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 Mein spanisches Dorf

Mein spanisches Dorf

Titel: Mein spanisches Dorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Schwaiger
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sie mit dem einen Arm nichts kochen kann, und die Mutti tut alles für die Frau Pötschl, nur damit sie mit dem Vati redet und sagt, daß der Sykes viel gutmütiger ist, als sie geglaubt hat. Aber die Pötschl nützt die Mutti nur aus. Und vorgestern zum Beispiel hat sie sich mit einer Bierflasche vor ihr Gartentürl gestellt und hat gewartet, weil sie sagt, sie kann sich das Bier nicht mehr selber aufmachen mit dem Arm. Sie will eine Rente!!! Und jetzt fährt sie jeden Tag nach Linz einkaufen, und sie sagt, mit dem Arm kann sie nicht im Autobus sitzen, und die Mutti zahlt ihr immer das Taxi hin und zurück! Der Vati darf das nicht wissen, sonst hängt er sich auf. Die Mutti hat außerdem die Trixi beim Tierschutzverein angemeldet, und sie zahlt die Beiträge, und jetzt haben wir von der Frau Talhammer erfahren, daß sie, die Frau Thalhammer, auch seit einigen Monaten beim Tierschutzverein ist und gar nichts davon gewußt hat! Die Mutti meldet alle Leute an und zahlt die Beiträge!! Der Vati hat so eine Wut auf den Fausti, weil der Fausti ins Wohnzimmer will, wo die Mutti jetzt schläft, damit der Sykes nicht allein ist, und der Vati hat zum Fausti gesagt: Ich hau dir das Kreuz ab! Weil nämlich der Fausti in seiner Nervosität schon alle Türen zerkratzt hat. Die Mutti ist ganz verweint, und der Fausti hat bei der Großmutter Schlafzimmerverbot, weil er ihr die Tuchent zerrissen hat, und vor lauter Federn haben wir nichts gesehen, und die Großmutter hat geschlafen und überhaupt nichts gemerkt. Erst wie sie aufgewacht ist. Sie ist schon so alt, daß sie nur gesagt hat: Schön brav sein, Fausterl, immer der Großmutter und der Mutter schön folgen, wie sich’s gehört. Aber jetzt laßt sie ihn nicht mehr hinein. Beim Prozeß hat sich die Pötschl irrsinnig aufgespielt, aber sie hat verloren! Der Dr. Zeilinger hat ihr nämlich eine Fangfrage gestellt. Von wo sie gekommen ist, wie sie oberhalb vom Fußballplatz war. Sie hat gesagt: Vom Volksfest. Er hat gefragt, was sie dort gemacht hat. Sie hat gesagt: Nichts. Aber der Dr. Zeilinger hat gesagt, es gibt Zeugen, die Sie im Bierzelt gesehen haben! Da ist sie ganz rot geworden und hat uns alle angeschaut und hat gesagt: Mein Gott, ein Glaserl Bier wird man sich doch noch genehmigen dürfen! Jetzt hat der Dr. Zeilinger gesagt, daß sie ja umgekippt ist von der Flugkraft ihrer Handtasche, weil ihr Hund auch in die Luft geflogen ist, so schnell hat sie an der Leine gezogen, und das war übertrieben, und die Handtasche ist ihr über den Kopf gefallen, und dann ist sie umgekippt, weil sie angesoffen war, und sie ist schuld!
    Viele Bussi
    von Deiner
    Dorli
    P. S. Ich hab Dich gefragt, ob Du Marken hast. Der Trixi ihr Freund braucht noch zwei für seinen Kanada-Satz!
     
     
     
    Nacawick, 8. Mai 76
    Lieber Faust,
    wie Du siehst, bin ich in Kanada gut angekommen. Das Fressen ist mies, aber die Kälte tut gut. Sie haben mich zuerst einen Monat in Quarantäne gesteckt. Kannst Dir vorstellen, was ich dort aufgeführt habe. Einige Kollegen mußten auf die Spezialabteilung, Feiglinge! Waltraud und John nahmen mich freundlich auf, und bis jetzt muß ich nicht bereuen, daß ich ausgewandert bin. Beim Jagen denke ich viel an Dich, weil Du ein guter Kerl gewesen bist und hier einiges von mir lernen könntest. Habe freie Wildbahn. Ich hoffe, die Katzen nützen meine Abwesenheit nicht aus! Schade, daß du nicht mitgekommen bist, Faust. Aber hier würdest Du frieren. Für heute schließe ich. Hab gerade einen großen Knochen bekommen.
    Herzlichen Gruß, Dein
    Sykes.

Nacawick, 22. Mai 76
    Lieber Faust!
    Ich habe Dir vor gut drei Wochen geschrieben. Warum antwortest Du nicht? Oder hast Du meinen Brief nicht erhalten? Hier gefällt es mir quite good. Habe mich schon eingelebt. Auch das Fressen ist jetzt erheblich besser. Vielleicht, weil ich wieder einmal flüssigen Stuhl gehabt habe. Du siehst, man muß sich nur wehren. Aber das wirst Du nie begreifen, Du bist ja ein Schwächling.
    Schreib wenigstens!
    Sykes.
     
     
    Nacawick, 5/6/76
    Faust, old boy,
    was ist los? Ich hab Dir twice geschrieben und Du rührst Dich nicht! Bist Du krank? Wir haben doch ausgemacht, daß wir in Kontakt bleiben. Wenn Du krank bist, schicke eine Karte, ich komme sofort. Du weißt, daß ich Dich beschütze, wenn es sein muß. Übrigens: was ist mit dem Döberl-Hund? Ich wüßte gern, wie er sich jetzt aufspielt. Jetzt hat er es ja leicht!
    Schreib mir doch all news,
    Sykes.
     
     
    Sonntag 13. Juni

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