Mein mutiges Herz
Gesicht zu lächeln, belangloses Zeug mit ihm zu plaudern, und sah sich darin bestätigt, ihn zu Recht von der Liste ihrer Mutter gestrichen zu haben.
Neben ihr tanzte Tante Dee mit Colonel Langtree. Sie geben ein schönes Paar ab, dachte Lindsey. Der Colonel bat Lindsey um den nächsten Tanz, und sie fand ihn ebenso charmant und unterhaltsam wie auf dem Land und offensichtlich fasziniert von ihrer Tante.
„Sieht sie nicht wunderschön aus, heute Abend?“ Er blickte schwärmerisch zur Dame seines Herzens hinüber, die im purpurfarbenen, mit schwarzer Spitze verzierten Kleid am Rande des Tanzparketts stand. „Verstehen Sie mich nicht falsch, auch Sie sehen bezaubernd aus, Miss Graham.“
Lindsey lächelte. „Vielen Dank, Colonel. Ich bin völlig Ihrer Meinung – Tante Dee ist eine wunderschöne Frau.“
Sein Blick wanderte wieder zu ihr hinüber. „Eine Dame wie Lady Ashford kann sich vor Verehrern kaum retten.“
„Sie haben völlig recht.“
„Ich frage mich nur, ob sie bereit wäre, die lange Liste ihrer Verehrer zu vergessen und ihre Aufmerksamkeit nur einem zu schenken.“ Hoffnungsvoll sah er Lindsey an und wartete auf die Antwort auf seine Frage, die kaum misszuverstehen war.
„Ich weiß, dass sie sich in Ihrer Gesellschaft ausgesprochen wohlfühlt, und nehme an, Sie werden die Antwort selbst herausfinden.“
Er nickte nachdenklich und führte sie bald darauf wieder zu ihrer Familie. Lindsey versetzte Rudy einen sanften Rippenstoß, als der Earl of Fulcroft in ihre Richtung steuerte. Der Earl, dessen Seitensprünge sie in ihrer Kolumne angeprangert hatte, warf ihr einen vernichtenden Blick zu und ging grußlos an ihr vorüber.
„Ich zähle nicht zu seinen besten Freunden.“
„Den Eindruck habe ich auch“, stellte ihr Bruder trocken fest.
Sie entdeckte Krista an Leifs Seite, die einander ansahen, als gäbe es keinen anderen Menschen im dicht gedrängten Ballsaal. Lindseys Brust wurde eng. Das Paar wirkte so unendlich glücklich. Sie wünschte, ihr Anblick würde sie nicht an Thor denken lassen.
Sie wollte sich abwenden, als ein Herr von Leifs Statur in ihr Blickfeld geriet. In seinem perfekt geschnittenen, schwarzen Abendanzug, das dunkle Haar sorgsam geschnitten und gekämmt, hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Sein Blick erfasste sie, hielt sie gefangen wie ein Häschen beim Anblick einer Schlange.
Er näherte sich und blieb knapp vor ihr stehen. „Guten Abend, Lindsey.“
Sie befeuchtete ihre ausgetrockneten Lippen. „Was … was tust du hier?“
„Ich wusste, dass ich dich hier antreffe, und würde gerne mit dir sprechen.“
Alles krampfte sich in ihr zusammen. „Wir haben bereits alles besprochen. Du hast mir gesagt, was es zu sagen gibt.“
Unverwandt sah er sie an. „Ich habe dich belogen und muss dir die Wahrheit sagen.“
Lindsey schluckte. Sie wollte ihn wortlos stehen lassen, brachte es aber nicht über sich. „Du lügst nicht. Du hast nie gelogen.“
„Damals habe ich gelogen. Um deinetwillen.“
Sie straffte die Schultern. „Ich möchte nicht mit dir sprechen, Thor – nicht jetzt, nicht später – und auf keinen Fall hier.“
„Es muss hier sein. Und zwar jetzt.“
Sie atmete tief. Wenn sie sich weiterhin weigerte, würde er ihr womöglich eine Szene machen. Mochte er auch aussehen wie ein Gentleman, im Grunde war er ein Krieger, ein Mann, der Gehorsam forderte.
„Gut. Fasse dich kurz.“ Sie ignorierte den Arm, den er ihr galant bot, und näherte sich einer ausladenden Palme, die zwar wenig Sichtschutz bot, aber immerhin befanden sie sich dort außer Hörweite ungebetener Lauscher. „Was hast du mir zu sagen?“
Thor hob die Hand, um sie am Arm zu berühren, aber Lindsey wich einen Schritt zurück.
„Bei unserem letzten Gespräch habe ich gelogen … über andere Frauen. Seit dem Tag unseres Kennenlernens habe ich weder eine andere Frau begehrt noch berührt.“
„Ich glaube dir nicht.“
„Ich habe gelogen, um dich zu schützen. Ich hielt mich für den falschen Mann für dich und glaubte, ich könne dich nicht glücklich machen. Mittlerweile bin ich zur Einsicht gekommen.“
Lindsey achtete nicht auf ihr bang klopfendes Herz und wollte fliehen. „Ich muss gehen.“ Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, aber er versperrte ihr den Weg.
„Ich bin überraschend zu Vermögen gekommen, Lindsey, und kann dir ein sorgloses Leben bieten.“
„Ich sagte dir bereits, Geld ist mir nicht wichtig.“
„Ich will nicht, dass du einen Mann
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