Mein Sommer nebenan (German Edition)
und greife nach dem Kondom. »Möchtest du, dass ich dir helfe, es … ähm, überzustreifen?«
Jase wird rot. »Warum nicht, ja.«
Wir liegen beide – zum ersten Mal vollkommen nackt – auf dem Bett. Beim Anblick seines nur vom draußen hereinfallenden Mondlicht beleuchteten Körpers, schnürt es mir die Kehle zu. »Wow«, flüstere ich.
»Ich glaube, das ist eigentlich mein Text«, flüstert Jase zurück. »Auch: Wow.« Er legt mir eine Hand an die Wange und sieht mich dann fragend an. Ich lege meine Hand auf seine und nicke.
Okay. Es tut tatsächlich ein bisschen weh. Irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, dass es das vielleicht nicht tun würde, einfach nur, weil es Jase ist. Aber es ist kein schlimmer Schmerz. Nur ein kurzer, heftiger Stich, gefolgt von einem leichten Brennen, als er tiefer in mich eindringt.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und öffne die Augen. Er sieht mich mit einem so besorgten Ausdruck an, dass es mir vor Rührung beinahe das Herz bricht.
»Geht es dir gut? Ist es okay?«
Ich nicke und ziehe seine Hüften sogar noch ein bisschen enger an meine.
»Jetzt wird es gleich besser«, verspricht Jase, küsst mich wieder und beginnt, sich langsam in mir zu bewegen. Mein Körper folgt seinem Rhythmus, lässt ihn widerstrebend gehen, nur um ihn schon kurz darauf wieder glücklich aufzunehmen.
Fünfunddreißigstes Kapitel
W ie vermutlich nicht anders zu erwarten, bin ich am nächsten Tag im Breakfast Ahoy zu nichts zu gebrauchen. Zum Glück muss ich nicht im B&T arbeiten. Hier bringe ich immerhin niemanden in Lebensgefahr, wenn ich mich nicht daran erinnern kann, wie die Stammgäste ihre Eier wollen, oder mit einem verträumten Lächeln auf die Kaffeemaschine starre, während jemand zum ich weiß nicht wie vielten Mal »Zahlen, bitte« ruft.
Nachdem Jase heute Morgen um vier aus meinem Fenster geklettert und schon fast unten gewesen ist, kam er noch einmal hoch, gab mir einen letzten Kuss und flüsterte: »Besuch mich nach der Arbeit im Laden.«
Nach dem Ende meine Schicht im Breakfast Ahoy habe ich es so eilig, zu ihm zu kommen, dass ich den ganzen Weg bis zum Baumarkt renne und mich praktisch gegen die Ladentür werfe, als ich endlich da bin. Erst als sie krachend gegen die Wand schlägt, erinnere ich mir wieder daran, dass der Federschließer kaputt ist und stammle eine hastige Entschuldigung.
Mr Garrett blickt von einem Stapel Unterlagen auf, die vor ihm an der Kasse liegen, und mustert mich über den Rand seiner Lesebrille. »Oh, hallo, Samantha.«
Mir wird schlagartig bewusst, dass ich mir noch nicht einmal die Zeit genommen habe, mich umzuziehen, und dann fällt mir auch noch das Schloss ein, das Jase an seiner Zimmertür angebracht hat, und ich werde feuerrot. Er weiß es. Natürlich weiß er es. Ich meine, noch offensichtlicher geht es ja nicht. Gott ist das peinlich.
»Jase ist draußen im Hof und packt gerade eine Lieferung aus«, sagt Mr Garrett und vertieft sich wieder in seine Unterlagen.
»Ich … na ja, ich dachte nur …«, stottere ich, weil ich das Gefühl habe, mich irgendwie erklären zu müssen, »ich schau mal kurz vorbei … vor dem Babysitten … bei Ihnen zu Hause, meine ich … also um Jase schnell Hallo zu sagen. Äh … ja … Er ist draußen, sagten Sie? Ich … ähm, dauert nicht lange.«
Gütiger Himmel!
Noch bevor ich die Hintertür geöffnet habe, höre ich schon das Geräusch des Cutters, der durch Pappe schneidet. Jase steht mit dem Rücken zu mir vor dem Stapel mit Kartons und für einen kurzen Augenblick überkommt mich dieselbe Verlegenheit wie eben bei seinem Vater. Dann laufe ich zu ihm und lege ihm eine Hand auf die Schulter.
Er dreht sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um. »Sam! Schön, dich zu sehen!«
»Wirklich?«
»Und wie. Als ich die Tür gehört habe, dachte ich, es wäre Dad, der nachgucken will, ob ich auch alles im Griff habe. Ich bin heute nämlich schon den ganzen Tag eine wandelnde Katastrophe. Ständig ist mir irgendetwas runtergefallen. Farbeimer, eine Packung Schrauben, das Schild für die Gartenabteilung. Als ich dann auch noch eine Leiter umgeworfen habe, hat er mich nach draußen verbannt.«
»Das liegt bestimmt daran, dass du heute Nacht zu wenig Schlaf bekommen hast«, sage ich.
»Nicht nur«, sagt er und dann lächeln wir uns eine ganze Weile lang einfach nur stumm an.
Als ich heute Morgen in den Spiegel geschaut habe, war ich mir eigentlich fast sicher, dass ich irgendwie anders aussehen würde –
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