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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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hing.
    Unglücklicherweise hegte die junge Frau aus Spanien mittlerweile unmögliche Vorstellungen und Träume. Längst sah sie sich als Lady Harcourt, und als Jack ihr erklärt hatte, dass sie nicht länger auf dem Gut bleiben könne, hatte sie theatralisch verkündet: „Wenn Sie mich fortschicken, werde ich mich umbringen! Jack, ich liebe dich unendlich! Jenes bleiche Mädchen ist nichts für dich!“
    „Schweigen Sie, Rosa!“, hatte er befohlen. „Sie vergessen Ihre Stellung! Sie sind Anthonys Kinderfrau! Sie werden sich meinen Entschlüssen beugen, und bis dahin bleiben Sie dem See fern.“
    Doch Rosa war in bockiges Schweigen versunken. Offensichtlich hatte sie sich bei nächster Gelegenheit an Lucy gerächt.
    Obwohl er in seinem Zorn Lucy vorgeworfen hatte, ihm zu misstrauen, war ihm im Grunde bewusst, dass er sie hätte einweihen müssen. Leider war er immer noch an sein Schweigegelöbnis gebunden und konnte es nur mit Erlaubnis der betroffenen Person lösen. Er würde mit der Mutter des Jungen sprechen müssen, ihr sagen müssen, dass sein Glück davon abhing, seiner zukünftigen Gattin die ganze Geschichte enthüllen zu dürfen …
    Er hatte den Park schon zum Teil durchquert, als er plötzlich zwischen den Bäumen ein Pferd erspähte, gesattelt, aber reiterlos. Es war sein feuriger Brauner! Jacks Miene verdüsterte sich, denn seinen Anweisungen gemäß sollte dieses Pferd nur von ihm selbst oder Brent, dem obersten Stallknecht, bewegt werden, und der würde sich auch von diesem Teufelsbraten kaum abwerfen lassen. Der nächste Blick jedoch ließ ihn erschrecken – das Vollblut trug einen Damensattel. Wie konnte Amelia nur glauben, sie wäre Firethorne gewachsen? Hastig trieb er sein Pferd an, bis er den Ausreißer überholt hatte, schnitt ihm den Weg ab und bekam das Zaumzeug zu fassen. Das Tier war offensichtlich eine gute Strecke gerannt, denn es war schweißbedeckt, doch da es nun die schmeichelnde Stimme seines Herrn hörte, beruhigte es sich schnell. Am Zügel gefasst, trottete es widerstandslos neben Jack einher, bis er endlich die Stallungen erreichte.
    Draußen auf dem Sattelplatz kämmte Brent gerade gemächlich die Mähne einer Stute. Als er den Hufschlag hörte, wandte er sich um und sah seinen Herrn in den Hof einbiegen. Erstaunt riss er die Augen auf und fragte: „Was ist passiert, Sir?“
    „Das möchte ich auch gern wissen“, sagte Jack streng und erläuterte kurz, wie und wo er den Braunen gefunden hatte.
    Brent beteuerte, dass allen Knechten die Anweisungen bekannt seien. Schließlich rief er in den Stall hinein: „Hey, Jeremiah, Junge, als ich vorhin fort musste, sag, hat da jemand Firethorne genommen?“
    Der Junge kam unsicher herangeschlurft. Verlegen bohrte er mit dem Fuß im Staub. „Sie befahl mir, ihn für sie zu satteln … äh … Miss Lucy …“
    „Lucy!“ Jack fl uchte, eiskalt überlief es ihn. „Verdammt. Wie konntest du! Du weißt doch, dass nur ich oder Brent ihn bewegen!“
    „Es tut mir leid“, stammelte Jeremiah, schnüffelte und wischte sich die Nase mit dem Ärmel. „Die Miss sagte, sie will ihn … und ich hab mich nich’ getraut, es ihr abzuschlagen … ich mein’, ich dachte, sie wird bald Ihre …“
    „Das wird dich zu denken lehren!“, unterbrach Brent ihn, während er ihm eine Kopfnuss versetzte. „Wenn der jungen Dame etwas zugestoßen ist, sitzt du schön in den Nesseln!“
    „Lass sein, Brent, er wusste es nicht besser.“ Obwohl Jack das Schlimmste fürchtete, konnte er den Jungen doch verstehen. „Wir müssen nach ihr suchen. Sagte sie, wo sie hin will?“
    „Sie is’ zum See, Sir. Soll ich die anderen Burschen holen?“
    „Kümmere du dich um diese Tiere hier! Ich glaube, ich weiß, wohin sie wollte.“
    Jeremiah nahm gehorsam die Zügel entgegen und führte die Tiere fort, erleichtert, dass er so glimp fl ich davongekommen war. Unter einer anderen Herrschaft hätte er wahrscheinlich Prügel bezogen oder wäre gar entlassen worden.
    Während Jack eigenhändig eines seiner schnellsten Pferde sattelte, gab er Brent Anweisung, eine Suchmannschaft zusammenzustellen, außerdem eine Chaise bereitzuhalten und vorsichtshalber einen Arzt holen zu lassen.
    „Tut mir sehr leid, Sir“, sagte Brent, „Wär’ nicht passiert, wenn ich hier gewesen wäre.“
    „Wenn jemand Schuld hat, dann ich“, sagte Jack verbittert, während er aufstieg und das Pferd antrieb. Es gab nur eine Erklärung: Lucy war gestürzt! Und er allein musste es sich

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