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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Familienunterhalt durch Jagen bestritten und anschließend die Beute über dem Feuer zubereiteten. Ich hatte so meine Zweifel, ob marinierte Schweineschnitzel und Phosphatschläuche den Jagdtrieb ersetzen konnten. Aber immer noch urzeitlicher und damit angemessener, als Tofufrisbees und sternförmig geschnittene Auberginen in Rapsöl zu braten.
    Als ich klingelte, wurde stante pede geöffnet. Jansen senior ging mir von der Körpergröße bis zur Brust. Das versuchte er, durch topmodische Buffalos auszugleichen, die zu seinen rund fünfzig Jährchen und dem C&A-Anzug passten wie Bermudashorts zu einem Staubsaugervertreter.
    »Herr Mevissen?«, ergriff er das Wort. Während ich seine Gattin mit »Herr Jansen« begrüßt hatte, lag mir diesmal »Frau Jansen« auf der Zunge. Was ihre Stimme zu viel an Tiefen aufwies, glich seine durch schrille Höhen aus.
    »Ja, Mevissen vom Ford-Haus«, hielt ich ihm die Flosse hin, was ich sofort bereute. Ich schätzte zwar Männer mit festem Händedruck, aber zerquetschen mussten sie meine Finger nicht. Für einen Gerichtsvollzieher war ein fester Händedruck aber sicherlich nicht von Nachteil.
    »Erstaunlich, dass ein Fordhändler einen Mercedes fährt«, blickte mich der Grillchef misstrauisch an. Das ging ja gut los.
    »Ich teste einen Gebrauchtwagen«, brachte ich Lüge Nummer zwei in Satz Nummer zwei unter.
    »Stimmt. Die Autohäuser verkaufen ja heutzutage auch Modelle der Wettbewerber«, schien er mir zu glauben. »Aber für die Kiste kriegen Sie höchstens hundert Euro. Alles andere wäre Betrug.«
    »Das ist ein Top-Wagen. Sechs Jahre alt, nur fünfzigtausend gelaufen, Sportlenker, ABS und nur sieben Liter Verbrauch«, ließ ich nichts auf mein Gefährt kommen.
    »Okay«, nickte Jansen. »Meine Frau braucht ein Auto. Wie viel wollen Sie?«
    »Ähm«, spielte ich auf Zeit. »Das muss erst die Kalkulationsabteilung durchrechnen.«
    »Erstaunlich. Sonst seid ihr Autofritzen doch sofort mit einem Preis am Start, wenn ihr nur einen müden Euro wittert«, keimte wieder Misstrauen in Jansen auf.
    Genug war genug.
    »Ich muss mich entschuldigen. Ich heiße Dieter Nannen, bin Privatdetektiv, und Ihr Sohn arbeitet bei mir.«
    »Ha!«, triumphierte mein Gegenüber. »Gertrud, ich hab’s doch gewusst«, rief er ins Haus. »Der Junge hat uns nach Strich und Faden belogen.« Er wandte sich wieder an mich: »Rein mit Ihnen. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Durch einen mit Hirschgeweihen und ausgestopften Tieren geschmückten Flur gelangten wir ins Wohnzimmer. Die giftgrüne Tapete, solide Eichenmöbel und eine an der Wand hängende Jagduniform zeugten von einem talentierten Innenarchitekten.
    »Sie jagen?«, wagte ich einen Schuss ins Blaue und setzte mich an den runden Eichentisch. Drei Gedecke waren aufgelegt, die Servietten mit Wildmotiven bedruckt.
    Eine stabile Frau mit einer altmodischen Dauerwelle kam mit einer Schüssel Kartoffeln aus der Küche.
    »Schuldner und Tiere. Darin bin ich ein Ass«, streckte er die Brust heraus. »Und Lügner! Gertrud, darf ich dir Herrn Nannen vorstellen, Detektiv von Beruf.«
    »Ein Detektiv!«, rief Gertrud entsetzt aus, als wäre ich Finanzberater.
    »Es war Pauls Herzenswunsch, sein Praktikum bei mir zu absolvieren. Natürlich kann ich nicht gutheißen, dass er Sie angelogen hat. Aber weil er fleißig, clever und engagiert ist, habe ich ihm versprochen, ihn zu unterstützen.«
    Frau Jansen stellte die Schüssel auf den Tisch und holte Blumenkohl und Fleisch aus der Küche.
    »Natürlich ist mein Sohn clever«, verkündete Jansen senior, während er seinen Teller vollpackte. Ich wartete nicht auf eine Aufforderung, sondern folgte seinem Beispiel. Gertrud ließ sich ebenfalls auf einen der massiven Stühle fallen.
    »Aber ich wusste gleich, dass Pauls Geschichte nicht stimmt. Da ich Mevissen schon mal gepfändet habe, wird der meinen Sohn kaum als Praktikanten einstellen. Als ich Sie dann gesehen habe, war alles klar«, redete er mit vollem Mund.
    »Nichts gegen Sie, aber wir sind strikt dagegen, dass unser Sohn bei einem Detektiv arbeitet. Wie Sie selbst am besten wissen, ist der Beruf gefährlich. Was hat er davon, wenn er nach dem Praktikum im Rollstuhl sitzt?«, verkündete Jansen bestimmt. Gertrud nickte heftig und spießte ein Stück Blumenkohl auf.
    »Das kann nicht passieren. Er erhält ausschließlich ungefährliche Arbeiten im Büro oder auf dem Betriebsgelände«, widersprach ich.
    »Und was für Perspektiven hat er? Wenn ich richtig

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