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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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mit Wurzelwerk und störrischen Ästen, immer bergauf, in der Tiefe der Schlucht daneben hörten wir die wilde Ambra in ihrem steinernen Bett rauschen, und jeder Tritt und Schritt mußte genau beachtet werden. Auf der Anhöhe angelangt tat sich uns ein wunderschönes Bild auf, wir sahen schneebedeckte, hohe Gebirgszüge in weiter Ferne und sanfte Hügel mit Wäldern in allen Schattierungen von dunkelgrün bis hellgelb, die man sich vorstellen kann, und darüber spannte sich ein schier endloser tiefblauer Himmel mit zerrupften, weißen Wolken wie das Haar von Engeln oder Feen. Langsam ritten wir auf dem in sanften Windungen bergab führenden Weg durch die Hügel zu der Stelle, wo wir in die Ambraschlucht hinunter mußten, um den Fluß zu durchqueren. In den Hängen der Schlucht waren uralte Höhlen im Fels, und in einer davon sollte ein frommer Einsiedler leben, karg und anspruchslos, nur mit dem Lob Gottes beschäftigt, aber wir bekamen keinen Menschen zu Gesicht und der gefährliche Abstieg zum Fluß forderte unsere ganze Aufmerksamkeit. Walburc und Liutbirc wollten zuerst im Karren sitzen bleiben, damit ihre Kleider nicht dreckig würden, aber als sie sahen, wie steil es bergab ging, bekamen sie Angst um ihr Leben und stiegen gerne aus, als der Meier es ihnen befahl. Auch Richlint und ich sprangen vom Pferd und führten den braven Schecken am Zügel, aber die Jungen, Rasso und Wichard, wollten natürlich allen zeigen, wie gut sie reiten konnten und blieben auf ihren Pferden sitzen, suchten sich auf die geschickten Tiere vertrauend einen Weg nach unten, bis ein tiefhängender Ast Wichard vom Rücken seines Pferdes auf den Boden warf und er zum Entsetzen von uns allen ein gutes Stück den steilen Hang hinabfiel. Daraufhin erlaubte Wezilo den Jungen das Reiten nicht mehr, und auch Rasso mußte absteigen und sein Pferd führen. Wichard hatte sich bei seinem Sturz nicht verletzt, aber er war dreckig und seine Kleider voller Schmutz, und sein bester Überwurf aus feiner Wolle, mit dem er doch in Murnowe vor dem jungen Landvolk glänzen wollte, war stellenweise zerrissen.
    Mein Vater Wezilo lobte die Knechte, als wir alle heil am Grunde der schmalen Schlucht angelangt waren, denn sie hatten die Ochsenkarren mit Bedacht und Sorgfalt ohne große Schäden nach unten gebracht. Das gefiel den Männern, und ich glaube, daß sie mit ihrem Meier sehr zufrieden waren, denn mein Vater war kein Mann, der nur anschaffte und herumschrie oder mit Strafen drohte, sondern er fand immer ein gutes Wort für seine Leute und war nicht blind gegenüber ihren Nöten. Außerdem packte er selber bei jeder Art von Arbeit mit an und war sich für nichts zu gut, nur Grobheiten und Streitereien, wie sie oft vorkamen unter den Knechten, waren ihm zuwider, und wenn einer gegen das Gesetz handelte, ob Mann oder Frau, wurde Wezilo hart und kannte keine Gnade.
    Eingezwängt in die hohen Felsen der Schlucht war das Rauschen des Gebirgsflusses so laut, daß wir unsere eigenen Worte fast nicht mehr verstanden, aber die Männer kannten den Weg und führten uns ein Stück die Ambra entlang zu einer niedrigen Furt, durch die wir den wilden Fluß gefahrlos durchqueren konnten. Links und rechts des Ufers wucherten dunkelgrüne Pflanzen mit riesigen Blättern und viele mächtige Bäume, und die Luft war sehr kalt und feucht. Klar und rein wie Bergkristall floß das Wasser über vielfarbige Kiesel, große und kleine, und verlockte mich, meine Hände hinein zu halten und ein paar der bunten, runden Steine zu greifen. Aber als ich das eiskalte Naß an meinen Fingern spürte, zog ich die Hände schnell zurück, denn so bitterkalt hatte ich mir das Wasser nicht vorgestellt. Wir stiegen wieder aufs Pferd, Richlint und ich, und der brave Schecke brachte uns sicher ans andere Ufer, vorsichtig suchte er seinen Weg zwischen all den Steinen und strauchelte nicht ein einziges Mal.
    Nachdem wir auf der anderen Seite den nicht ganz so steilen Hang zu Pferd erklommen hatten, verließen wir kurz darauf den dunklen Wald und zogen auf besseren und gefahrlosen Wegen weiter, durch eine sanfte, hügelige Landschaft mit dichten Wäldern, saftigen Wiesen und braunen Äckern, mit kleinen Weihern und munteren, klaren Bächen, und mit weiten Moorgebieten mit lichten, weißen Birkenwäldern und reicher Pflanzenwelt. In der Ferne konnten wir manchmal einen einzelnen Hof oder ein kleines Dorf mit mehreren Häusern und hohen Zäunen sehen, das wütende Bellen der Hofhunde trug ein leichter

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