Mein mutiges Herz
glücklich machen.“
Leif holte tief Atem und legte die Arme auf die gepolsterten Lehnen. „Das ist natürlich ein guter Einwand. Ich habe versucht, Krista ein Leben aufzudrängen, mit dem sie nicht zurechtkam. Wenn du das auch bei Lindsey versuchst, wird euch beiden kein Glück beschieden sein, fürchte ich.“
„Was soll ich tun?“
„Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Aber ich glaube, wenn die Götter diese Frau für dich bestimmt haben, darfst du sie nicht aufgeben. Vielleicht findet sich ein Weg, ähnlich wie ich ihn gefunden habe. Wenn nicht, kannst du immer noch entscheiden, was zu tun ist.“
Der Rat war nicht schlecht; zumindest half er Thor, seinen inneren Aufruhr zu beschwichtigen. Lindsey hatte den Wunsch, zu ihm zu kommen. Thor wünschte sich nichts sehnlicher, als sie in seinem Bett zu haben. Er nahm sich vor, seine Schuldgefühle und seine Gedanken an die Zukunft zu verdrängen, um die Zeit, die sie gemeinsam verbringen durften, in vollen Zügen zu genießen.
Thor nahm einen zweiten Schluck, der ihm weniger stark in der Kehle brannte. Bald würde Lindsey nach Renhurst reisen, und Thor nahm sich vor, ihr zu folgen. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, Nachforschungen über die Mordfälle anzustellen, und das war nicht ungefährlich. Er würde eine Lösung finden, sich in ihrer Nähe aufzuhalten und sie zu beschützen, falls ihre Fragen sie in Schwierigkeiten bringen sollten.
Eines Tages wäre er gezwungen, sie aufzugeben, aber im Moment gehörte Lindsey ihm, auch wenn die Worte nicht ausgesprochen waren.
Thor nahm sich vor, über ihre Sicherheit zu wachen.
Lindsey reiste am Dienstag in den frühen Morgenstunden nach Renhurst, allerdings schweren Herzens. Wesentlich lieber wäre sie bei Thor in London geblieben.
Die Karosse holperte über die vom Regen der letzten Tage aufgeweichte Landstraße, bei jedem Schlagloch wurde sie hin und her geworfen, und Renhurst Hall war noch mindestens eine halbe Tagesreise entfernt. Wenigstens regnete es nicht mehr.
Lindsey lehnte sich in die Polster zurück, in der vergeblichen Hoffnung, etwas bequemer zu sitzen; sie beneidete ihre Zofe Kitty, die auf der Bank ihr gegenüber eingenickt war. Lindsey dachte an die gemeinsamen Nächte mit Thor und sehnte sich nach ihm und den überirdischen Wonnen, die er ihr immer wieder beschert hatte.
Sie lächelte in Erinnerung an seine Liebesspiele der vergangenen Nacht, an die stürmischen Zärtlichkeiten, die sie miteinander getauscht hatten. Aber auf der Rückfahrt hatte er sich in düsteres Schweigen gehüllt. Es störte ihn sehr, wie sie wusste, dass er als Heiratskandidat für sie nicht infrage kam. Er war ein Ehrenmann und betrachtete es als seine Pflicht, sie zu heiraten, obgleich beide wussten, dass diese Verbindung völlig ausgeschlossen war.
Die Situation war für beide ausgesprochen schwierig, aber Lindsey weigerte sich, ihn aufzugeben, solange die Umstände sie nicht zwangen, sich von ihm zu trennen.
Und das könnte in nicht allzu ferner Zukunft geschehen.
Tante Dee hatte ihr eröffnet, dass Lindseys Eltern sich endlich aus Rom gemeldet und eine Adresse angegeben hatten, worauf Delilah ihnen umgehend von den widrigen Umständen berichtete, die zu Rudys Verhaftung geführt hatten. Obwohl er wieder auf freien Fuß gesetzt worden war, galt er nach wie vor als Hauptverdächtiger bei zwei grausamen Frauenmorden. Eine Antwort der Eltern würde nicht lange auf sich warten lassen.
Lindsey seufzte. Selbst wenn es ihr möglich war, unter den Augen ihrer Tante eine skandalöse Liebesaffäre fortzuführen, ihren Vater könnte sie niemals hinters Licht führen. Er wäre außer sich vor Zorn, wenn er davon erführe. Gott allein wusste, welche Schritte er dagegen unternehmen würde – gewiss war nur eins: Ihrer Heirat mit Thor würde er niemals zustimmen.
Vermutlich würde er ihre monatlichen finanziellen Zuwendungen kürzen. Er könnte sie auch zwingen, sich einige Zeit in ein Kloster zurückzuziehen, damit sie dort über ihre Sünden nachdenken und in sich gehen würde. Ihr schauderte bei dem Gedanken, womit er ihr drohen könnte, um sie zu einer Trennung von Thor zu zwingen. Sie hielt sich zwar für eine unabhängige Frau, aber die Summe, die sie bei Heart to Heart verdiente, reichte bei Weitem nicht aus, um die Kosten für ihre aufwendige Garderobe, den Schmuck und all den Flitterkram zu decken, Dinge, über die sie nie nachgedacht hatte.
Auf all diese Annehmlichkeiten könnte sie natürlich
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