Mein skandaloeser Viscount
betrachtete ihn in tödlicher Ruhe, die sich in ihrem Tonfall spiegelte. „Ja, das tue ich. Und das sage ich nicht, um Sie zu verletzen, denn ich zweifle nicht daran, dass Sie eine andere Frau glücklich machen können.“
„Ich will keine andere Frau“, entgegnete er mit fester Stimme. „Ich will nur eine. Ich habe immer nur eine gewollt. Doch diese eine ist unerreichbar für mich. Warum? Antworten Sie. Warum sind Sie unerreichbar für mich, obwohl Sie hier vor mir sitzen? Lastet ein Fluch auf mir?“
Victoria seufzte resigniert wie eine Mutter, die ihrem Kind zum hundertsten Mal zu erklären versucht, warum es nicht von der Marmelade naschen soll. „Ich werde Ihnen sagen, warum. Weil Sie nie erkannt haben, dass wir nichts gemeinsam haben. Nichts. Mein Gott, Sie machen einen Kniefall, wenn Sie eine Rede halten, und denken, die ganze Welt müsse gleichfalls einen Kniefall machen. Sind Sie jemals auf die Idee gekommen, dass die Welt sich nicht nur um Sie dreht? Sie müssen schon verzeihen, aber ich denke nicht daran, mein Leben nach Ihren Träumen von Glück und Leidenschaft zu richten. Das habe ich einmal versucht und wäre beinahe daran zugrunde gegangen. Diesen Fehler mache ich nie wieder.“
Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Sie wollte also Krieg führen gegen seine Leidenschaft und seine Bereitschaft, vor ihr im Staub zu kriechen. Nun gut: Er würde seinen eigenen Krieg führen und den Sieg erringen über ihr erkaltetes Herz. Ein Herz, das den Sinn im Leben vergessen hatte. Denn ein Leben ohne Liebe und ohne Leidenschaft glich einem Leben ohne Atem. „Sie wollen mich also nur heiraten, wenn ich mich mit einer Scheinehe, getrennt von Tisch und Bett, einverstanden erkläre? Ist es das, was Sie mir mitteilen wollen?“
„Ja.“
„Und diese Entscheidung hat nichts damit zu tun, dass Sie mich hassen?“
„Natürlich nicht. Ich könnte Sie nie wirklich hassen, Remington. Ich werde immer eine gewisse Sympathie für Sie empfinden. Immer.“
Eine gewisse Sympathie? Verdammt noch mal. Das war das Totenglöckchen ihrer Beziehung. „Und Sie werden mich nur unter diesen Bedingungen heiraten?“
„So ist es.“
Er hatte schlimmere Folterqualen durchlitten.
Er nickte, sah keine andere Möglichkeit, als ihre Kriegserklärung anzunehmen. Er musste sie davon überzeugen, dass sie sich irrte. Er musste sie davon überzeugen, dass er der Richtige für sie war. Dafür würde er bis zu seinem letzten Atemzug kämpfen, und am Ende würde sie es sein, die vor ihm auf die Knie sank. Nicht er. „Nun gut. Ich heirate Sie und bin mit der vorgeschlagenen Trennung einverstanden.“
Sie straffte die Schultern und beugte sich ein wenig vor. „Sie sind einverstanden?“
„Ja. Unter zwei Bedingungen. Können Sie sich vorstellen, sie zu akzeptieren? Oder verschwende ich nur meine Zeit?“
„Ich akzeptiere. Und ich sorge dafür, dass Ihnen die Hälfte meines Vermögens übertragen wird. Sie werden sich jeden Wunsch erfüllen können.“
„Wenn dem so wäre, würden Sie nicht auf einer Trennung bestehen. Denn Sie sind alles, was ich mir wünsche, Victoria.“
„Remington, bitte. Lernen Sie doch endlich, meine Gefühle und meine Gedanken zu respektieren. Sie können niemanden zwingen, Sie zu lieben, nur weil Sie es sich in den Kopf gesetzt haben.“
Er zuckte die Achseln, in gewisser Weise hatte sie recht. „Ich nehme zur Kenntnis, was Sie fühlen und denken. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich damit zufriedengeben werde.“
Gereizt seufzte sie. „Was sind Ihre Bedingungen? Wollen Sie endlich damit herausrücken? Oder soll ich raten?“
Sie ahnte nicht, dass sie mit dem Akzeptieren seiner Bedingungen bereits zugestimmt hatte, ihm zu gehören. Er betonte jedes seiner folgenden Worte mit Nachdruck: „Erstens. Sobald wir verheiratet sind, reisen wir gemeinsam nach Venedig. Zweitens: Dort angekommen, spielen Sie einen Monat lang die Rolle meiner Ehefrau und bleiben an meiner Seite. Wenn Sie nach Ablauf dieser Frist immer noch den Wunsch haben, getrennt von mir zu leben, bleibe ich in Venedig, Sie reisen nach London, und wir brechen jeden Kontakt zueinander ab. Noch Fragen?“
Victoria blinzelte verblüfft, ehe sie ihre Sprache wiederfand. „Sie können nicht erwarten, dass ich London verlasse“, erklärte sie atemlos. „Eine Reise nach Venedig dauert mindestens zwei Wochen. Mein Vater wird meine Rückkehr nicht mehr erleben.“
Jonathan lehnte sich zurück. „Sie werden einsehen,
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