Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
Vom Netzwerk:
drüben hin.“ Sie nahm neben einer bleichen, schwarz gekleideten Frau auf einer langen Holzbank an der Wand Platz und wartete.
    Es dauerte beinahe zwei Stunden, bis Michael mit besorgter Miene das Gebäude betrat. Lindsey sprang auf und eilte ihm in höchster Aufregung entgegen.
    „Michael!“
    Er blieb stehen und wandte sich ihr zu.
    „Ich muss mit Ihnen sprechen. Es ist sehr dringend.“
    Harvey nickte knapp. Ihr war klar, dass er wusste, warum sie ihn sprechen wollte, und dass er wünschte, sie wäre nicht gekommen. Er wollte sich im Fall ihres Bruders so neutral wie möglich verhalten, und ihr Erscheinen im Polizeipräsidium machte keinen guten Eindruck.
    „Ich wäre Ihnen gern behilflich, Lindsey. Aber Sie wissen, dass ich nichts für Sie tun kann.“
    Sie verschränkte die Hände, um ihr Zittern zu verbergen. „Ich bin nicht gekommen, um Sie um Hilfe zu bitten. Ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass ich glaube, den Mann gefunden zu haben, der die Frauen ermordet hat.“
    Fragend zog er eine Braue hoch.
    „Es war nicht mein Bruder – sondern Stephen Camden, Viscount Merrick.“
    Michael machte ein betroffenes Gesicht. „Merrick? Wie, in aller Welt, kommen Sie auf die absurde Idee, Lord Merrick könne ein Mörder sein?“
    „Das ist eine lange Geschichte, Michael. Bitte geben Sie mir die Chance, Ihnen alles zu erklären.“
    Er wies zu einem Tisch am Ende der Halle, und beide nahmen daran Platz.
    In der nächsten halben Stunde sprudelte Lindsey mit allem heraus, was sie an Informationen gesammelt hatte. Zunächst die anonymen Briefe, deren Hinweise sie nach Merrick Park geführt hatten, und schließlich ihre Suche nach Penelope Barker. Sie berichtete, dass das junge Mädchen spurlos verschwunden sei und ihre Mutter fest davon überzeugt war, dass Lord Merrick sie getötet hatte.
    Am Ende ihres Berichtes schwieg Michael nachdenklich, bevor er sprach. „Hören Sie, Lindsey. Die Argumente, die Sie vorbringen, beruhen lediglich auf Gerüchten. Diese Penelope Barker ist offenbar spurlos verschwunden, aber man hat ihre Leiche nie gefunden. Niemand weiß, ob sie tatsächlich tot ist.“
    „Ihre Mutter ist davon überzeugt.“ Lindsey berichtete von Silky Jameson, die von Merrick grausam behandelt worden war, und von den anderen Mädchen im Red Door, die sich vor ihm versteckt hatten. „Silky sagte, dass Merrick sie misshandelt und mit Halstüchern gefesselt hat. Halstücher, Michael – das muss doch etwas zu bedeuten haben.“
    „Das bedeutet, dass der Mann abartige sexuelle Neigungen hat.“ Michael fixierte sie mit einem strengen Blick. „Sagen Sie mir bitte nicht, Sie haben das Red Door persönlich aufgesucht.“
    Verlegen wandte sie den Blick ab. „Eine Freundin hat mich begleitet.“
    Sie las die Missbilligung in seinem Gesicht. „Aber, Lindsey, das ist ein völlig ungehöriges Benehmen für eine junge, unverheiratete Dame – noch dazu für eine junge Dame, die meine Braut werden soll.“
    Lindsey biss die Zähne aufeinander. So attraktiv Michael auch sein mochte, sie konnte sich nicht vorstellen, mit einem Mann verheiratet sein, der sich so selbstgerecht an die Regeln der Gesellschaft hielt.
    „Es geht um das Leben meines Bruders. Das ist mir wesentlich wichtiger als ein Skandal, den ich durch meine Nachforschungen auslösen könnte. Im Übrigen war ich sehr vorsichtig. Niemand in dem Haus kennt meinen Namen.“
    Harvey lehnte sich im Stuhl zurück. „Das spricht immerhin für Sie.“ Er räusperte sich. „Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen allerdings sagen, Lindsey, dass all diese Hinweise auf Mutmaßungen beruhen. Die Polizei hat unwiderlegbare Erkenntnisse, dass Rudy der Mörder dieser Frauen ist.“
    Empört sprang Lindsey auf. „Das ist unmöglich. Mein Bruder ist kein Mörder.“
    „Diesmal wurde ein Beweisstück am Ort des Verbrechens sichergestellt. Constable Bertram fand den Knopf eines Herrenmantels. Heute Morgen beschlagnahmten die Beamten in Ihrem Haus einen Mantel, an dem genau so ein Knopf fehlt. Und dieser Mantel gehört Ihrem Bruder. Lindsey, es tut mir aufrichtig leid.“
    „Nein …“ Ihre Knie begannen zu zittern. „Das ist nicht möglich.“
    „Ich fürchte doch. Wie gesagt, es tut mir sehr leid.“
    „Stephen muss eine falsche Fährte gelegt haben. Rudy hat ihn am frühen Abend gesehen. Er muss den Knopf irgendwie an sich genommen und ihn bei der Toten zurückgelassen haben.“
    „Wieso sollte er so etwas tun?“, fragte Michael nachsichtig. „Welchen Grund könnte

Weitere Kostenlose Bücher