Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
Tank und startete die Maschine.
    »Wo zum Teufel ist deine tolle Familie?«, konnte mich auch die Aussicht auf die erste Tasse am Morgen nicht beruhigen. »Du hast bei einem One-Night-Stand gekleckert. That’s it. Du bist weder mit dieser Sabrina zusammen, noch lebt Kevin bei dir. Deine gescheiterten Beziehungen zähl ich gar nicht erst auf, weil ich diese Woche noch arbeiten muss. Jedenfalls stehst du in der Rangliste der Personen, die mir gute Ratschläge erteilen dürfen, ganz weit hinten.«
    »Alter, du projizierst deine Probleme auf mich.«
    »Hat Otto dich auch in Psychologie unterrichtet?«
    »Nee, bei einer Talkshow aufgeschnappt«, erklärte er stolz.
    Jede Diskussion war zwecklos. Schweigend schüttete ich den Kaffee ein. Bevor Gurkennase noch tiefer in meine sensible Psyche vordrang, musste ich erst eine Sache klären: »Weißt du, was mir seit gestern im Kopf herumschwirrt?«
    »Dass es Bier noch nicht in Tetrapacks gibt?«, versuchte Gurkennase das Gespräch auf eine lustige Ebene zu hieven.
    »Mona hat vehement bestritten, dass Reisinger ihr Lover war. Selbiger ebenso. Das habe ich bisher aus Bequemlichkeit ignoriert. Aber warum hätten sie mich anlügen sollen?«
    Grabowski starrte auf den Boden, und ich konnte förmlich sehen, wie die drei Gehirnzellen zu rotieren begannen.
    »Vielleicht hab ich mich vertan«, grinste er auf einmal nonchalant und nahm einen Schluck von dem kochend heißen Kaffee, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Wie bitte? Karin und Kevin werden entführt, wir werden fast alle umgebracht, und der werte Herr hat sich vertan?«
    »Hast ja recht«, mimte Peter den Schuldbewussten. »Hab doch erzählt, dass ich Mühe hatte, dem BMW zu folgen. In den schmalen Straßen der Dülmener Innenstadt hatte ich ihn einmal verloren. Hat aber nur eine Minute gedauert, bis ich ihn wiedergefunden habe. Vielleicht war es der falsche Wagen.«
    »Aber du hast den Typen doch aus Monas Haus gehen sehen?«, konnte ich es noch immer nicht fassen.
    »Schon. War halt so ein drahtiger Typ, hatte aber sein Gesicht abgewandt. Hätte Reisinger sein können, muss aber nicht. Ich war mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er es war.«
    Innerlich fielen mir sämtliche Kinnladen runter. Ich hab Karins Leben riskiert, weil mein Mitarbeiter dachte, BMW ist BMW. Gibt ja auch so wenige davon auf Deutschlands Straßen.
    Nun war ich an der Reihe, nonchalant zu sein. »Okay, das war’s. Wegen deiner neunundneunzig Prozent hätten wir alle draufgehen können. Pack Kevin ein, und schieb ab nach Essen. Ich will dich hier nicht mehr sehen.«
    »Komm, Dieter. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Konnte ja nicht ahnen, dass dieser Reisinger so krank reagiert. Tut mir leid«, nuschelte Peter mit gesenktem Kopf.
    »Raus!« Ich öffnete mein Portemonnaie und drückte ihm drei Hunderter in die Hand. »Sieh zu, dass du Land gewinnst.«
    Langsam dämmerte ihm, dass meine Wut echt war und er nicht mit dem üblichen Treue-Hundeaugen-Blick aus der Geschichte rauskam.
    »Tut mir wirklich leid«, setzte er auf die Kraft der Wiederholung, rappelte sich langsam vom Sofa hoch und schlich zur Tür. Zwischendurch stoppte er mehrere Male in der Hoffnung, ich würde ihn vom Gehen abhalten. Ich schwieg eisern, ohne dass es mir irgendwelche Schwierigkeiten bereitete.
    Er öffnete die Haustür einen Spaltbreit. »Ich geh jetzt«, drehte er sich noch mal um.
    Ich hob nur die Hand und winkte kurz. Nie zuvor war mir aufgefallen, dass eine Tür mit einem traurigen Geräusch ins Schloss fallen kann. Durchs Fenster sah ich, dass Gurkennase wie ein verprügelter Hund zum Wagen schlich. Er blieb noch einige Minuten im Auto sitzen, sprach offensichtlich mit sich selbst, rang die Hände Richtung Himmel und wartete, dass ich ihn vom Fahren abhielt. Nach zehn Minuten begriff er, dass er vergeblich hoffte. Der Wagen wurde röhrend angelassen und kroch als fahrende Tristesse vom Hof.
    Nachdem ich den Kaffee ausgetrunken hatte, beseitigte ich Peters Nachlass. Hinter Vorhängen deponierte Flaschen, weggeworfene Taschentücher und auf dem Boden ausgedrückte Zigarettenkippen. Nach zwei Stunden sah die Stube wieder wohnlich aus.
    Anschließend kramte ich die Nummer von Pauls Eltern hervor und setzte mich ans Telefon.
    »Jansen«, meldete sich eine samtweiche Tenorstimme.
    »Guten Tag, Herr Jansen. Hier ist Mevissen vom Ford-Autohaus.«
    »Hier spricht Frau Jansen«, lachte es am anderen Ende der Leitung. »Aber die Leute vertun sich oft. Wir sind sehr dankbar, Herr

Weitere Kostenlose Bücher