Mein Sommer nebenan (German Edition)
rauchst, stirbst du. Deine Lunge wird ganz schwarz und schrumpelig. Und dann stirbst du.« George ist plötzlich den Tränen nahe. »Du darfst nicht sterben. Ich will nicht sehen, wie du stirbst. Ich habe gesehen, wie der Hamster von Jase gestorben ist. Er ist am ganzen Körper steif geworden, und seine Augen sind offen geblieben, aber sie haben nicht mehr geglänzt.«
Tim schaut ratlos zu Jase rüber, als erwarte er eine Anweisung. Jase erwidert den Blick bloß stumm.
»Großer Gott«, seufzt Tim schließlich, steckt die Zigarette in das Päckchen zurück, steht auf und springt in den Pool.
George dreht sich zu mir um. »Was heißt das? Heißt das, dass er sie raucht oder nicht?«
Mrs Garrett streckt den Kopf zur Terrassentür raus. »Jase – der Küchenabfallzerkleinerer streikt mal wieder. Kannst du mir kurz helfen?«
Als es später dunkel wird, versammeln wir uns alle im Garten, um uns das kleine Feuerwerk anzusehen, das die Garretts jedes Jahr am Vierten Juli veranstalten – dank Mrs Garretts Bruder Hank, der unten im Süden lebt und ihnen die bei uns in den USA für Privatpersonen verbotenen Feuerwerkskörper immer heimlich zuschickt, wie mir Jase’ Mom vor ein paar Tagen erzählt hat.
»Jack!«, schimpft Mrs Garrett. »Fackel dir um Gottes willen nicht die Hand ab! Warum muss ich das überhaupt noch sagen? Es ist doch jedes Jahr dasselbe.«
»Wenn irgendetwas passiert«, sagt Mr Garrett, während er ein paar Raketen in einem von Steinen geschützten Kreis in den Boden steckt, »verklage ich deinen Bruder. Nie schickt er eine Anleitung mit. Okay, Jase, ich bin so weit.«
Jase entzündet ein langes Streichholz und reicht es seinem Dad. Mrs Garrett drückt George und Patsy an sich. »Du würdest sie doch sowieso nicht lesen!«, ruft sie, als die Flamme sich blau färbt und die Rakete in den Nachthimmel schießt.
Als der letzte Knallkörper verzischt ist, die Familie ins Haus gegangen ist und nur wir beide noch im Gras liegen, rolle ich mich auf die Seite und zeichne mit der Fingerspitze die Konturen von Jase’ Gesicht nach.
»Du hast mir noch nie was vorgespielt«, sage ich.
»Hmmm?« Er klingt schläfrig.
»Bei der Parade heute hab ich Andy und Duff mit ihren Instrumenten gesehen. Du behauptest, du könntest Gitarre spielen, aber ich habe noch keinen Beweis dafür bekommen. Wann spielst du mir eine Liebesballade vor?«
»Äh, nie?«
»Warum nicht?«, frage ich und folge mit dem Zeigefinger dem Schwung seiner Augenbrauen.
»Weil ich mir dabei irgendwie blöd vorkommen würde.« Er legt sich auf den Rücken und zeigt in den Himmel. »Okay. Die drei Sterne da oben, die haben doch bestimmt irgendeine Bedeutung, oder? Wie heißen sie?«
»Wega, Deneb und Atair. Die bilden zusammen das Sommerdreieck. Und da drüben sind die Sternbilder von Skorpion … Schütze … und Steinbock.« Ich folge dem Pfad der funkelnden Sterne mit dem Zeigefinger.
»Ich finde es schön, dass du das alles weißt«, sagt Jase leise. »Hey, ist das eine Sternschnuppe? Darf man sich da nicht was wünschen?«
»Das ist ein Flugzeug, Jase. Siehst du nicht das blinkende rote Licht?«
»Oh. Vielleicht sollte ich dir doch lieber was auf der Gitarre vorspielen.«
Ich beuge mich lachend über ihn und küsse seinen Hals. »Du kannst dir auch was auf das Flugzeug wünschen.«
»Jetzt ist irgendwie der Kick weg.« Er zieht mich an sich. »Außerdem habe ich schon alles, was ich mir wünsche.«
Achtundzwanzigstes Kapitel
H allo, Liebes.« Die Stimme klingt eisig. »Hast du mir irgendetwas zu sagen?«
Ich wollte gerade leise die Tür hinter mir schließen und erstarre mitten in der Bewegung. Oh Gott. Wie konnte ich bloß Moms Wagen übersehen haben? Ich war mir sicher, die Fahrt auf dem Dampfer und das Feuerwerk würden länger dauern. Warum bin ich nicht früher nach Hause gekommen, verdammter Mist?
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Gelegenheit haben würde, das an dir auszuprobieren.« Jetzt klingt die Stimme amüsiert, und als ich mich umdrehe, sehe ich Tracy auf der Couch sitzen, die mich kopfschüttelnd betrachtet.
Sie kann Moms Stimme – genau wie ihre Unterschrift – perfekt nachahmen, und dieses Talent hat ihr schon einige Schulausflüge erspart, auf die sie keine Lust hatte, oder sie vor Klassenarbeiten gerettet, für die sie nicht gelernt hatte.
Ich lache erleichtert auf. »Großer Gott, Tracy. Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen.«
Sie grinst. »Mom hat um Punkt elf angerufen, um sich zu
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