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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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richtig in Zürich nicht weniger als fünf Fritze Bühler.
    Welcher war nun der Rechte?
    Unterdessen schien auch der Wrigley sauber geworden
    zu sein, denn im Badezimmer gurgelte es pro forma, und dann trat er heraus.
    Als er an mir vorbei ins Zimmer schritt, flüsterte er mir zu:
    «Geht in Ordnung.»
    Später vernahm ich, dass er nach einem Sprung aus dem Fenster den Armand draussen unter unsanften Drohungen aufforderte, von nun an unser Freund aus der Primarschule zu sein, und wenn er uns verrate, so entführen wir ihn nach Äquatorialsibirien.
    Wir gingen wieder in die Stube, in der jetzt auch Frau Bühler sass, und der Wrigley begann, den Ernst Scheich, den eckligen Streber in unserer Klasse zu imitieren.
    Er hielt verschämt die Hand an den Mund und sagte Bühlers, er müsse ihnen etwas beichten, was er ihnen bisher verheimlicht habe.
    Wollte Wrigley im ungeeignetsten Augenblick die Karten aufdecken? Was war in ihn gefahren? Doch da fuhr er fort:
    «Wissen Sie, Herr Bühler, um nicht unbescheiden aufzutreten, haben nur der Peter und ich bei Ihnen vorgesprochen. Aber im Grunde genommen sind wir auf unserer Ferientour nicht unserer zwei, sondern vier. Wir sind uns klar, dass wir nicht selbviert Ihre Gastfreundschaft missbrauchen dürfen, und doch erlaube ich mir zu bemerken: Wenn Sie uns zwei Betten zur Verfügung stellen, dann finden wir darin alle reichlich Platz, denn im Zelt sind wir noch anderes gewohnt. Wir möchten nicht ungelegen sein, aber...»
    In diesem Augenblick läutete es, und herein trat der sehr misstrauische Bäschteli und der strahlende Eduard — mit dem Armand in ihrer Mitte, als wären sie die besten Freunde.
    «Nein, gar zu nett!» rief Herr Bühler begeistert aus, sprang zugleich mit uns aus dem Sessel und Hess sich durch Wrigley den Bäschteli als Emil Rubeli und den Eduard als Anton Gräber vorstellen.
    Der Eduard fand sich augenblicklich in der neuen Rolle zurecht, denn er verkündete, sie hätten den Heben Armand draussen auf der Strasse getroffen und ihn alsdann heimbegleitet. Das sei doch ein glücklicher Zufall!
    Niemand achtete sich, wie der Eduard während seiner Rede den armen Armand mit zuckersüsser Miene hier und da zur Sicherheit in den Arm kniff.
    Ja, und dann begann ein seliger Abend:
    Wie wir assen! Wie wir in einem fort den Armand anlächelten, um ihm hinterrücks einen Box zu geben, wie wir von unserer gemeinsamen Jugend erzählten und aufpassen mussten, um nicht unsere neuen Namen zu verwechseln, und wie wir — noch immer hungrig, einige Konserven öffneten: Das war ein Paradies!
    Immer waren wir so sittsam und so gut, dass Herr Bühler von Begeisterungswellen auf- und abgehoben wurde, und wir fühlten uns so wohl in unseren Rollen, dass der Wrigley manchmal ins Übertreiben verfiel: Nach einer Stunde sagte das Kalb nach jedem vierten Satz: «Ja, mein Lieber!» oder: «Gewiss, mein Guter.»
    Es war ein Paradies, das auf Minen ruhte, welche jederzeit in die Luft fliegen konnten.
    Als wir endlich zu Bett gingen, geleitete unsere Leibwache den Armand bis in sein Schlafzimmer, denn wohlweislich beharrten der Eduard und der Bäschteli darauf, aus lauter Freundschaft mit ihm das Zimmer über Nacht zu teilen und sich ein Bodenbett zurecht zu machen.
    Der Wrigley und ich belegten im Gastzimmer zwei vorzügliche Betten, die einem fast bis zur Decke federten, wenn man vom Sekretär auf sie heruntersprang.
    Wir waren sämtliche Sorgen los und hätten die ganze Nacht vorzüglich geschlafen, wenn uns nicht gegen zwei Uhr morgens der Eduard geweckt hätte, um uns mitzuteilen, der Armand fange an, ihn zu erbarmen: Seit Stunden weine er nämlich ganz still in sein Kissen hinein. Wenn das so weiter gehe, so gehe das Büblein noch
    Wir konnten uns auf ihn verlassen, und eher hätte er sich die Zunge abgebissen, als dass er uns verraten hätte.
    Am nächsten Tag, einem Sonntag, besuchten wir mit der ganzen Familie Bühler den Zoo, und es war herrlich, bis der Bäschteli von einem Schimpansen eine furchtbare Wasche einfing. Aber wir vergnügten uns königlich, und niemand dachte daran, dass die Sache ein schiefes Ende nehmen könnte.

    So schlichen wir denn alle ins andere Zimmer hinüber, setzten uns neben Armand auf sein Bett, und allmählich tat auch uns die Sache leid, denn wir merkten, dass er wirklich ein armer Knabe war: Früher immer sehr allein, und jetzt plötzlich mit solch zweifelhaften Freunden gesegnet.
    Wir flüsterten mit ihm, erzählten ihm ganz ehrlich von uns und

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