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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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unserer Reise; wir berichteten ihm, durch welch ein Missverständnis es zu jenem misslichen Überfall gekommen war, und immerfort beteuerten wir ihm im Ernst, wie gut wir es nun mit ihm meinen.
    Nach und nach taute er auf, erzählte uns immer wärmer von seinem Leben, und noch ehe der Morgen graute, waren wir wirkliche Freunde geworden.
    So etwas gibt es also im Leben.

DER WIRKLICHE FRITZ

    In Zürich hatte sich alles derart aufs beste geordnet, dass wir mit Vergnügen eine ganze Woche geblieben wären, wie man uns hiess und bat.
    Allein, lieber Leser, du kennst ja das Ziel unserer gesamten Reise: Der richtige Fritz wollte uns nicht aus dem Kopf, und wir hätten uns geschämt, Zürich den Rücken zu kehren, ohne ihn, das Vorbild unserer Jugend zu besichtigen.
    So brachten wir dem Herrn Bühler am Sonntagabend mit vereinten Kräften bei, es tue uns sehr leid, und gewiss wäre es uns Ehre und Vergnügen gewesen, den Rest unserer Ferien unter seinem gastlichen Dach zu verbringen (diesen Prachtssatz hatte der Wrigley einstudiert), aber unwiderrufliche Geschäfte riefen uns gebieterisch nach Bern zurück:
    Der Emil Rubeli sei in der Schule nämlich ins Provisorium versetzt und beginne am Montag mit seinen Privatstunden; der Anton Gräber (so nannte sich der Eduard), sei ein Asthmatiker und müsse in Behandlung; der Peter Küenzi (alias ich selber) müsse das Aquarium der Tante reinigen, und er, Eberhard Bohner, besorge nächste Woche daheim den Haushalt, weil der Vater wegen seiner Arthritis gegenwärtig in einer Fangopackung stecke und aussehe wie ein Michelin-Mann.
    Nach solchen Darlegungen hofften wir, man lasse uns im Frieden fahren und wähnten schon alles in bester Ordnung, als der Herr Bühler aufseufzte und sich nur unter der Bedingung unserem Abschied beugte, dass wir bald wiederkommen. Der Armand, in alles eingeweiht, hatte ehrlich feuchte Augen, und während auch wir mit den Wellen kämpften, kam der Herr Bühler auf einen schrecklichen Einfall:
    Morgen habe er Nachtdienst, und darum könne er in der Frühe zum wenigsten unsere Abreise ordnen.
    Weshalb hatten wir ihm eigentlich grundlos unsere Fahrräder verschwiegen und von unserer Bahnreise erzählt? Jetzt war es zu spät, mit ihnen herauszurücken, und wir mussten uns notgedrungen zur Bundesbahn bekennen.
    Wie staunten wir aber am anderen Morgen, als nach dem Frühstück draussen ein Taxi stand, in das uns Herr Bühler komplimentierte. Leise hofften wir auch da noch, er werde vor seinem Haus den Chauffeur auszahlen und uns zum Fenster herein die Hand zum Abschied reichen, aber o Schreck: Strahlend stieg er zu uns in den Schlag und fuhr mit uns zum Bahnhof.
    Sorgenschwer ermunterten wir ihn, er solle gleich wieder zurückfahren und uns allein ziehen lassen, aber er liess es sich nicht nehmen, uns auf den Bahnsteig zu geleiten.
    Dort bestieg er sogar noch mit uns den Zug, suchte passende Fensterplätze, und erst drei Minuten vor Abfahrt verliess er uns, freilich nur, um draussen noch mit uns zu plaudern.
    Unter anderem fragte er uns, ob wir die Fahrkarten bis Bern noch hätten?
    «Ja, gewiss.» So stotterten wir, denn wir besassen selbstverständlich keine.
    Der Bäschteli und der Eduard standen belämmert am Fenster, so belämmert, dass Herr Bühler draussen lachte und sagte, auch er sei in unserem Alter vor jeder Reise so aufgeregt gewesen wie wir.
    Der Wrigley und ich berieten unterdessen fieberhaft, was nun zu tun sei. Nicht nur die Fahrkarten fehlten uns, sondern auch das nötige Geld, und zudem hatten wir gar kein Verlangen nach Bern.
    Das eine war ganz klar: Wir mussten hinaus.
    Glücklicherweise hat es im Bahnhof Zürich auch auf der anderen Seite einen Bahnsteig, das Postperron, und darauf gründete unsere Hoffnung.
    Als der Zug nämlich anfing zu rollen, da machten wir drei uns zur Türe hinaus und sprangen ab. Das ließ sich leicht bewerkstelligen, weil wir die einzigen Passagiere des Abteils waren.
    Bloss der Wrigley winkte tollkühn noch viele Meter am Fenster dem Herrn Bühler zu, und erst als die Geschwindigkeit beträchtlich und gefährlich wurde, sahen wir ihn weit vorne springen und zu uns zurückeilen.

    Wir hatten es geschafft und atmeten auf.
    Aber eines, lieber Leser, hatten wir nicht bedacht: Als nämlich der Zug vorbei war, standen wir, da uns keine Wagen mehr Schutz boten, keine sechs Meter dem selben Herrn Bühler gegenüber auf dem anderen Perron, nur das Geleise zwischen ihm und uns!
    Ich muss gestehen: So nackt bin ich mir in

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