Mein Traummann die Zicke und ich
stimmt’s? Jedenfalls nicht, wenn sie keine wasserfeste Wimperntusche tragen, sonst sehen sie aus wie ein Mitglied aus der Addams Family und schlagen ihre Verlobten in die Flucht, auch ohne dass es dazu einer fiesen Halbschwester bedarf.«
Ein Mensch, der einen so zum Lachen bringen kann, obwohl es einem elend geht, muss ein Freund fürs Leben sein.
»Du findest mich albern, oder?«, kichere ich und schlucke die Tränen runter.
»Ich finde dich nicht albern, ich finde nur, dass du aus einer Mücke einen Elefanten machst. Okay, ihr wart in der Schule nicht die besten Freundinnen, na und? Man wird erwachsen, man verändert sich. Du hast dich verändert, und Pippa sicher auch, und in ein paar Tagen lacht ihr über das Ganze, glaub mir.«
Ich sehe offenbar nicht besonders überzeugt aus, denn er schreibt seine Handynummer auf ein Stück Papier und überreicht es mir mit einer Umarmung. »Und wenn es wider Erwarten doch nichts zu lachen gibt, rufst du deinen Onkel Aidan an und – sportfanatische Chefs hin, Konferenz in London her – ich komme zurück, um dich zu retten.«
»Danke.« Ich lächle ihn schwach an, und er umarmt mich noch einmal.
»Es wird alles gut, Schätzchen, vertrau mir«, versichert er mir, während sein Kinn auf meinem Kopf ruht, so groß ist er.
Als Sollie zurückkommt, lösen wir uns so schnell voneinander, dass wir aussehen wie zwei schuldbewusste Lausejungs, die bei irgendwelchem Unsinn ertappt wurden, aber Sol lacht nur.
»Was ist denn hier los? Versuchst du mir mein Mädchen auszuspannen, McKenzie?«
»Natürlich! Sie ist gerade dabei, mich umzudrehen … An deiner Stelle, alter Junge, würde ich mich beeilen und sie auf der Stelle heiraten, sonst überlege ich es mir anders, werde doch noch hetero und schnapp sie dir weg!«
Es ist ein schöner Tag, faul und fröhlich, aber dann muss Aidan leider schon wieder fahren.
Kurz bevor er sich in sein Auto setzt, umarmt er mich noch einmal lange und sagt: »Kopf hoch, Liebes«, und dann ballt er seine Hände zu Fäusten und fügt hinzu: »Lass dich nicht unterkriegen.«
Ich sehe seinen Wagen der untergehenden Sonne entgegenfahren und denke: Ein Schmusekätzchen mit Krallen ? Ich sollte nicht zu viel hineininterpretieren. Ich meine, könnte man nicht jede Frau der Welt so beschreiben?
Aber »Lass dich nicht unterkriegen«? Heißt das, mir steht ein Kampf bevor?
Na ja, es gehören schließlich immer noch zwei zu einem Streit, und ich bin kein streitsüchtiger Mensch.
Die Frage ist, bin ich ein feiger Mensch?
Mir bleiben noch zwei Tage, bis sie kommt; ich kann immer noch einen Arbeitsnotfall inszenieren.
Kapitel 6
N ach Aidans Abfahrt geht die Party auf der Terrasse weiter. Sie ist das perfekte Gegengift für meine Sorgen. Onkel Silas und Marilyn bereiten ein karibisches Abendessen zu: Sie haben superscharfes Hühnchen gekocht, mit Reis, Erbsen und gebackenen Süßkartoffeln. Ihre Lebensfreude ist ansteckend und das Essen köstlich. Es ist wie eine Geschmacksexplosion im Mund.
Um das Ganze so authentisch wie möglich zu gestalten, hat Silas eine Flasche echten jamaikanischen Rums aus seinem Versteck geholt – dem Grund seines Koffers – und reicht ihn nun gläschenweise herum wie ein Heiligtum.
Als ich an der Reihe bin, nehme ich einen Schluck, weil er mich erwartungsvoll ansieht, und dann entfacht das hochprozentige Gesöff ein Feuer in meinem Hals und meinem Magen. Ich möchte ihm eine Freude machen und ihm sagen, dass es großartig schmeckt, aber es ist nicht so einfach zu sprechen, während man husten muss, aber gerade das scheint ihn besonders zu freuen.
»So ist es richtig, Violet, huste nur, trainiere deine Lunge, meine ist stark wie eine Orgel dank dem Rum.«
Mir laufen Tränen übers Gesicht, und er freut sich?
Und dann fängt er an, Bob Marley zu singen.
»No Woman No Cry«.
Wie passend.
Sobald ich mit dem Husten aufhöre, muss ich lachen.
Elspeth schüttelt missbilligend den Kopf, nimmt mir vorsichtig
das Schnapsglas aus der Hand und ersetzt es durch ein sehr willkommenes Glas Wasser.
»Also wirklich, Silas, du bringst das Mädchen noch ins Grab, bevor ihr Vater sie in die Kirche führen kann, wenn du so weitermachst.«
»Oh, ich kann mich noch so gut erinnern, wie ich durch die Kirche geführt wurde«, sagt Marilyn verträumt.
»Das wundert mich ein bisschen, liebe Schwester, habt ihr nicht am Strand geheiratet?«
»Ich spreche im übertragenen Sinn, Beth«, erwidert Marilyn. »Ich sah so gut aus, Violet,
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