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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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zu wenig Sauerstoff.
    Diese Kügelchen waren die Lösung: Zuerst damit die nervösen Störungen der Biester besänftigen und dann mit Rizinus nachhelfen, das war die Methode, die uns mühelos zu unserem Kugellager brachte.
    Das Schicksal schien uns zu lächeln, denn die Hühner, welche den Rizinus verachtet hatten, nahmen die roten Pillen mit Begier, und nach einer Viertelstunde waren sie hinüber: In den merkwürdigsten Stellungen lagen sie im Zelt herum, und wir lachten uns krank mit Ausnahme des Bäschteli, der wegen des Tierschutzonkels noch jetzt Bedenken trug. — Doch der Wrigley sagte ihm, was für die Tante Melanie recht sei, das sei für die Hühner billig, und das leuchtete dem Bäschteli ein.
    Auf die Nacht hin legten wir die Schläfer in einer Linie vors Zelt. Der Bäschteli hielt während der zwei ersten Stunden Wache, und aus purer Hühnerliebe machte er den Eingeschläferten mit Taschentüchern kleine Kopfkissen zurecht, und alle Viertelstunden kontrollierte er ihre Bürzel, wegen der Kügelchen.
    Leider hatten wir uns mit dem Sanalepsi gründlich verrechnet: Weder ein Ei, geschweige denn ein Dreck kam zum Vorschein, während sie schliefen, und das taten sie notabene auch den ganzen nächsten Tag. Wir warteten vergeblich unten auf die Kugellagerkügelchen, welche sie oben in sich hineingepickt hatten.
    Endlich verlor der Wrigley die Geduld, und er schlug uns vor, die Hühner ganz sachte auszudrücken. Aber da war uns wieder der Bäschteli, dieser Bremsklotz, davor.
    Am zweiten Morgen legten wir die vier Siebenschläfer ins Zelt und machten einen Spaziergang, das heisst, wir trieben Nahrung auf.
    Als wir zurückkehrten, ei du lieber Leser, was war das für eine Bescherung in unserem Zelt!
    Zugleich mit dem Bauersmann kamen wir zu unserer Lagerstelle.
    Wir hinein ins Zelt, während der Bauer offenbar von aussen zuschaute. Da war der ganze Boden voll von Hühnerdrecken, weil sie vermutlich starken Nachholbedarf gehabt hatten bei ihrem Erwachen. Alles war verschmiert, und wir zerrieben mit wahrer Gier jeden einzelnen Dreck zwischen den Fingern, sorgfältig, als wären Diamanten drin.
    Die vier Poulets waren unterdessen längstens ihrer Freiheit nachgegangen, und nur der Bauer stand noch draussen, und als wir uns bekleckert umdrehten, flüsterte er nur:
    «Santa Madonna!» und suchte das Weite. Wir konnten ihn verstehen, denn die Welt ist es im allgemeinen nicht gewohnt, dass Knaben in einem Zelt frischen teiggen Hühnerdreck sehnsüchtigen Auges auseinanderreiben.
    Und dann fanden wir im Zelt noch vier Eier. — Aber was für welche! Das waren Modelle fürs Museum, denn sie waren sogar aussen weich und in der Mitte eingeschnürt. Der Wrigley war der Meinung, die Taille in der Mitte stamme aus der Zeit, wo das Sanalepsi wirkte.
    Wir hatten alle einen Grausen vor diesen Eiern, mit Ausnahme des Bäschteli, der sie gierig austrank, worauf er aus ganz unerklärlichen Gründen einschlief und stundenlang nicht zu wecken war. Bloss der Wrigley fand das sehr natürlich: Das komme von Sanalepsi in den Eiern. Das sei immer so mit solchen Sachen: Ein Bekannter seines Vaters habe zum Beispiel in Afrika eine ganze Woche Halsweh gehabt, bloss weil er Giraffenmilch getrunken hatte.
    Ja, und was ich noch sagen wollte: Zwölf von den sechzehn Kügelchen waren nach eifriger Suche wieder in unserem Besitz. Unter dem Motto: Lieber zwölf als gar keine, setzten wir das Velo zusammen, das von nun an jedesmal, wenn es einen Dreissiger fuhr, merkwürdig kollerte.
    Wir bestiegen nach diesem langen Unterbruch wieder unsere Räder. Ich sass auf meinem Oxyd, das dem Kapitel, welches soeben zu Ende geht, den Namen gab.

DIE SOGENANNTE INNERSCHWEIZ

    Bevor wir Vier mit unseren Rädern den Gotthard erreichten, gab es in Airolo noch jenen Zwischenfall mit den Bundesbahnen.

    Schon in Ambri Piotta fing der Wrigley an, vom Tunnel zu schwärmen. Irgendwann hatte er ein Buch mit dem schönen Titel «1000 Jahre Gotthard» gelesen, und er fasste dessen Inhalt vor unseren Ohren folgendermassen zusammen:
    Jenseits des Berges stehe bekanntlich die Teufelsbrücke, auf welcher der Teufel sitze, und aus diesem Grunde habe sich die Generaldirektion der Bundesbahnen entschlossen, die Brücke samt dem Satan zu unterfahren. Sie habe den Louis Faber, den Erfinder der Garan-d’Ache-Bleistifte beauftragt, ein gewaltiges Loch zu bohren. Zweihundert Jahre habe die Arbeit gedauert, und viel Unglück sei passiert: zum Beispiel sei einmal der halbe Tunnel

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