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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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keinen rechten Bock, also blätterte ich nur lustlos darin herum, beobachtete dann wieder die Gegend, zündete eine Zigarette an, aber das alles vertrieb die Langeweile auch nicht. Nach einer Stunde war ich es endgültig leid und brach die Observation ab. Außerdem mussten die Kaninchen gefüttert werden, fiel mir als Ausrede ein.
    Aufgeschoben war nicht aufgehoben, dachte ich, während ich den Motor startete, denn Mona hatte sich alles andere als unverdächtig verhalten. Ich brauchte jemanden, der Mona rund um die Uhr überwachte, während ich das Fußballermilieu durchleuchtete.
    Peter Grabowski aka Gurkennase, mein Busenfreund aus längst vergangenen Essener Tagen. Er hatte mir schon bei so manchem Fall nützliche Dienste erwiesen. Spenser hatte Flawk, Sherlock Holmes Doktor Watson, Hercule Poirot Hastings und ich Grabowski.
    Leider konnte Gurkennase weder die Schlagkräftigkeit eines Hawks noch die Loyalität eines Hastings oder Watsons bieten. Seine Spielleidenschaft und Vorliebe zum Alkohol stellte er über alle anderen Verpflichtungen. Chronisch arbeitslos, trugen diese Laster auch wenig zur Verbesserung seiner finanziellen Lage bei. Allerdings nahm er dadurch jeden Job an.
    Ich wählte seine Handynummer, und nach dem achten Läuten wurde abgehoben.
    »Ja«, tönte es vorsichtig aus dem Hörer.
    »Peter? Bist du es?«
    »Dieter, dem Himmel sei gedankt. Ich dachte, es wären die Bullen.«
    »Steckst du wieder in Schwierigkeiten?«, fragte ich rein rhetorisch.
    »Dumme Sache«, brummte er. »Autounfall. Natürlich schuldlos. Trotzdem wollen die mich drankriegen.«
    »Mehr Details«, bohrte ich nach.
    »Letzte Woche musste ich nach Gladbeck, ein Gerichtstermin wegen nicht gelöhnter Strafzettel. Im Kreisverkehr kurz hinter der Autobahnausfahrt ist es dann passiert: Eine halbblinde Oma donnert mir volle Möhre hinten rein.«
    »Ihre Schuld, keine Frage. Aber was will die Polizei von dir?«
    »Nun, ich bin mit den Zahlungen für meine Autoversicherung etwas im Rückstand. Daher hätte ich gar nicht fahren dürfen. Eine TÜV-Plakette hatte meine Karre auch nicht. Und ich hatte zum Frühstück ein Bier getrunken. Nur eins. Die haben aber behauptet, ich wäre sternhagelvoll. Olle Dreckspenner.«
    »Und jetzt bist du deinen Führerschein los?«, hatte ich den Überwachungsauftrag bereits abgehakt.
    »Mein Anwalt hat mit denen gesprochen. Der Alkoholwert lag im Grenzbereich. Daher durfte ich den Lappen behalten. Trotzdem wird es noch eine Gerichtsverhandlung geben. Warum musste die dumme Kuh mir hinten reinfahren? Kann mich nicht erinnern, damals >Hier!< geschrien zu haben, als Gott das Pech verteilt hat.«
    »Vielleicht solltest du deinen Lebensstil mal überdenken. Apropos Lebensstil. Was hältst du von leicht verdientem Geld?«, kam ich auf ein Thema zu sprechen, das ihn mit Sicherheit interessierte.
    »Eine Menge. Wie viel springt dabei raus, und worum geht’s?«, war er erwartungsgemäß Feuer und Flamme.
    »Eine Observation. Im Rahmen eines hochbrisanten Mordfalls habe ich die Witwe des Opfers vorhin bei einem Schäferstündchen gestört. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer der Schäfer ist. Und damit wären wir bei deinem Job«, schilderte ich die Fakten. »Fünfzig Euro pro Tag bar auf die Kralle.«
    »Die Alte lässt nichts anbrennen, gefällt mir. Sieht sie gut aus?«
    »Die spielt in einer anderen Liga als du. Außerdem darf sie dich nicht bemerken. Anbaggern fällt also flach«, musste ich seine Euphorie ein wenig dämpfen.
    »Schade. Über die Bezahlung müssen wir aber noch mal reden. Ein Hunderter sollte schon drin sein. Wann geht’s los? Nächste Woche?«
    »Natürlich sofort. Besorg dir einen fahrbaren Untersatz, ich erwarte dich heute Abend. Der Preis ist nicht verhandelbar. Ich komme aber für die Spesen auf.«
    »Hmh«, druckste Peter herum. »Da gibt’s noch ein kleines Problem. Anderweitige Verpflichtungen, wenn du verstehst, was ich meine. Aber ich krieg das hin.«
    Als wir uns verabschiedeten, fiel mir das Date mit Schlemmbach ein.

    Auf der Fahrt zum Dülmener Rathaus ließ ich die vergangenen Stunden Revue passieren. Monas Verhalten konnte man vornehm ausgedrückt als zurückhaltend, realistisch betrachtet als barsch bezeichnen. Interessanter waren hingegen zwei andere Fakten: Zum einen schien sie nicht übermäßig traurig über das vorzeitige Dahinscheiden ihres Kickers zu sein, zum anderen hatte sie die Anwesenheit einer Person geleugnet, die bestimmt nicht zum Ablesen des

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