Mein skandaloeser Viscount
plötzlich in dem Maskengeschäft hinter mir. Ich glaube nicht, dass er wusste, wer ich bin. Ich hielt ihn für den Besitzer und stellte ihm eine Frage, habe ihn jedoch zu nichts ermutigt. Und dann machte er mir ein unzüchtiges Angebot. Als ich ihn erbost in seine Schranken verwies und fliehen wollte, ergriff er mich, fesselte meine Hände und …“ Sie presste die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf und wandte das Gesicht ab.
Jonathan merkte, wie die Adern an seinem Hals schwollen. Sein Kopf, sein Herz drohten zu zerspringen in glühendem Schmerz und Hass, wie er ihn in all den gottverdammten fünf Jahren nicht verspürt hatte. Nie zuvor in seinem Leben hatte er Mordgelüste gehabt. Bis zu diesem Moment.
Gewaltsam entledigte er sich seines Gehrocks, um seine Arme, seinen Körper von der sengenden Hitze zu befreien, die in ihm loderte. „Dafür wird er sterben“, stieß er mit erstickter Stimme hervor. Dann richtete er den Blick auf Giovanni. „Ich brauche deine beste Pistole, ein Dutzend Bleikugeln und Schwarzpulver.“
Victoria starrte ihn aus großen Augen an. „Was hast du vor? Willst du ihn töten?“
„Ja.“
„Bist du wahnsinnig?!“ , schrie sie. „Auch wenn er den Tod verdient, lasse ich nicht zu, dass du gehängt wirst!“
Jonathan hielt es für ratsam, Victoria nicht anzusehen, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Denn er allein war dafür verantwortlich, dass sie in diese Situation geraten war. Von allen Frauen in Venedig hatte der marchese es auf seine Victoria abgesehen.
„Ich töte diese Bestie auf legale Weise“, erklärte Jonathan so kühl und sachlich es ihm möglich war. „Im Duell. Giovanni. Ich bitte dich, als Unparteiischer und mein Sekundant zu fungieren.“
Cornelia stöhnte auf. „Giovanni. Nein. Das kannst du nicht machen. Ihr könnt beide sterben! Auch ein Sekundant kann bei einem Duell getötet werden. Das weißt du genau! Dein eigener Onkel kam als Sekundant ums Leben.“
Victoria klammerte sich an Jonathans Arm. „Jonathan. Nein. Bitte. Ich flehe dich an. Wenn du mich je geliebt hast, tu es nicht. Es gibt andere Wege, diesen Bösewicht zur Rechenschaft zu ziehen.“
Ihre Worte, ihr eindringlicher Tonfall rührten ihn. Aber die Ehre der einzigen Frau, die er je geliebt hatte, wurde von dem Mann bedroht, der ihm seine Ehre genommen hatte, und nichts konnte ihn von seinem Entschluss abbringen. „Es gibt keinen anderen Weg. Ich fordere ihn zum Duell.“
Giovanni blickte Jonathan an. „Ich muss an meine Frau und meine Kinder denken.“
Jonathan trat an ihn heran. „Wenn ein Mann“, erklärte er in tödlichem Ernst, „dir auf die schändlichste Weise Unrecht getan und deine Familie dazu benutzt hätte, dir erneut Unrecht zu tun, weil er deine eigene Frau zu seiner Hure machen will, was würdest du tun? Zur Polizei gehen, obwohl du genau weißt, dass die Behörden nichts gegen ihn ausrichten können? Oder würdest du deine Frau vor dem Scheusal beschützen, das sein teuflisches Spiel so lange fortsetzt, bis ein anderer Vergeltung übt und ihn tötet?“
Giovanni rieb sich mit einer Hand über das Gesicht und murmelte: „Ich würde ihn töten.“
Jonathan nickte knapp. „Richtig.“
Giovanni musterte ihn scharf. „Wenn du das vorhast, Remington, musst du dich strikt an den Ehrenkodex halten, sonst erhebt die venezianische Gerichtsbarkeit Anklage gegen dich und verurteilt dich. Du musst ihm eine friedliche Beilegung anbieten. Wenn er sich nicht entschuldigt, bin ich gerne dein Sekundant und sage vor Gericht für dich aus, wenn du ihn umbringst.“
„Giovanni!“ Cornelias schrille Stimme überschlug sich. „Nein. Das dulde ich nicht. Niemals! Wie kannst du …“
„Credo di aver detto tutto!“ Giovannis donnernde Stimme hallte von den Wänden wider. „Wir alle wissen, wozu der marchese fähig ist. Der Welt wird ein Gefallen getan, wenn er stirbt. Zur Hölle mit ihm!“
Jonathan legte ihm eine Hand auf die Schulter. „ Grazie. Ich muss mit meiner Frau sprechen. Bitte. Unter vier Augen.“
„Natürlich. Ja, natürlich.“ Giovanni nahm Cornelia bei der Hand und zog sie zur Treppe. „Komm. Wir besuchen unsere Kinder, cara , und lassen Remington mit seiner Frau allein.“
Cornelia versuchte, sich von ihm loszumachen. „Nein! Ich gehe nicht, bevor eine andere Lösung gefunden ist. Wie kannst du das unterstützen? Giovanni, er ist mein Bruder!“
„Und ich bin dein Ehemann!“ , brüllte Giovanni. „Und du tust, was ich dir sage und
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