Mein mutiges Herz
Grausamkeiten Frauen gegenüber bekannt war. Aber der Pfeil hatte sein Ziel getroffen. Wer konnte schon sagen, welcher Mann Lindsey glücklich machen könnte? Der Einzige, der sich die größte Mühe geben würde, sie glücklich zu machen, war wohl er selbst.
Obgleich er sich nichts sehnlicher wünschte, als den angerichteten Schaden wiedergutzumachen, verbot er sich diesen Schritt.
Er kannte Lindsey zu gut. Nach seinen Beleidigungen, mit denen er sie so tief verletzt hatte, würde sie nie wieder Vertrauen zu ihm fassen. Sie würde ihm niemals verzeihen.
24. KAPITEL
Unter dem Vorwand, unpässlich zu sein, blieb Lindsey dem Büro fern, wie schon die letzten zwei Tage.
In Sorge um die Freundin hatte Krista sie am ersten Tag besucht, und die ganze hässliche Geschichte war aus ihr herausgesprudelt.
„Ich dachte … ich dachte, er hätte den Wunsch, mich zu heiraten“, hatte Lindsey ihr gestanden und ihre Tränen tapfer zurückgedrängt. „Mein Gott, was bin ich nur für eine Närrin.“
„Er liebt dich, Lindsey, egal, was er gesagt hat. Er glaubt nur nicht, dass ihr eine glückliche Ehe führen könnt.“
„Du hast sein Gesicht nicht gesehen. Er … er braucht andere Frauen, die ihn glücklich machen. Das hat er mir selbst gesagt. Und Thor lügt nicht.“
Krista ging nicht weiter auf diesen Punkt ein. Es hatte keinen Sinn, über eine Sache zu diskutieren, an der nichts zu ändern war.
Thor hatte sich geweigert, sie zu heiraten.
Stattdessen drängte ihre Mutter sie, eine Wahl unter den Kandidaten auf ihrer Liste zu treffen.
Am nächsten Morgen kündigte ein Klopfen an der Tür den Besuch ihrer Mutter an. Lächelnd eilte sie ans Bett. „Wie fühlst du dich heute, Kind?“
Lindsey wandte schuldbewusst das Gesicht zur Seite. Sie benahm sich wie ein Feigling und schämte sich deshalb. Dennoch war sie noch nicht bereit, die Geborgenheit ihres Bettes zu verlassen. „In ein paar Tagen geht es mir sicher wieder besser.“
Ihre Mutter legte ihr die Hand an die Stirn. „Du fühlst dich aber nicht heiß an.“
„Ich sagte doch, bald geht es mir besser. Es ist nur eine kleine Unpässlichkeit.“
Statt sie in Frieden zu lassen, rückte Lady Renhurst einen Stuhl ans Bett und setzte sich. „Du hast seit Tagen das Haus nicht verlassen. Hast du dir die Angelegenheit deiner Heirat noch einmal durch den Kopf gehen lassen?“
Da Lindsey nun Thors wahre Gefühle für sie kannte, war es ihr einerlei, wen sie heiraten sollte. Gleichmütig zuckte sie die Achseln. „Ich tendiere zu Lieutenant Harvey. Er scheint mir ein sympathischer Mensch zu sein.“
Die Augen ihrer Mutter glänzten vor Begeisterung. „Wie schön! Der attraktive Lieutenant wäre eine ausgezeichnete Wahl. Ihr gebt ein schönes Paar ab. Dein Vater und ich sind sehr beeindruckt von dem jungen Mann.“
Lindseys Herz lag wie ein schwerer Stein in ihrer Brust. „Ich will ihn erst besser kennenlernen, Mutter. Ich muss Zeit mit ihm verbringen, bevor ich meine Entscheidung treffe.“
„Aber natürlich, liebes Kind, das versteht sich doch von selbst.“
„Bedauerlicherweise fühle ich mich im Moment noch zu schwach, um mich in der Öffentlichkeit zu zeigen.“
Ihre Mutter lächelte verständnisvoll und tätschelte ihr die Wange. „Sei unbesorgt, wir machen erst konkrete Pläne, wenn du dich wieder völlig erholt hast. Lieutenant Harvey soll dich wohlauf und strahlend sehen.“
Mit triumphierender Miene verließ ihre Mutter das Zimmer, so begeistert von der Aussicht, dass Lindsey endlich zur Heirat bereit war, dass sie die Sache für eine Weile auf sich beruhen lassen wollte.
Lindsey war ihr dankbar dafür. Das Leben würde weitergehen, aber noch war sie zu tief verletzt, ihr Herz zu wund, um Pläne zu schmieden. Mit der Zeit würde sie den schrecklichen Schlag überwinden, den Thor ihr versetzt hatte, aber noch war es nicht so weit.
Noch nicht.
Sie versuchte, ihn zu hassen für das, was er ihr angetan hatte. Aber schließlich war sie diejenige gewesen, die ihn zu einer Affäre gedrängt hatte. Wenn sie daran zurückdachte, hätte sie sich am liebsten vor Scham verkrochen. Sie hatte sich entfesselt und lüstern benommen. Sie dachte an die Frauen im Red Door. Kein Wunder, dass Thor sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Er war ein Mann, der sich gerne mit leichten Mädchen vergnügte.
Irgendwann sagte Lindsey sich, sie habe genug geweint. Doch als Kitty ein Tablett mit Schokolade und Keksen auf den Nachttisch stellte und leise wieder aus dem
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