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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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heranschlich. Was immer auch ihr Ziel war, sie würde es nicht erreichen.
    Nicht mehr lange, und sie gehörte ihm. Für sie gab es kein Entrinnen.
    Er beobachtete, wie sie um eine Straßenecke bog, dann huschte er in einen engen Durchlass, um ihr den Weg abzuschneiden. Sorgsam achtete er darauf, stinkendem Unrat und Fäkalien auszuweichen, um seine neuen feinen Lederschuhe nicht zu beschmutzen. Am anderen Ende des Durchlasses entdeckte er sie wieder in einiger Entfernung, duckte sich in den dunklen Schatten, bevor er seine tödliche Verfolgung wieder aufnahm.
    Er war ihr aus dem Golden Pheasant gefolgt, wo sie in Begleitung einiger vermögender Herren gespielt und getrunken hatte. Sie trug ein blaues Seidenkleid, das einer der Herren ihr gekauft hatte, eine Hure, die in besten Kreisen verkehrte, dennoch nur eine Hure.
    Alle Männer benahmen sich wie Narren, wenn es um Frauen ging, vor allem um verworfene Dirnen wie sie. Ihr Name war Rose McCleary. Man nannte sie die rote Rose wegen ihres feuerroten Haares. Die Männer geiferten lüstern hinter ihr her und erniedrigten sich schmachvoll, nur um mit ihr ins Bett zu steigen.
    Er lächelte grimmig. Eine Hure war eine Hure und hatte keine Daseinsberechtigung.
    Nach dieser Nacht würde es eines dieser schändlichen Frauenzimmer weniger geben.
    Und zugleich würde eine alte Schuld beglichen sein. Unter ihren Begleitern an diesem Abend hatte sich ein paar Stunden sein alter Freund Rudolph Graham befunden. Die Polizei würde definitiv davon überzeugt sein, dass der Mann, der in Begleitung jedes der Opfer gesehen worden war, sich der Morde schuldig gemacht hatte.
    Und diesmal wollte er einen Beweis liefern, der jeden Zweifel an Grahams Schuld ausschloss.
    Lindsey saß am Frühstückstisch und starrte auf die Schlagzeilen der London Times .
    COVENT GARDEN MÖRDER SCHLÄGT ZUM DRITTEN MAL ZU.
    Am Kopfende des Tisches hielt ihr Vater sich die aufgeschlagene Zeitung vors Gesicht. Ihre Mutter saß am anderen Ende. Lindsey gegenüber hielt Rudy bleich und erschüttert den Blick auf seinen unberührten Frühstücksteller gesenkt.
    „Der Mord geschah vorgestern Nacht“, erklärte ihr Vater, „nach Redaktionsschluss, deshalb berichten die Zeitungen erst heute darüber.“
    Rudy hob den Kopf, auf seiner Stirn standen tiefe Sorgenfalten. „Ich fasse es nicht, dass er noch eine Frau getötet hat.“
    „Sie müssen ihn endlich fassen“, rief Lindsey. „Diesmal findet die Polizei gewiss stichhaltige Beweise, um den Mörder zu überführen.“
    Rudy schluckte schwer. „Ich … ehm … ich kannte die Frau.“
    Ihre Mutter hob ruckartig den Kopf. „Die Frau in der Zeitung?“ Ihre Stimme wurde einen Ton schriller. „Die Frau, die man die rote Rose nennt?“
    Rudy nickte zerknirscht.
    „Aber sie war eine … sie war eine …“
    „Eine Professionelle“, kam der Lord ihr zu Hilfe. „Das Mädchen war eine Prostituierte, meine Liebe. Ein junger Mann muss sich schließlich die Hörner abstoßen.“
    „Ich war nicht mit ihr zusammen, wie du denkst, Papa. In der Nacht war ich mit Tom Boggs kurz im Golden Pheasant. Rose tauchte etwas später mit Martin Finch auf. Wir spielten ein paar Runden Karten. Danach führte Finch sie zum Hazardtisch, und Rose gewann. Er hatte vor, sie … sie nach Hause zu begleiten, aber dann hatte er eine Glückssträhne und spielte weiter. Als Martin sich später nach ihr umsah, war Rose verschwunden.“
    Seine Mutter stellte ihre Tasse mit zitternder Hand ab. „Gütiger Himmel, die Polizei wird Fragen stellen. Sie werden mit Sicherheit herausfinden, dass du mit ihr zusammen gewesen bist.“
    „Ich sagte doch – ich war nicht mit ihr zusammen. Sie kam in Begleitung von Martin Finch.“
    „Dennoch, die Sache wirft ein schlechtes Licht auf dich“, erklärte der Lord düster.
    Mehr als das, dachte Lindsey beklommen. Die Polizei würde mit Sicherheit unterstellen, dass ihr Bruder etwas mit dem Mord zu tun hatte. Zumindest würden sie ihn wieder verhören. Sie musterte Rudy scharf. „Wohin bist du nach deinem Besuch im Golden Pheasant gegangen?“
    „Nach Hause.“
    „Wie spät war es?“
    „Ich weiß nicht genau … gegen vier Uhr, schätze ich.“
    „Und was hast du in der Zwischenzeit getan, nachdem du den Golden Pheasant verlassen hast und bevor du zu Hause angekommen bist?“
    „Ich fühlte mich ein wenig benebelt und machte einen Spaziergang. Nicht lange, vielleicht eine halbe Stunde oder so.“
    Ach Rudy . Er trank nicht mehr so viel wie früher

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