Mein Name ist Eugen
schreiten.
Irgendetwas musste er gehört haben, denn er fragte gegen uns hin, ob jemand da sei.
Schreckensbleich tauchten der Wrigley und ich aus dem Versteck auf und stellten uns lammfromm und zaghaft vor den Herrn, der sich sogleich als der falsche Fritz Bühler entpuppte.
Wer wir seien?
In seiner kurzsichtigen Geistesgegenwart sagte der Wrigley, er heisse Eberhard Bohner und ich Peter Küenzi, und wir befänden uns soeben auf der Durchreise aus dem Tessin, und eh, da hätten der Peter und er gedacht, wir sollten doch einmal den Armand aufsuchen, den wir so lange nicht mehr gesehen hatten.
Das schien ein Schuss ins Schwarze, denn trotz der Dunkelheit begann der Herr Bühler zu strahlen. Er sagte eifrig, das freue ihn gar sehr, und wir sollten doch so gut sein und hereinkommen.
Was blieb uns anderes übrig, als ihm zu folgen ?
So sassen wir denn eine Minute später schwitzend und trotzdem möglichst tugendhaft in Herrn Bühlers Studierzimmer, wussten nicht, wie das alles noch enden sollte und Hessen uns erzählen, wie sehr er sich für seinen Armand freue. Der sei ein gar zartes Büblein, und Freunde besitze er nicht. Immer sei er als einziger, kränklicher Sohn allein daheim, und schon lange habe er sich für ihn einen Gespanen gewünscht.
Der Armandeli werde sicher bald heimkommen und hoch beglückt sein.
Und dann kam jene längst erwartete heikle Frage: Woher wir ihn eigentlich kennen?
Ja, so erzählten wir, die wir der Lüge sonst so abhold sind, wie wir mit dem Armand die zwei ersten Primar-klassen besucht hätten, wie uns das Schicksal in späteren Jahren samt unseren Eltern nach Bern verschlug, und wie sehr uns daran gelegen sei, die alte Freundschaft wieder aufzufrischen.
«Ach, wie nett, wie nett», fiel uns Herr Bühler immer ins Wort, während wir uns im stillen fragten, wie dieser dicke Herr in seinem Alter zum Namen unseres Helden gekommen sei. Ohne Unterlass lag uns noch mehr als im Anfang die Frage auf der Seele, wie das nun weitergehen solle, denn es stand fest:
Wenn das so weiterging, so ging es ganz sicher nicht mehr lange weiter, denn ewig konnten die anderen Zwei den Armand draussen nicht hinhalten. Was für eine Verwicklung, wenn der Sohn des Hauses mit der vollen Wahrheit heranrückte!
Aus diesen Gedanken riss uns Herr Bühler mit dem dringlichen Vorschlag, bei ihm zu übernachten: In diese Dunkelheit hinaus lasse er uns nicht ziehen.
Der Wrigley kratzte sich im Haar und sagte: Bleiben könnten wir schon, denn verabredet seien wir nirgends, aber er sei vom Staub der Bundesbahnen derart dreckig, dass er sich vor Herrn Bühler geniere. Zuerst müsste er sich einmal waschen können.
Ich kannte meinen Wrigley und wusste, was er wollte: Zum Badezimmerfenster hinaus und draussen zum Rechten sehen. Drum musste auch ich mich unbedingt einer Reinigung unterziehen, doch ich zog das kürzere Ende, denn Herr Bühler nötigte mich, die Sache sogleich ins Reine zu bringen, das heisst, unsere Eltern in Bern telefonisch verständigen, dass wir heute nacht nicht mehr nach Hause kommen.
Die Eltern, so versicherte er, hätten sicher nichts dagegen, denn beim Armand seien wir gut aufgehoben.
Lieber Leser, dieses Telefongespräch hättest du mitanhören sollen, als ich von weitem überwacht in der Verzweiflung etwa siebenmal die Nummer Eins drehte, und als am anderen Ende ganz gegen meinen Wunsch ertönte:
«Auskunft, Sie wünschen?»
Ich, derart in die Enge getrieben, musste nun die Komödie zu Ende führen. Drum sprach ich mutig in den Hörer:
«Bist du es, Mutter?»
«Nein, hier Auskunft! Sie wünschen?»
Ich am anderen Ende zog entschlossen Atem und teilte dem Telefonfräulein zu ihrem Erstaunen mit, ich sei mit meinem Freund immer noch in Zürich und bleibe einstweilen hier, denn Armands Vater habe uns in sein Haus eingeladen. Hier wurde ich unterbrochen durch ein:
«Herr, verstehen Sie mich? Hier ist die Auskunft! Haben Sie noch jemand anders auf der Leitung?»
«Ja, sicher, Mutter! Auf alle Fälle morgen.»
«Wie bitte?»
Oder spätestens übermorgen.
«Wie ist ihre Nummer, bitte?» fragte es schon eher geharnischt auf der anderen Seite.
Darauf entgegnete ich ihr zuckersüss:
Das sage ich dir dann daheim. Weisst du, jetzt dauerte das zu lange.»
Das Fräulein versuchte mir nun beizubringen, dass sie nicht meine Mutter sei, doch ich blieb kühl und liess dann noch den Vater, ihren Mann grüssen und hängte ein.
Flugs schlug ich noch einmal heimlich das Telefonbuch auf und fand
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