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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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mit der Bande von unserer Klasse los ist: Sie wurde feige und blies den Rückzug, hängte die Waffen sachte wieder an ihre Plätzchen und verduftete mit den Malkästen unter dem Arm mit unheimlicher Geschwindigkeit.
    Nur der Eduard, der Bäschteli und ich blieben. Wir sind eben nicht solche, die gleich die Hosen voller Herz haben, wenn Gefahr im Verzüge ist.
    Dass mir so ganz wie sonst zu Mute war, will ich ja nicht behaupten, und auch der Bäschteli sagte, er habe daheim noch sehr viele Aufgaben, und die Mutter warte, und sie essen drum schon um viertel vor sechs.
    Aber der Wrigley fauchte wie ein Tiger; also blieben wir.
    Zuerst ging das Murksen noch eine gute Weile weiter, bis dem Wrigley das Blut am Hals herunterlief. Dann gaben wir es auf und hielten Kriegsrat.
    Der Eduard war für eine Beisszange oder eine Blechschere, das heisst, für die rohe Gewalt, aber diesem Plan stand entgegen, dass das Museum in zwanzig Minuten schloss und es mit einer Beisszange und mit Amateuren bestimmt nicht gegangen wäre. Drum wurde uns allmählich klar: Der Wrigley musste auf irgend eine Weise hinaus und zu einem Spengler, noch bevor es in der Halle drunten läutete.
    Aber wie sollte man das bewerkstelligen, ohne dass es der Drache in der Halle drunten merkte? — Natürlich, indem man die Frau irgendwie ablenkte. — Aber wie? — Hier lag die Schwierigkeit.
    Über diesem Hin und Her wurde der Bäschteli bleich und bleicher, und schliesslich grenzte er an eine Ohnmacht. Das brachte uns auf die erlösende Idee: Er, der Bäschteli, musste zuerst hinunter, und wenn er in der grossen Eingangshalle war, brauchte er nur ohnmächtig umzufallen und liegen bleiben. Er musste den Köder spielen, und dann war fünf gegen eins zu wetten, dass sich die Frau seiner annahm, ihn abschleppte, pflegte und auf diese Weise die erforderliche Ablenkung fand. Unterdessen konnten wir anderen husch hinaus.
    So wie alles abgeredet war, führte, nein, müpfte ich den Bäschteli zur Treppe, und fast gar wäre er aus lauter Angst noch vorher umgestanden. Oben gab ich ihm den letzten Stoss, und dann konnte er gar nicht anders, als uns aus der Klemme helfen.
    Die Sache wickelte sich programmgemäss ab: Der Bäschteli echt schwankend die Treppe hinunter, und schon lag er, ppadang, auf den Steinfliesen und streckte alle Viere von sich.
    Die Frau heraus aus dem Glaskästchen, bis auf drei Schritte heran zum Bäschteli, aber dann hatte sie vermutlich selbst mit einem Nervenzusammenbruch zu schaffen, denn sie rannte aus Angst, es sei einer gestorben, in ihren Verschlag und telefonierte der Sanität, wie wir später merkten.
    Während dieses Telefons aber war unser Moment gekommen: Wir huschten auf den Zehenspitzen hinab, wollten den Bäschteli mitlaufen lassen, aber entweder war es ihm zu wohl oder zu ohnmächtig in seiner Lage: Er blieb liegen wie ein Toter auf dem Schlachtfeld, wenn das geschlagene Heer abzieht; und so Hessen wir ihn halt wie er war, und nach einigen Schritten standen wir an der freien Luft draussen. — —
    Ja, schön frei!
    Daran hatten wir gar nicht gedacht, dass der Bart erst draussen so recht beginnen könnte, denn was sollten wir jetzt mit dem Wrigley in seinem Helm? Hinter dem Museumsgarten begann die Öffentlichkeit, kam das Trottoir mit den Menschen; der Helvetiaplatz; die Kirchenfeldbrücke mit dem Polizisten!
    Noch ein paar Schritte weiter oder eine halbe Minute gezögert, und wir waren erkannt und vielleicht verhaftet!
    So schlichen wir uns denn einstweilen hinunter neben das riesige Tor, nahe ans Gitter in die Tujahecke, wo wir geborgen waren und mit unseren Beratungen fortfahren konnten.
    Der Eduard war für den direkten Gang: Nur immer frech hinaus und einen historischen Umzug bilden! Er gehe voran und singe: «Lasst hören aus alter Zeit», dann der Wrigley und zu hinterst solle ich mit dem Hut den Sammelwagen markieren: So werde niemand etwas Böses ahnen.
    Aber der Wrigley unter seinem Helm hatte sehr viel weniger Mut als sonst ausserhalb. Er fing an zu heulen, dachte daran, wie alles gekommen sei, und — flennte er — wenn er den Gasser Wale erwische, mache er Pudding aus ihm; doch diese Rachegedanken halfen vorderhand herzlich wenig, wo er den Helm anhatte und trotz allem komisch aussah.
    Eines war klar: Entweder blieb der Wrigley hier versteckt, bis es dunkel würde; — aber hierzu bemerkte er, ob wir eigentlich verrückt seien, so die ganze Zeit im Helm? Das halte er nicht aus. — Oder man verpackte ihn in eine Kiste

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