hörte Tastaturgeklapper. „Wie lange werden Sie brauchen?“, fragte er.
„Bleiben Sie dran.“ Es klapperte, dann sagte der Mann: „Ich muss jemanden anrufen und melde mich später bei Ihnen.“
Die Zeit verging. Nachdem er bis nachmittags um drei nichts von dem Detektiv gehört hatte, wurde Emilio langsam ungeduldig. Gerade wollte er nach dem Telefonhörer greifen, als seine Sekretärin ihn über die Sprechanlage anpiepte.
„Mr Blair würde Sie gern sehen.“
„Sagen Sie ihm, ich bin in ein paar Minuten bei ihm.“
„Er besteht darauf, sofort mit Ihnen zu reden.“
Emilio atmete tief durch. „Na gut.“
Als er Adams Vorzimmer betrat, winkte die Sekretärin ihn durch. Adam stand hinter seinem Schreibtisch am Fenster und drehte ihm den Rücken zu.
„Du wolltest mich sprechen, Boss?“
„Mach die Tür zu, und setz dich.“
Emilio tat es. „Ist irgendwas nicht in Ordnung, Adam?“
Sein Chef sah immer noch aus dem Fenster. „Falls es noch nicht bis zu dir durchgedrungen sein sollte – wegen des Unfalls in der Raffinerie und der verdeckten Ermittlung wird sämtliche Post, die von der Detektei an uns geht, zuerst mir vorgelegt.“ Adam drehte sich um und wies auf einen großen braunen Umschlag auf dem Schreibtisch. „Daher kam auch dieser an dich adressierte Brief zuerst zu mir.“
„Du hast ihn geöffnet?“
„Allerdings. Der Verdacht lag nahe, dass du für die Explosion verantwortlich warst und nun versuchst, wichtige Beweise zu unterdrücken.“
Was Adam ihm vorwarf, wog schwer, doch Emilio war klug genug, um zu wissen, dass er an seiner Stelle wohl ähnlich gehandelt hätte. Warum hatte er nur dieselbe Detektei benutzt?
„Möchtest du mir nicht erklären, weshalb du Isabelle Winthrops Krankenakte angefordert hast?“
„Eigentlich nicht.“
Adam seufzte.
„Es ist privat.“
„Wie privat?“
„Ich muss mir über etwas Klarheit verschaffen.“
Adam gab Emilio den Umschlag. „Du wolltest wissen, ob jemand sie als seinen ganz persönlichen Punching Ball missbraucht hat?“
Emilio wurde flau im Magen. So schlimm? Er zog die Papiere aus dem Umschlag. Es waren nicht gerade wenig, und was er darin las, verstärkte seine Übelkeit. Schon mit drei Jahren gab es eine ausgerenkte Schulter, danach mehrere Gehirnerschütterungen, gebrochene Rippen und sogar eine Schädelfraktur, nach der sie längere Zeit im Krankenhaus verbracht hatte. Wie viele kleinere Verletzungen es wohl gab, die nie von einem Arzt behandelt wurden?
Aber weshalb hatte nie jemand den Übeltäter angezeigt?
Ein Eintrag erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Vier Tage vor Isabelles Hochzeit mit Leonard Betts war sie wegen einer Gehirnerschütterung und Rippenprellungen behandelt worden. Der Grund: „Auf dem Campus hingefallen“. Zwei Tage später hatte Emilio sich mit ihr getroffen und nicht das Geringste gemerkt. Was hatte er während des einen Jahres, in dem sie zusammen gewesen waren, noch alles übersehen?
„So ein Schwein“, sagte er wütend.
„Was geht hier eigentlich vor?“, wollte Adam wissen.
„Mein Bruder hält sie für unschuldig“, erwiderte er. Ich auch, fügte er im Stillen hinzu. „Sie wohnt seit zwei Wochen bei mir.“
Adam schüttelte
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