Mein mutiges Herz
verlockenden Brüsten zu kosten, sollten Sie etwas anderes anziehen.“
Erneut durchströmte sie eine glühende Hitze vom Kopf bis zu den Zehen. „Gut. Wir sehen uns also Sonntagabend.“ Sie wandte sich ab, öffnete die Gartentür und eilte zum Haus. Sie war immer noch erhitzt und bebte innerlich vor Erregung. Aber Thor war fest entschlossen, keine Affäre mit ihr zu haben.
Allerdings konnte Lindsey nicht minder entschlossen sein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
Leif erhob sich von seinem Schreibtisch im Kontor von Walhall Shipping. Neben ihm stand ein gepackter Koffer. Unten im Hafen schaukelte die Sea Dragon in den Wellen, bereit zum Auslaufen. Bald würde er an Bord gehen auf eine einwöchige Seereise nach Norden, um zu erkunden, welche Möglichkeiten sich ihm boten, um zusätzliche Häfen auf seiner Handelsroute anzulaufen.
Er hob den Kopf, als die Tür nach einem kurzen Klopfen aufgestoßen wurde und Thor auf der Schwelle stand.
„Ich weiß, dass du in Eile bist, aber vielleicht kannst du ein paar Minuten für mich erübrigen, bevor du in See stichst.“
„Komm rein. Ich habe noch etwas Zeit.“ Sein Bruder, normalerweise gefasst und durch nichts zu erschüttern, wirkte aufgebracht und bekümmert, wie Leif ihn nur selten gesehen hatte.
„Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass dein Besuch etwas mit Lindsey zu tun hat.“
Thor ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Woher weißt du das?“
„Weil du mein Bruder bist und dich nichts so leicht aus der Fassung bringt. So etwas bringt nur Lindsey zuwege.“
„Sie will eine Affäre mit mir.“
„Wie bitte?“ Leif beugte sich vor und stützte die Hände auf den Schreibtisch.
„Es ist nicht leicht, dir das zu erklären.“
„Dann versuch es doch einfach mal.“
„Gib mir dein Wort, dass du nicht mit Krista darüber sprichst.“
„Du bist mein Bruder. Ich schweige, das weißt du.“
Thor seufzte. „Sie fühlt sich einsam und braucht einen Mann. Die Frau sollte heiraten und eine Familie gründen. Aber ihr Beruf ist ihr wichtiger, sie arbeitet zu viel und schläft alleine.“
„Es gibt Frauen, die arbeiten und haben trotzdem einen Ehemann und Kinder, wie Krista beispielsweise. Ich habe mich daran gewöhnt. Und du wirst es auch.“
Thor riss den Kopf hoch. „Du redest, als wären wir verheiratet.“
„Sie ist dein Schicksal, oder nicht? Versuchst du etwa immer noch, dir etwas vorzumachen?“
Thor wandte den Blick ab. „Ich gebe zu, dass sie Gefühle in mir weckt wie keine andere. Aber ich wünsche mir eine völlig andere Frau fürs Leben, eine sanfte, gütige Frau, die sich keine Freiheiten herausnimmt wie ein Mann. Du und Krista, ihr passt wundervoll zueinander. Deine Frau war eindeutig für dich bestimmt, von Anfang an. Lindsey und ich, wir sind grundverschiedene Charaktere.“
„Vielleicht bildest du dir das nur ein.“
„Ich glaube nicht. Ich bin besorgt um sie. Ihr Wohlergehen liegt mir am Herzen. Und nachts sehne ich mich danach, sie in meinem Bett zu haben. Aber selbst wenn die Götter sie für mich erwählt haben sollten, heißt das nicht, dass es auch geschehen wird. Auch wenn ich den Wunsch hätte, sie zu heiraten, würden ihre Eltern niemals ihre Zustimmung geben. Meine Einkünfte sind eher bescheiden. Ich habe keinen Titel und keine Stellung in der Gesellschaft.“
„Du besitzt Anteile an Walhall Shipping, die wesentlich mehr wert sind, als du zu wissen scheinst. Du hast dein Geld gespart und klug angelegt. Deine Aktien an der A&H Eisenbahngesellschaft müssten mittlerweile gestiegen sein und dir eine hübsche Summe einbringen.“
Thor nickte. „Anscheinend ist die Eisenbahn ein florierendes Unternehmen und bietet gute Transportmöglichkeiten für die Zukunft. Aber es geht nicht nur um Geld allein. Lindsey ist eine wohlbehütete Tochter aus einem adeligen Haus, und ich bin ein Niemand. Ich tauge nicht als Begleiter in die Oper oder ins Theater und eigne mich nicht dazu, auf einem festlichen Ball das Tanzbein zu schwingen.“
Leif schmunzelte. „Das alles kann man lernen, Bruder. Wenn du dich darum bemühst, wirst du feststellen, dass es dir Vergnügen bereitet.“
Thor brummte nur unwirsch.
„Was wirst du tun?“
Er schüttelte bekümmert den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie würde mich nicht heiraten, selbst wenn ich töricht genug wäre, ihr einen Antrag zu machen.“
Leif stand auf und kam um den Schreibtisch herum. „Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass diese Dinge sich von selbst
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