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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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weiter bemitleiden soll.«
    »Ich will das wirklich, Nan«, sage ich ernst.
    »Richtig glücklich bist du nur, wenn du regelmäßig schwimmen kannst. So warst du schon immer«, sagt sie lächelnd und fügt dann wie beiläufig hinzu: »Das Training wird dir guttun. Du wirkst ein bisschen außer Form.«
    Ich drehe ihr verblüfft den Kopf zu, aber da ist sie schon ein paar Schritte weiter den Flur hinuntergelaufen.
    Am nächsten Tag habe ich Spätschicht im Breakfast Ahoy – von neun bis eins, statt von sechs bis elf. Dadurch habe ich Zeit, mir vorher noch einen Smoothie zu machen, während Mom stirnrunzelnd eine SMS liest. Es ist das erste Mal seit Tagen, dass ich sie mal länger als nur zwischen Tür und Angel sehe, und ich überlege, ob jetzt vielleicht der Moment gekommen ist, ihr von meiner Begegnung mit Clay und der Frau zu erzählen. Als ich mich gerade dazu durchgerungen habe, lässt sie ihr Handy zuschnappen und macht den Kühlschrank auf. Dabei klopft sie ungeduldig mit der Spitze ihrer Sandale auf den Boden. Das macht sie immer, wenn sie vor dem Kühlschrank steht, als würde sie erwarten, dass die Schale mit den Erdbeeren schreit: »Iss mich!«, oder der Orangensaft herausspringt und sich selbst in ein Glas ergießt.
    Klopf-klopf-klopf.
    Außerdem ist das ihre Lieblingstaktik, um andere zum Reden zu bringen, weil niemand diese »laute Stille« lange aushält. Ich setze gerade zum Sprechen an, aber zu meiner Überraschung ergreift Mom zuerst das Wort.
    »Ich habe über dich nachgedacht, Schatz.«
    Irgendetwas an der Art, wie sie das sagt, reizt mich. »Über meinen straffen Zeitplan für die Sommerferien?«, frage ich spitz und habe sofort ein schlechtes Gewissen.
    Mom nimmt eine Packung Eier aus dem Fach in der Tür, starrt sie einen Moment lang an und stellt sie dann wieder zurück.
    »Allerdings. Ich werde all meine Kraft und Energie in diesen Wahlkampf stecken müssen, Samantha. Es ist nicht wie bei meiner ersten Kandidatur, als mein einziger Gegner dieser durchgeknallte Liberale war. Wenn ich nicht hundertprozentigen Einsatz bringe, könnte ich meinen Sitz verlieren. Deswegen bin ich auch so froh darüber, Clay zu haben. Ich muss mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren und mich darauf verlassen können, dass ihr Mädchen versorgt seid. Tracy …« Das Klopfen wird schneller. »Nun … Clay meint, ich solle mir keine Sorgen machen. Sie ziehen lassen. Im Herbst wird sie sowieso aufs College gehen. Aber du … Gott, wie soll ich dir das erklären, damit du es auch wirklich verstehst?«
    »Ich bin siebzehn, Mom. Ich verstehe alles .« Wieder sehe ich Clay mit dieser anderen Frau vor mir. Wie soll ich das Thema jetzt noch darauf bringen? Ich greife an ihr vorbei nach den Erdbeeren.
    Mom streicht mir über die Wange. »Immer wenn du solche Dinge sagst, wird mir wieder bewusst, wie jung du noch bist.« Ihr Blick wird weich. »Es wird bestimmt nicht einfach für dich, dich daran zu gewöhnen, dass Tracy weg ist. Für mich auch nicht. Es wird still hier werden. Du verstehst doch, dass ich den ganzen Sommer über hart arbeiten muss, nicht wahr, Schatz?«
    Ich nicke. Schon jetzt wirkt das Haus ohne Tracys schiefes Gesinge unter der Dusche oder das Trampeln ihrer Absätze auf der Treppe merkwürdig still.
    Mom nimmt die Kanne mit dem gefilterten Wasser aus dem Kühlschrank und füllt den Teekessel. »Clay sagt, ich bin zu Höherem bestimmt.« Sie lacht nervös. »Er traut mir zu, das Zeug dazu zu haben, eine wirklich einflussreiche Politikerin zu werden, mehr zu sein, als eine Frau mit ererbtem Vermögen, die sich ihren Weg an die Macht erkauft hat.«
    Nachdem Mom die Wahl gewonnen und Senatorin geworden war, waren einige Artikel erschienen, in denen genau das behauptet worden war. Ich zuckte jedes Mal innerlich zusammen, wenn ich einen von ihnen las und versteckte die Zeitung dann in der Hoffnung, Mom würde sie nie zu Gesicht bekommen. Aber natürlich hat sie sie ebenfalls gelesen.
    »Es ist so lange her, seit mich das letzte Mal jemand wirklich so gesehen hat, wie ich bin«, sagt sie plötzlich und hält die Kanne mit dem gefilterten Wasser reglos in der Hand. »Dein Vater … Tja. Ich habe mir zumindest eingebildet, er wüsste, wer ich wirklich bin. Aber nach ihm … die Zeit vergeht, man wird älter … und niemand achtet mehr auf einen. Du und Tracy … Sie geht im Herbst aufs College und in einem Jahr bist du so weit. Was wird dann aus mir? Habe ich nicht auch ein Recht darauf, glücklich zu sein? Clay hat

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