Mein Sommer nebenan (German Edition)
meinst du?«, fragt sie unschuldig. »Ach so, du willst wissen, ob Daniel und ich die nächste Stufe unserer Beziehung erklommen haben?«
»Also wenn du es so nennst, will ich es vielleicht lieber doch nicht wissen.« Ich werfe grinsend eine kleine orange-weiß gestreifte Muschel nach ihr.
»Daniel nennt es so.« Nan setzt sich auf, schaut aufs Wasser hinaus und schirmt die Augen vor der Sonne ab. »Wir haben es nicht gemacht.«
»Weil …? Du gemerkt hast, dass du noch nicht so weit bist? Oder wollte Daniel nicht? Ich hätte gedacht, dass er dich vor allem deswegen mit aufs Boot genommen hat.«
Jase joggt ins Wasser zurück und massiert dabei seinen rechten Oberschenkel, als hätte er einen Krampf.
»Warum macht er das?«, fragt Nan. »Sieht wie Folter aus. Ich denke schon die ganze Zeit, dass sein Vater gleich einen Schlauch rauszieht und ihm das Gesicht mit eiskaltem Wasser abspritzt. Oder ihn eines von diesen Army-Marschliedern singen lässt – Navy Wings are made of lead, hup, two, three … «
»Er trainiert für die Football-Saison«, sage ich und werfe wieder eine Muschel nach ihr. »Du weichst meiner Frage aus.«
»Doch, es stimmt schon, dass er es vorhatte. Dass wir es beide vorhatten. Aber als es dann so weit war … ich weiß auch nicht.« Nan zieht die Knie an ihre Brust und schlingt die Arme darum. »Er hat irgendwie zu viel darüber geredet und das Ganze bis in die letzte Einzelheit durchgeplant. Zuerst haben wir Wein getrunken, was ich eigentlich ganz romantisch fand, wenn er nicht irgendwann zugegeben hätte, dass er den Wein nur deswegen mitgebracht hat, damit ich lockerer werde. Und dann hat er mir gesagt, was für ein großer Schritt das erste Mal bedeutet, dass er nie wieder rückgängig zu machen ist und wie sehr das unsere Beziehung für immer verändern wird. Ich hab bloß noch darauf gewartet, dass er eine Einverständniserklärung rauszieht, die ich unterschreiben soll.«
»Sexy ist anders«, sage ich.
»Ich weiß! Ich meine … mir ist schon klar, dass es im wahren Leben nicht wie in Verliebt in einen Fremden abläuft.« Das ist Nans Lieblingsfilm mit ihrem heiß geliebten Steve McQueen und Natalie Wood in den Hauptrollen. »Es ist nicht so, dass ich damit gerechnet hätte, dass himmlische Geigen ertönen und Rosenblätter vom Himmel regnen. Nicht bei Daniel.« Sie lässt den Kopf hängen. »Das erwarte ich auch gar nicht von ihm.«
Ich schaue kurz zu Jase rüber, und als würde er es spüren, dreht er sich im gleichen Moment zu mir um und strahlt mich an.
»Warum eigentlich nicht, Nanny?«, frage ich sanft.
»Ich habe lange darüber nachgedacht.« Nan kaut an ihrem sowieso schon gefährlich kurzen Daumennagel, wie sie es schon im Kindergarten gemacht hat. Ich schiebe sanft die Hand von ihrem Mund weg, wie ich es schon im Kindergarten immer gemacht habe. »Ein Feuerwerk der Leidenschaft, das uns den Atem raubt, wird es in unserem Fall nicht geben. Wir sind seit zwei Jahren zusammen, wir ergänzen uns perfekt. Mir reicht es schon, wenn es halbwegs schön wird.«
Mr Garrett reckt die Daumen in die Höhe und ruft: »Du bist echt gut, mein Sohn.«
»Joel«, antwortet Jase keuchend, »wäre … bestimmt … schneller.«
»Ich war es damals nicht«, ruft Mr Garrett. »Und es gab trotzdem genug Colleges, die sich für mich interessiert haben. Du machst das großartig, mein Junge.« Er klopft Jase auf die Schulter.
»Solltest du nicht doch mehr erwarten, als dass es ›halbwegs schön‹ wird, Nanny?«
Nan zieht ihre Hand aus meiner und knabbert jetzt am Nagel des kleinen Fingers weiter. »Im echten Leben? Mommy hat mir zum Thema Sex nur einen einzigen Rat gegeben, und zwar: ›Ich war noch Jungfrau, als ich geheiratet habe. Mach nicht den gleichen Fehler.‹«
Als ich ihre Hand erneut wegschieben will, gibt sie mir einen spielerischen Klaps. Jase geht die nächste Runde Liegestütze an. Ich sehe, wie seine Arme zittern.
»Als ich zum ersten Mal meine Periode bekommen habe«, erzähle ich, »hat Mom mir erklärt, was beim Geschlechtsverkehr passiert, und anschließend gesagt, dass ich am besten erst gar nicht erst damit anfangen soll.«
»Wenn sie das bei Tracy auch so gemacht hat, dann hat die Methode ja bestens funktioniert.« Nan kichert, dann zieht sie die Brauen zusammen und folgt meinem Blick.
»Daniel wird sicher mal Karriere machen.« Sie zeichnet mit dem Zeigefinger Muster in den Sand. »So viel steht fest. Er war Jahrgangsbester und hat jetzt schon einen feste Zusage
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