Mein Sommer nebenan (German Edition)
Schublade und stürmt in ihr Zimmer zurück. Letztes Jahr hat sie auch im B&T gejobbt und dort Tennisstunden gegeben, und plötzlich wird mir bewusst, dass sie mir nicht nur zu Hause, sondern auch dort fehlen wird. Im Grunde ist es schon so, als wäre sie ausgezogen.
Ich stehe auf, gehe in ihr Zimmer hinüber und lehne mich an den Türrahmen. »Ich werde dich vermissen«, sage ich, während sie Kleider von den Bügeln reißt und sie in eine Reisetasche stopft, auf der in auffallend großen Buchstaben Moms Monogramm – GCR – prangt, was sie aber nicht zu stören scheint.
»Wir können doch mailen.« Sie knöpft einen Kissenbezug auf und geht damit ins Badezimmer. Ich folge ihr und schaue zu, wie sie ihr Glätteisen, ihren Lockenstab und die elektrische Zahnbürste darin verstaut. »Ich hoffe für dich, dass du mich kein bisschen vermissen wirst, Samantha. Das ist der letzte Sommer vor dem stressigen Abschlussjahr. Vergiss Mom. Amüsier dich. Genieß das Leben.« Um ihre Worte zu unterstreichen, winkt sie mir mit der Blisterverpackung ihrer Anti-Babypille zu.
Danke. Auf diesen visuellen Hinweis auf das aktive Sexualleben meiner Schwester hätte ich bestens verzichten können.
Sie schmeißt die Packung in den Bezug und knotet ihn anschließend zu. Dann lässt sie plötzlich die Schultern hängen und sieht mich mit einem für sie untypischen weichen und verletzlichen Gesichtsausdruck an. »Ich hab ein bisschen Angst, dass die Sache zwischen Flip und mir zu ernst wird. Wir verbringen den ganzen Sommer zusammen … das ist vielleicht nicht das Klügste.«
»Ich mag Flip«, sage ich.
»Ich mag Flip auch«, sagt sie, »aber ich möchte ihn nur bis Ende August mögen. Er geht zum Studieren nach Florida und ich nach Vermont.«
»Es gibt Flugzeuge, Züge, Autos …«
»Ich halte absolut nichts von Fernbeziehungen, Samantha. Außerdem habe ich keine Lust, mich ständig zu fragen, ob er mich vielleicht gerade mit irgendeiner heißen Studienkollegin betrügt. Nein danke.«
»Sei doch nicht so misstrauisch, Trace. Flip betet den Boden an, auf dem du gehst.«
Sie seufzt. »Ich weiß. Neulich hat er mir eine People und einen FrozFruit an den Strand mitgebracht. Das war so süß. Genau in dem Moment wurde mir klar, dass ich vielleicht schon viel zu tief drinstecke.«
Ups.
»Kannst du nicht einfach alles auf dich zukommen lassen?«
Tracy lächelt mich liebevoll an. »Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du, als du mit Charley zusammen warst, eine Art Zeitplan, der genau geregelt hat, wann er wie weit mit dir gehen darf.«
»In Charleys Fall war das auch dringend nötig, sonst hätte er schon bei unserem ersten Date versucht, mich auf der Rückbank von dem Prius von seinem Vater in unserer Einfahrt flachzulegen.«
Sie kichert. »Er war wirklich ein totaler Weiberheld. Aber er hatte süße Grübchen. Hast du eigentlich je mit ihm geschlafen?«
»Nein.« Wie kann sie das vergessen haben? Ich kann mich noch an jedes Detail aus Tracys Liebesleben erinnern, einschließlich des traumatischen Sommers vor zwei Jahren, als sie nacheinander mit drei Brüdern Affären hatte, zwei von ihnen das Herz brach und sich vom dritten ihr eigenes brechen ließ.
Flip hupt in der Einfahrt – etwas, das Mom normalerweise nicht ausstehen kann, ihm aber aus irgendeinem Grund durchgehen lässt.
»Oh Gott! Ich muss los! Ich hab dich lieb!« Tracy rast die Treppe hinunter und macht dabei einen Lärm wie eine Herde Elefanten in Steppschuhen. Ich habe nie verstanden, wie meine zierliche Schwester es schafft, so laut die Treppe hinunterzudonnern. Sie wirft die Arme um Mom, drückt sie kurz an sich, hechtet zur Tür und ruft Flip zu: »Bin sofort bei dir! Ich bin es wert, dass man auf mich wartet, Flip. Versprochen!«
»Ich weiß doch, Baby!«, ruft Flip zurück.
Dann läuft Tracy noch einmal zu mir und drückt mir knallende Küsse auf die Wangen. »Bist du sicher, dass du die weißen Tops brauchst?«
»Ganz sicher! Und jetzt ab mit dir«, lache ich, und sie verschwindet mit wirbelndem Rock die Verandastufen hinunter.
»Auf der Stony Bay High kann man im August übrigens probeweise einen Uni-Zulassungstest machen«, erzählt Nan, als wir zum B&T unterwegs sind. Bei einem Zwischenstopp im Doane’s haben wir uns Getränke besorgt. Sie schlürft einen Cookies-and-Cream-Milchshake und ich kaue auf den Eisstückchen von meinem Lime-Slush herum.
»Spinnst du? Ich will nichts von irgendwelchen Tests hören, Nan. Wir haben Ferien!« Ich halte
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