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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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reicht, suchst du dir einen neuen Praktikumsplatz.«
    »Bin Ihnen voll dankbar«, stöhnte er vor Erleichterung auf. »Das klappt schon.«
    Während Paul wieder die Belastungsgrenze seiner Leisten auslotete, rief ich Karin an, um mich nach Peters und Kevins Abreise zu erkundigen. Grabowski hatte ihr nur was von dringenden familiären Verpflichtungen erzählt und war ohne ein weiteres Wort Richtung Essen gegondelt. Ich klärte sie über die wahren Hintergründe auf. Als sie hörte, dass die Entführung auf Peters Schusseligkeit zurückzuführen war, schwor sie, ihn beim nächsten Zusammentreffen eigenhändig zu erwürgen. Dass ich bei der Ermittlung von Monas Liebhaber wieder ganz am Anfang stand, interessierte sie nicht wirklich.
    Der nächste Anruf galt Jupp, den ich in der Redaktion erwischte.
    »Ich wollte mich nur bedanken, dass du mir deinen Cousin vermittelst und ihm hilfst, seinen Eltern Lügengeschichten aufzutischen, die ich ausbaden muss«, fluchte ich.
    »Hab dich nicht so. Paulito ist voll in Ordnung. Warum soll der Junge in Schlemmbachs Fabrik vor Langeweile eingehen, wenn er Detektiv werden will? Außerdem schuldest du mir was.«
    »Warum?«, fragte ich ernsthaft erstaunt.
    »Wenn du heute Abend noch nichts vorhast, könnten wir darten gehen. Ich verrat’s dir, sobald ich dich deklassiert habe.«
    »Was ist, wenn ich gewinne?«
    »Sehen wir dann, Amigo. In jedem Fall darfst du Pauls Lohn halbieren«, lachte er.
    Wir verabredeten uns für halb neun im Dirty Fingers in Dülmen. Jetzt musste ich zum Training. Dort konnte ich mir auch Robert wegen seines fehlenden Alibis vorknöpfen.
    Das Training verlief kurz und schmerzlos. Da bis zum entscheidenden Spiel gegen die Billerbecker in genau einer Woche zwei weitere Übungseinheiten geplant waren, ließen wir es locker angehen. Leider gelang es mir nicht, Robert Hirschmann allein zu erwischen und wegen seines Alibis auszuquetschen. Abgesehen davon, dass er zehn Meter Mindestabstand zu mir hielt, was ich ihm aufgrund seines peinlichen Auftritts nicht verübeln konnte, war er stets darauf bedacht, immer einen Mitspieler im Schlepptau zu haben. Nun gut, morgen war auch noch ein Tag.
    Gegen drei stand ich frisch geduscht auf dem Parkplatz des Westfalenstadions. Um die verbleibende Zeit bis zum Vorsprechen bei den Jansens und dem sich anschließenden Darttermin sinnvoll zu nutzen, fuhr ich nach Hause, legte mich auf die Couch und genoss den Rest des Nachmittags. Kein Babygeschrei, kein Windelgestank, nur einige Rotkehlchen zwitscherten durchs geöffnete Fenster. Der Duft von Flieder und Holunder hob meine Stimmung zusätzlich. Einfach geil, sollte ich öfter machen.
    Nachdem ich offensichtlich entschlummert war, wurde ich um sechs vom Praktikanten unsanft geweckt. Er hatte die Krawatte abgenommen und um seinen hochroten Kopf gebunden. Sein Hemd war schweißnass.
    »Tut mir leid«, keuchte er. »Hab mehrmals geklopft...«
    »Macht nichts«, verzieh ich großzügig und stand auf.
    »Heute schaffe ich nicht mehr alle Platten.«
    »Morgen ist auch noch ein Tag.« Der Empfang bei seinen Alten würde bestimmt nicht freundlicher ausfallen, wenn Sohnemann auf der Türschwelle zusammenbrach.
    »Sehen wir uns gleich?«
    »Leider nicht. Ich muss gleich zur Posaunenchorprobe. Nächste Woche haben wir einen großen Auftritt in der Dülmener Mehrzweckhalle.« Solange ich nicht zuhören musste, war mir das egal.
    Ich entließ ihn in den Feierabend. Anschließend schlüpfte ich in einen Boss-Anzug und band eine japanische Seidenkrawatte mit den Schriftzeichen für Ruhm und Ehre um meinen Hals. Ein Blick in den Spiegel überzeugte mich: So musste ein erfolgreicher Autohausbesitzer aussehen. Ich zumindest hätte mir jede noch so schäbige Juckelkiste abgekauft.

    Die Jansens wohnten etwa drei Kilometer südlich von Dülmen. Das frei stehende Blockhaus, eine Rarität in dieser Region, war wie meines von Feldern umgeben. Gerste erkannte ich mit Kennerblick. Im Vorgarten funkelte ein gigantischer metallisch blitzender Grill. Daneben war an einem Pfahl ein weißes Schild befestigt: »Hier grillt der Chef!« Ich musste grinsen. Es war immer wieder festzustellen, dass Männer den Grill als Statussymbol betrachteten. Während sie die Küche mieden wie Fliegen die Klatsche, ließen sie keinen Zweibeiner näher als drei Meter an ihr Spielzeug heran. Nach meiner Theorie entstammte dieses seltsame Verhalten irgendwelchen urzeitlichen genetischen Programmierungen im Stammhirn, als Männer den

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