Mein Traummann die Zicke und ich
nimmt.
Sollie steckt ihn mir an.
Er passt wie angegossen.
Sollie und ich stehen da, blicken auf meinen Finger und grinsen idiotisch, während der freundliche Verkäufer in seinem gestreiften Anzug mit einem reizenden schottischen Akzent auf uns einredet.
»Da haben Sie eine sehr gute Wahl getroffen. Dies ist ein violetter Saphir in Cushion-Cut gearbeitet und von einer ganz speziellen Transparenz – die Farbe ist wirklich phantastisch, und der Ring ist aus Platin …«
»Wir nehmen ihn«, sagt Sollie, bevor der Verkäufer seinen Sermon beenden kann.
»Sir, möchten Sie nicht wissen, wo der Ring preislich liegt?«
»Nein.« Sollie schüttelt den Kopf, holt seine Kreditkarte aus der Geldbörse und sagt: »Sie veranlassen einfach die Zahlung, und ich sehe ja dann, was am Ende des Monats auf meiner Kreditkartenabrechnung steht.«
»Bist du sicher, Sol?«
»Im Moment interessiert mich nur, dass meine schöne Verlobte«, wobei er »Verlobte« mit einer besonderen Betonung und einem Augenzwinkern ausspricht, »diesen Laden mit dem Ring am Finger verlässt, den sie haben will …«
»Oje«, sagt der Verkäufer plötzlich ganz zerknittert, nachdem er uns zuvor so wohlwollend betrachtet hatte, und die Enttäuschung überträgt sich augenblicklich auf mich.
»Gibt es ein Problem?«, fragt Sollie sofort, denn es gibt ganz offensichtlich eins.
»Ich fürchte, dieser Ring ist nicht zu verkaufen, Sir. Er ist ein Ausstellungsstück der Designerin. All ihre Stücke sind
schon versprochen, und man muss den Schmuck erst bei ihr bestellen.«
Sollies Stirn legt sich in sorgenvolle Falten; sein Blick wandert vom Verkäufer zu mir und wieder zurück.
»Wie lange würde das dauern?«
Der Verkäufer setzt sofort eine entschuldigende Miene auf, die nichts Gutes verheißt.
»Olivia Drake ist eine sehr beliebte junge Goldschmiedin, ich habe gerade heute Morgen erst ein anderes Paar hiergehabt, das dieselbe Frage gestellt hat. Ich fürchte, es wird drei Monate dauern.«
»Drei Monate!«, platze ich heraus; ich kann meine Enttäuschung nicht verbergen, und dann halte ich mir erschrocken wegen meines Ausbruchs die Hand vor den Mund.
Sollie sieht mich mitfühlend an. »Was wollen wir tun, Vi, sollen wir so lange warten?«
Ich schüttle den Kopf, die Hand immer noch vor dem Mund.
»Dann suchst du dir einen anderen Ring aus?«
Ich schüttle wieder den Kopf. Dann nehme ich die Hand herunter und lächle entschuldigend.
»Nein, ich will diesen Ring, er ist genau der richtige … Aber drei Monate …«
»Ja, drei Monate sind lang.«
Wir sehen uns einen Augenblick enttäuscht an, bevor sich Sollie mit seinem gewinnendsten Lächeln wieder an den Verkäufer wendet.
»Und Sie sind ganz sicher, dass wir diesen Ring nicht haben können?«
»Es tut mir leid, Sir. Wenn es in meiner Macht stünde …«
»Vi?« Sol sieht mich fragend an, aber mir fällt nichts Besseres ein, als hilflos mit den Schultern zu zucken.
»Okay. Lass uns einen Kaffee trinken gehen und die Sache noch einmal überdenken.«
Widerwillig ziehe ich mir den Ring vom Finger und gebe ihn zurück.
Gleich rechts neben dem Juwelier gibt es ein süßes kleines Café.
Als wir in das rötliche Licht, die Wärme und den Kaffeeduft eintreten, stellen wir überrascht fest, dass wir schon wieder Hunger haben – eine Folge von Elspeths streng eingehaltenem Speiseplan, denn irgendwann gewöhnt sich der Körper an stetige Nahrungsaufnahme und will immer mehr.
Es gibt köstliche Kuchen und Muffins in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, von Mokka bis Toffee-Banane und Erdbeer-Sahne. Gierig und mit der Ausrede, die Enttäuschung von eben kompensieren zu müssen, bestellen wir vier verschiedene Sorten.
»Alles nur zu Recherchezwecken natürlich«, erkläre ich Sollie auf der Suche nach einer weiteren Rechtfertigung. »Kuchen ist schließlich mein Beruf.«
»Es ist ganz schön voll hier«, sagt Sollie mit einem Blick über die Schulter, während wir in der Schlange an der Theke anstehen. »Geh uns doch mal einen Platz suchen, ich bezahle hier solange und bringe dann die Muffins mit. Es gibt weiter hinten noch einen schönen Raum mit Blick auf einen grünen Innenhof. Schau doch mal, ob es da noch einen freien Platz gibt. Ich komm sofort nach.«
Es stimmt, das Lokal füllt sich zusehends, es ist ja auch Mittagszeit, und Geschäftsleute und müde Shopper machen Pause. Es gelingt mir aber, einen schönen Platz in einer Nische mit Blick auf den reizenden begrünten Innenhof
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