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Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben

Titel: Mein Tor ins Leben - Bajramaj, L: Mein Tor ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lira Bajramaj
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Irgendwann rief jemand in der Pause: »Fatos, halt die Fresse, du Scheiß-Ausländer.« Mein Bruder hat sich das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gefallen lassen, ist zu den Kerlen hin und hat sich mit ihnen angelegt. Ich bin gleich hinterher und habe versucht zu schlichten. Andere haben da nicht eingegriffen. Na ja, einige blaue Flecken auf beiden Seiten konnte leider auch ich nicht verhindern. Denn Fatos schlug irgendwann mal zurück. Mein Bruder ist jetzt wirklich kein aggressiver Mensch, aber in diesem Fall war selbst für ihn das Maß voll. Wenn du immer nur gehänselt, gedemütigt und rumgeschubst wirst, musst du ja mal reagieren. Zum Glück hat uns die Familie dabei geholfen, in der Regel Ruhe zu bewahren und erst einmal nach anderen Alternativen zu suchen. Wenn einem diese Erziehung fehlt, kann ich schon ein wenig nachvollziehen, dass der eine oder andere Einwanderer zum Schlägertypen mutiert, weil er sich ständig gegen körperliche und verbale Anfeindungen wehren muss.
    Auch ansonsten verfolgte mich eine gewisse Abneigung gegen Ausländer, vor allem in der Jugendzeit auf dem Fuß-ballplatz.
Das klingt jetzt abgehoben, aber ich war im Teenageralter ein bisschen talentierter als meine Altersgenossinnen, schoss in Spielen schon mal sechs, sieben Tore. Das löste Neid und Unmut aus. Da kamen echt derbe Sprüche: »Du Zigeunerin, was willst du denn überhaupt hier? Schämst du dich nicht, guck mal, wie du aussiehst.« Ich war bei so was eher zurückhaltend, dachte immer: »Lass die Leute reden.« Nicht so meine Cousine Mimi, die eine Zeit lang mit mir zusammenspielte: Sie konnte sich immer so schön aufregen. Mimi wartete nach dem Spiel sogar vor der gegnerischen Kabine auf die entsprechenden Mädels und geigte denen dann ordentlich die Meinung. Ab und zu drohte sie auch, da kannte meine Cousine nichts. »Nehmt euch vor mir in Acht«, hieß die klare Ansage. Wirklich handgreiflich ist sie aber nie geworden. Mimi ließ sich eben nichts gefallen. Die Mädels hatten Angst vor ihr. Das sprach sich dann irgendwie im ganzen Einzugsgebiet rum.

    Mimi und ich – ein starkes Team!
    Auf dem Spielfeld fasste mich nach mehreren Mimi-Auftritten kaum noch eine Akteurin an. Wenn mich dann doch eine gegnerische Spielerin zufällig foulte, war Mimi sofort zur Stelle. Später wurde auch ich frecher, ließ mir nichts mehr gefallen. Ich habe in diesem Bereich viel von meiner Cousine gelernt, lasse mir die Butter auch nicht mehr vom Brot nehmen. Wer mir heute einen dummen Spruch hinknallt, muss mit einer deftigen Antwort rechnen.

Hilfe, meine Tochter spielt Fußball!
    Meine ersten Schritte mit Ball
    Fußball spiele ich schon seit der ersten Klasse. Der Sport fasziniert mich, seit ich das erste Mal mit ihm in Kontakt kam. Zu Beginn überredete mich noch mein Bruder Fatos, nach den ersten Dribblings – das ist die wichtigste Grundtechnik im Fußball, um mit dem Fuß immer am Ball bleiben zu können – und einigen Toren war ich sozusagen infiziert. Ich liebe Ballspiele. Damit mir ein Sport Spaß bereitet, sollte immer eine runde Kugel dabei sein. Selbst fürs Joggen mit Ball könnte ich mich begeistern, Laufen allein langweilt mich. Für mich ist es stets eine begeisternde Herausforderung, das Spielgerät zu beherrschen. Dank meines vorhandenen Ballgefühls funktioniert das ganz gut. Natürlich faszinierte mich am Fußball auch das Außergewöhnliche, zumindest für uns Mädchen. So etwas passte nach dem Urteil der damaligen Zeit nicht zu einem weiblichen Wesen. Das reizte mich besonders. Als ich merkte, dass ich mich gar nicht so blöd beim Fußballspielen anstellte und durchaus mit den Jungs mithalten konnte, war das schon eine gewisse Genugtuung und steigerte mein Selbstbewusstsein.
    Am Anfang war ich allein unter lauter Jungs. Es gab da e inen, der hieß Florian, den mochte ich gar nicht. Das beruhte aber auf Gegenseitigkeit. Mit dem legte ich mich in schöner
Regelmäßigkeit an, es gab ordentliche Reibereien zwischen uns. Zum Glück hatte ich meinen Bruder in der Nähe. Fatos war mein Aufpasser, darauf legte mein Papa weiterhin viel Wert. Dieser Florian sagte mir einmal: »Du kannst nicht Fußball spielen, du bist doch ein Mädchen!« Als ich das erste Mal mitspielte und gegen ihn kickte, war er danach total sauer und hat mich getreten. Ich glaube, Florian war baff, weil er kaum einen Ball gegen mich sah. Er konnte einfach nicht verlieren, und gegen ein Mädchen erst recht nicht. Das ging wohl gegen seine Ehre.
    Ja, so fing

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