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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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kein Problem damit, dass ich zwei fast erwachsene Töchter habe. Er sieht mich, Samantha. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut sich das anfühlt.« Sie dreht sich um und schaut mich mit einem Leuchten in den Augen an, das ich noch nie an ihr gesehen habe.
    Wie kann ich da sagen: »Äh … Mom … ich glaube, er ›sieht‹ auch noch eine andere?«
    Meine Gedanken wandern zu Jase. Bei ihm habe ich das Gefühl, dass er mich versteht, ohne dass ich viel erklären muss. Geht es Mom mit Clay genauso? Bitte lass ihn kein fieser Herzensbrecher sein.
    »Ich freue mich für dich, Mom.« Ich drücke auf den Schalter am Mixer und die Küche wird vom Geräusch der sich pulverisierenden Erdbeeren und Eiswürfel erfüllt.
    Sie streicht mir die Haare aus dem Gesicht, dann stellt sie das gefilterte Wasser ab und bleibt neben mir stehen, bis ich den Mixer ausschalte. Eine Weile ist es still.
    »Ihr beide – du und Tracy«, sagt sie schließlich mit belegter Stimme, »ihr seid das Beste, das mir je passiert ist. Aber es gibt noch andere Dinge im Leben, die wichtig sind. Ich will nicht, dass ihr das einzig Gute gewesen seid, was mir jemals widerfährt. Ich möchte …« Sie verstummt, und als ich sie anschaue, ist ihr Blick in die Ferne gerichtet, auf einen Punkt, den ich nicht sehen kann. Auf einmal habe ich Angst um sie. Mit diesem verträumten Ausdruck im Gesicht wirkt sie fast wie eine Fremde auf mich – nicht wie meine Mutter, die strenge Staubsauger-Königin, die die Garretts und alles, was in ihren Augen nicht perfekt ist, mit missbilligenden Blicken bedenkt. Ich habe Clay erst zweimal getroffen. Soweit ich es beurteilen kann, ist er charmant, aber das scheint mein Dad auch gewesen zu sein. Mom hat das immer mit einer gewissen Bitterkeit gesagt – »Euer Vater war charmant « –, als wäre Charme eine illegale Droge, die er ihr verabreicht hat, um ihr den Kopf zu verdrehen.
    Ich räuspere mich. »Sag mal«, frage ich in einem Ton, der hoffentlich ganz beiläufig klingt, »wie gut kennst du Clay Tucker eigentlich?«
    Mom sieht mich stirnrunzelnd an. »Warum fragst du, Samantha?«
    Genau aus dem Grund halte ich meistens den Mund. Verdammt. Ich drücke mit der gewölbten Seite meines Löffels eine dem Mixer entwischte Erdbeere in meinem Smoothie an die Wand des Glases. »Ich hab mich nur gefragt. Er wirkt …«
    Wie jemand, der dich unglücklich machen wird ? Jünger? Vermutlich nicht gerade die taktvollste Methode, das Thema zu eröffnen. Gibt es überhaupt eine taktvolle Methode?
    Also beende ich meinen Satz gar nicht – was normalerweise Moms Taktik ist, um uns dazu zu bringen, ihr alles zu erzählen. Unglaublicherweise funktioniert es auch umgekehrt.
    »Eines weiß ich jedenfalls – für einen noch relativ jungen Mann, wie er es ist, hat er im Leben schon ziemlich viel erreicht. Im letzten Wahlkampf hat er die Republikaner beraten und George W. Bush regelmäßig auf seiner Ranch in Crawford besucht …«
    Oh Gott, bitte nicht. Tracy hat Mom früher immer wegen des ehrfürchtigen Tonfalls aufgezogen, den ihre Stimme jedes Mal bekam, wenn sie den Namen unseres ehemaligen Präsidenten in den Mund nahm – »Mom ist in den Präsidenten verliebt! Mom ist in den Präsidenten verliebt«. Ich fand die Vorstellung immer viel zu gruselig, um sie damit zu necken.
    »Clay Tucker ist ein extrem einflussreicher Mann«, sagt Mom jetzt. »Ich kann es noch gar nicht fassen, dass er seine kostbare Zeit tatsächlich meinem kleinen Wahlkampf opfert.«
    Ich stelle die Erdbeeren in den Kühlschrank zurück und stochere in meinem Smoothie weiter nach Früchten, die dem Mixer entkommen sind. »Was hat ihn nach Stony Bay verschlagen?«
    Hat er zufällig auch seine Frau mitgebracht?
    »Er hat seinen Eltern ein Sommerhaus auf Seashell Island gekauft.« Mom öffnet den Kühlschrank und stellt die Erdbeeren vom zweiten Fach, wo ich sie hingetan habe, ins dritte Fach. »Du weißt schon, diese kleine Insel flussabwärts. Er war völlig überarbeitet und hatte eigentlich vor, sich hier eine kleine Auszeit zu nehmen.« Sie lächelt. »Dann hat er von meiner Kandidatur gehört und konnte nicht anders, als mir seine Dienste anzubieten.«
    Ja, seine Liebesdienste. Oder ist er womöglich eine Art Geheimagent, der auf der Suche nach dunklen Flecken in ihrer Vergangenheit stochern soll? Aber da würde er vergeblich suchen. Mom hat nicht eine einzige Leiche im Keller.
    »Ist das denn okay?« Ich fische eine ganze Erdbeere heraus und stecke sie mir in den Mund.

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