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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Trepanation nennt, um den Druck in seinem Schädel zu verringern. Alice sagt, das ist Standard bei solchen Verletzungen. Ich bin nur nach Hause gekommen, um mich umzuziehen und Patsy die Brust zu geben. Joel ist im Moment bei ihm. Wie es wirklich um ihn steht, können wir erst sagen, wenn er aufwacht.« Ihre Stimme klingt fest, aber man hört die Tränen darin. »Bist du sicher, dass du dich heute um den Laden kümmern kannst?«
    »Ich schaff das, Mom.«
    »Alice hat sich ein paar Tage freigenommen, um bei mir bleiben zu können und mir das medizinische Fachchinesisch zu übersetzen. Joel muss arbeiten, kommt aber heute Abend wieder. Kannst du Tim bitten, dir zu helfen? Ich weiß, dass er heute eigentlich frei hat, aber …« Jase tritt in den Flur hinaus und nimmt sie in den Arm. Als ich jetzt sehe, wie Mrs Garrett sich an ihren Sohn lehnt, fällt mir zum ersten Mal auf, dass sie kaum größer ist als ich.
    »Mach dir keine Sorgen. Wir kriegen das hin. Tim hat schon gesagt, dass er den Laden heute aufmacht. Sag Dad … sag Dad, dass ich ihn liebe. Nimm etwas mit, das du ihm vorlesen kannst. Vielleicht Der Sturm ? Diesen Roman über den Fischtrawler, der in einen Orkan gerät. Den will er schon seit einer Ewigkeit lesen. Er liegt in seinem Wagen.«
    »Samantha? Kannst du dich um die Kinder kümmern?«, ruft Mrs Garrett.
    Selbst in dem schummrigen Licht sehe ich, wie Jase rot anläuft. »Sam ist nur …« Er verstummt. Armer Jase. Was soll er sagen? Auf einen Sprung vorbeigekommen? Hat mir geholfen, die Tiere zu füttern?
    »Das ist doch okay«, sagt sie hastig. »Kannst du hierbleiben, Sam?«
    »Natürlich«, rufe ich.
    Der Tag schleppt sich dahin. Ich tue exakt das, was ich immer tue, wenn ich bei den Garretts babysitte, aber nichts klappt so wie sonst. Ich hatte Patsy nie länger als ein paar Stunden und kann nicht sagen, was sie im Moment mehr hasst – die Flasche oder mich. Gegen zehn ruft Mrs Garrett an und entschuldigt sich: Sie schaffe es nicht nach Hause zu kommen, um sie zu stillen, im Tiefkühlfach sei noch eine Portion eingefrorene Muttermilch. Patsy weigert sich, etwas davon zu trinken. Um zwei Uhr nachmittags ist sie nur noch ein schluchzendes Häufchen Elend mit rot glühenden Wangen. Ihrem hysterischen Weinen nach zu urteilen, ist sie hundemüde, aber sie schläft einfach nicht ein. Als ich sie trotzdem in ihr Bettchen lege, schleudert sie wütend sämtliche Stofftiere durchs Zimmer. George weicht mir nicht von der Seite, erzählt mit angespannter Stimme von besorgniserregenden Dingen, die er gelesen, im Fernsehen gesehen oder gehört hat, klammert sich an meinem Arm fest, um sich zu vergewissern, dass ich ihm zuhöre und weint immer wieder leise vor sich hin. Harry arbeitet sich systematisch durch alles, was er nicht darf – George und Duff hauen, eine Rolle Toilettenpapier in die Kloschüssel werfen, um »zu sehen, was passiert«, eine ganze Packung gekühlten Fertig-Keksteig essen. Als Jase um fünf nach Hause kommt, bin ich kurz davor, mich neben Patsy auf den Boden zu werfen und wie sie mit den Fersen auf den Boden zu trommeln. Trotzdem bin ich froh, die ganze Zeit beschäftigt gewesen zu sein, wodurch es mir beinahe … wenigstens beinahe … gelungen ist, die Gedanken auszuschalten, die in Endlosschleife durch meinen Kopf geistern wie eine Laufschrift am unteren Fernsehbildschirmrand. Mom kann nichts mit dem Unfall zu tun haben. Das darf nicht sein. Unmöglich.
    Jase sieht unglaublich erschöpft aus und ich reiße mich zusammen und frage, wie es im Laden gelaufen ist und ob es etwas Neues aus dem Krankenhaus gibt.
    »Immer noch nicht.« Er bindet einen seiner Sneaker auf, zieht ihn aus und wirft ihn in den Dielenvorraum. »Sein Zustand ist weiterhin stabil, aber unverändert. Ich weiß noch nicht mal, was stabil heißen soll. Er wurde von einem Wagen angefahren und dann haben ihm die Ärzte ein Loch in den Schädel gebohrt. Stabil ist etwas, das man sagt, wenn alles beim Alten ist. Aber hier ist nichts beim Alten.« Er schleudert den zweiten Sneaker gegen die Wand, wo er einen dunklen Fleck hinterlässt. Der Lärm schreckt Patsy in meinem Arm auf und sie fängt wieder an zu weinen.
    Jase nimmt sie mir ab und wiegt sie tröstend hin und her. Seine gebräunte Haut hebt sich in krassem Gegensatz von ihren weichen, blassen Armen ab. »Wie war dein Tag, Sam? Ich vermute mal, auch ziemlich anstrengend.«
    »Anders anstrengend.« Patsy versucht, sich ein Stück von seinem T-Shirt in den Mund zu

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