Mein perfekter Sommer
klingeln noch immer!«
»Angeblich seid ihr Mädels aus der Stadt doch so tough?« Ethan schnappt nach Luft, er muss sich an einem Ast festhalten, sonst könnte er nicht auf den Beinen bleiben.
Ungläubig staunend starre ich sie an. Meine Angst verwandelt sich im Handumdrehen in Wut.
»Was zum Geier soll das?«, brülle ich, ganz erstaunt über meine Kraft. Ich schubse Reeve, ordentlich. Er stolpert zurück. »Findet ihr das etwa lustig oder was?«
»Boah, beruhige dich.« Ethan hält mich fest. »Das war nur ein Witz.«
»Ein Witz?«, kreische ich zitternd. »Seid ihr eigentlich Vollidioten? Oder findet ihr hier draußen so was etwa komisch?«
Reeve grinst immer noch. »Och, komm mal runter. Wir haben es ja nicht böse gemeint.«
»Nicht?« Ich zwinge mich dazu, tief durchzuatmen und mich zu beruhigen. Alles okay, sage ich mir. Alles ist okay. Als mein Herzschlag endlich langsamer wird, schaue ich sie total verblüfft an.
»Habt ihr überhaupt eine Vorstellung davon, was ich für eine Angst gehabt habe? Das ist nicht witzig, Jungs. Absolut nicht!«
Ethan sieht jetzt zerknirscht aus. »He, tut mir leid, wir haben es nicht so gemeint.«
Reeve nickt. »Wir hätten dich ja nicht in echt hier sitzen gelassen.«
»Woher soll ich das denn wissen?«, feuere ich zurück. »Ich hab euch eben erst kennengelernt. Ihr könntet … sonst was sein!« Ich zittere, wieder geht mir auf, wie verletzlich ich hier draußen bin.
»Aha, na, so sind wir nicht.« Reeves Ton wird schärfer, als ob ich diejenige wäre, die ihm was getan hat.
Ich schlinge die Arme ganz fest um mich und versuche, nicht durchzudrehen. »Hört mal, können wir nicht einfach hier abhauen, bitte?«
Reeve macht eine völlig übertriebene Verbeugung vor mir. »Wie Ihr wünscht.«
Na toll. Ich erhol mich gerade von einem kleinen Herzinfarkt und der Typ will hier rumstehen und aus der Brautprinzessin zitieren. Wütend funkele ich ihn an, dann folge ich Ethan – und dem warmen Schein der Taschenlampe – aus dem Wald heraus. Ein paar Mal stolpere ich über Baumwurzeln und herumliegende Steine, doch wenn Reeve mir helfen will, ziehe ich meinen Arm immer schnell wieder weg. Seine Art Hilfe brauche ich nicht.
»Von hier weiß ich allein weiter«, sage ich kurz angebunden, sobald wir durch die Bäume hindurch sind.
Ethan guckt unsicher, das Haar fällt ihm über die Augen. »Ich weiß nicht … Wir dürfen euch Mädchen nicht allein losziehen lassen.«
Jetzt ist er um meine persönliche Sicherheit besorgt? »Siehst du das Licht da drüben?« Ich zeige mit dem Finger drauf. »Das ist Susies Haus. Das schaff ich schon … wenn ihr es lassen könnt, mich noch mal anzugreifen.«
»Das war ein Witz!«, sagt Reeve wieder, langsam wirkt er genervt. »Du musst dich deswegen nicht so hochschaukeln.«
»Was?« Dieser Typ ist unfassbar. »Du bist doch derjenige, der gefährliche Streiche spielt!«
»Ach, egal.« Er dreht sich um und geht auf seinen Pick-up zu, über die Schulter brüllt er: »Ethan, kommst du jetzt?«
»Äh, ja klar.« Ethan sieht mich beinahe entschuldigend an. »Bis bald dann, Jenna. Tut mir leid«, sagt er noch leise, ehe er Reeve hinterherrennt. Sie klettern in einen Matsch bespritzten weißen Pick-up, den Pick-up, der mich heute Nachmittag nass und kalt am Straßenrand stehen lassen hat. Reeve lässt den Motor an und wendet schnell, um dann mit durch den Matsch röhrenden Reifen und einem dröhnenden Macho-Rocksong an mir vorbeizufahren.
Und ich humpele elend zurück zum Haus.
8. Kapitel
»KALTKALTKALT!«
Ich taumele zurück, als ein Strahl eiskaltes Wasser auf meine Haut trifft, und taste hilflos nach dem Mischhebel. Zu spät. Bis es mir gelungen ist, das Wasser abzustellen, bin ich schon so durchgefroren, dass sogar meine Gänsehaut Gänsehaut hat.
Ich höre jemanden die Treppe hochlaufen und wenig später klopft es an der Tür. »Tut mir leid!«, sagt Susie durch die Badezimmertür. »Ich hab vergessen, dir das mit dem Wasser zu erklären, die ersten fünf Minuten läuft es nur kalt!«
»Kein Problem!«, kann ich ihr mitteilen, obwohl mir buchstäblich die Zähne klappern. »Alles in Ordnung. Ist … erfrischend!«
Susie lacht. »In ein paar Wochen haben wir das sicher repariert. Aber soll ich dir nicht erst mal Frühstück machen?«
»Hmmm«, kann ich einigermaßen munter antworten.
»Blaubeerpfannkuchen sind schon unterwegs!«
Sie macht sich davon und ich wickele mich in drei verschiedene
Handtücher und kauere
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