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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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immer an meiner Seite zu sein, egal was das Leben für Hindernisse bringen würde.
    Und er ist gleich über das erste gefallen.
    Ich habe oft darüber nachgedacht, wie ich mich damals verhalten habe. Als ich mich meiner Mutter anvertraut habe, hat sie mir geraten, auch die andere Wange hinzuhalten, wegzugehen. Aber wie soll man das in der Schule hinkriegen, wenn man gar nicht selbst darüber entscheiden kann, wo man sich aufhält, was man tut oder mit wem. Wie kann man von jemandem
weggehen, der mit dir in derselben Klasse ist, der dich auf Schritt und Tritt verfolgt, dir Gras ins Haar und Steine und Schimpfwörter an den Kopf wirft und dich mit Freundinnen auslacht, die früher mal deine Freundinnen waren, der Lügen über dich verbreitet, der immer in deiner Nähe ist, damit er die Wirkung jedes seiner üblen Tricks beobachten kann.
    Dumme kleine Scherze, dafür aber ohne Unterlass. Und jetzt hat sie den schmutzigsten Trick von allen angewendet. Die dummen kleinen Scherze sind kulminiert in etwas Großem, Bedeutsamem. Ich hätte nie gedacht, dass Pippa Langford mein Leben noch einmal so tief berühren könnte.
    Ich habe mich geirrt.
    Aber jetzt stehen die Dinge anders.
    Jetzt, erst jetzt habe ich verstanden, dass ich nicht mehr das ängstliche kleine Mädchen bin, das sie in der Schule tyrannisieren konnte. Jahrelang habe ich geglaubt, darüber hinweg zu sein, aber erst jetzt bin ich es wirklich.
    Ich bin heute stärker, und das weiß ich, weil ein neues Gefühl mich ergriffen hat, das den üblichen grauenhaften, magenumdrehenden, krank machenden Schmerz überlagert.
    Ich bin WÜTEND.
    Ich bin so wütend, dass es sich anfühlt, als würde ein Feuer in mir brennen.
    Aber es gibt noch einen anderen Unterschied zu früher. Früher konnte ich nicht weggehen, ich musste in der Schule bleiben, aber heute habe ich mein eigenes Leben, weit weg von hier, weit weg von ihr, sogar weit weg von Sol. Und hey, ich bin trotz allem frei wie ein Vogel.
    Meine Tasche ist gepackt.
    Ich nehme sie, ziehe mir den Ring vom Finger, den ich niemals abzunehmen versprochen hatte, und lege ihn auf Sols Kopfkissen.
Ich gehe schnell und leise durch die verlassene Eingangshalle.
    Sie ist so anders, als sie bei meiner Ankunft war, bei der sich alle versammelt hatten, um mich zu begrüßen.
    Niemand sieht mich gehen.
    Sie sind alle viel zu beschäftigt. Im großen Saal stehen sie und tuscheln, flüstern, streiten, noch immer in zwei Parteien geteilt, obwohl Aidans Stimme sich lauter als alle anderen erhebt und Pippas Lügengebäude mit der Wahrheit zum Einsturz bringt.
    Ungeachtet des Tumults im Haus plätschert die Party drau ßen ohne die Gastgeber weiter vor sich hin.
    Meine Verlobungsparty, meine Willkommensfeier in eine Familie, die ich nun verlasse.
    Aber als ich gerade die Haustür erreiche, höre ich das Geräusch eines alten Spülkastens, und Fleur tritt aus dem blauen Zimmer.
    Sie bleibt abrupt stehen, als sie mich sieht, wie ich mich mit meinen gepackten Sachen davonstehlen will, sagt aber nichts, sondern geht in die Stiefelkammer, wo die große Leinentasche ihrer Mutter hängt, und nimmt den Schlüssel für die Ente heraus.
    Und dann lächelt sie.
    »Ich bring dich zum Flughafen.«
     
    Zehn Minuten nachdem wir losgefahren sind, richtet sie das Wort an mich.
    »Ich wünschte, du würdest nicht gehen.«
    »Warum hast du mich dann nicht zum Bleiben überredet, als wir noch im Haus waren?«
    Sie zuckt mit den Schultern und schüttelt den Kopf. »Weil ich an deiner Stelle dasselbe getan hätte. Er hätte dir von Anfang an glauben müssen.«

    »Du denkst also nicht, weil ich gehe, bin ich …« Ich suche noch nach dem richtigen Wort, aber sie weiß schon, was ich sagen will.
    »Sie ist eine eifersüchtige gemeine Ziege. An deiner Stelle hätte ich sie in den See geschleift und so lange unter Wasser getaucht, bis sie aufgehört hätte zu treten.«
    Sie sagt das so heftig und ernst, dass ich trotz allem lachen muss. Das wiederum bringt mich fast zum Weinen, also höre ich auf. Fleur sieht mich mitfühlend von der Seite an.
    »Sie hat die Atmosphäre mit ihrem Schandmaul schon sehr lange vergiftet, aber Taten sprechen eine deutlichere Sprache als Worte. Indem du gehst, beweist du, dass du genau die bist, für die er dich gehalten hat! Es beweist Würde. Es beweist, dass du zu deinen Überzeugungen stehst. Es beweist, dass du dich nicht mehr billig abspeisen lässt, weder von ihr« – für einen Moment nimmt sie den Blick von der dunklen

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