Mein ungezähmter Highlander
um dir eine Möglichkeit zu überlegen, wie du ihn dazu bringen kannst zu verstehen – und er braucht Zeit, um zu vergessen, wie verletzt er sich jetzt fühlt.«
Isabel wusste, dass sie Recht hatte, aber wie sollte sie es
über sich bringen zu gehen? Alle, die sie liebte, lebten hier. Sogar Bessie.
Als ob sie wüsste, was Isabel dachte, bot Bessie an: »Ich könnte mitkommen, Isabel. Robert würde es verstehen.«
Isabel ergriff ihre Hände und küsste sie auf die Wangen – so gerührt war sie von der Selbstlosigkeit ihrer geliebten Gefährtin. »Liebste Bessie. Du lebst jetzt auf Dunvegan. Ich würde dich nie darum bitten mitzukommen. Es war meine Entscheidung. Ich wusste, welches Risiko ich einging, als ich dem Plan meines Onkels zustimmte. Ich hätte mir nur nie träumen lassen, dass ich so viel verlieren könnte.«
In den zärtlich liebevollen Armen ihres Kindermädchens gab sich Isabel ihrem Kummer hin. Sie weinte so heftig, wie nur diejenigen es tun, die innig geliebt haben – und diese Liebe verloren haben. Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Und plötzlich war sie auch nicht mehr in der Lage, die Übelkeit zu unterdrücken, und vor Bessies besorgten Augen übergab sie sich.
Die Zeit verging zu schnell. Sie stand am Fenster und beobachtete die dunklen Wolken, die sich am Himmel zusammenzogen. Sie beobachtete, wie sich die orangefarbene Sonne langsam dem westlichen Horizont näherte. Es war fast dunkel. Sie wusste, dass sie eigentlich ihre Sachen packen sollte, doch stattdessen blieb Isabel regungslos am Fenster stehen. Und wartete.
Sie nahm am Rande wahr, wie Bessie begann, ihre Sachen zusammenzupacken. Sie hob die verstreut herumliegenden Kleidungsstücke auf und trennte die Sachen, die sie sofort mitnehmen würde, von denen, die sie erst einmal in die Truhe legte, um sie ihr später nachzuschicken. Doch Isabel sah weiter aus dem Fenster und wartete, während die langsam untergehende Sonne ihre letzten Momente des Glücks auslöschte.
Sie befand sich in den tiefen Abgründen ihrer zerbrochenen Liebe, sodass es einen Moment dauerte, bis sie das Klopfen an der Tür wahrnahm. Nein, noch nicht . Das Schluchzen, das ihren Körper erschütterte, vermochte die Verzweiflung und die Qual, die sie litt, nicht zu vertreiben, als Bessie sich erhob, um die Tür zu öffnen.
Es war kein schrecklicher Alptraum, aus dem sie irgendwann erwachen würde. Ein schweigender, grimmig schauender Colin stand vor ihr, um sie aus ihrem – jetzt nur noch seinem – Gemach zu begleiten. Sie schaute sich noch ein letztes Mal im Raum um, dann ging sie auf die Tür zu. Sie kam am Bett vorbei, das immer noch von der vergangenen leidenschaftlichen Nacht ganz zerwühlt war. Sengender Schmerz zuckte durch ihren Leib. Überall, wo sie hinschaute, gab es schmerzliche Erinnerungen – sie schloss die Augen, um nichts mehr zu sehen. Still nahm sie ihre Habseligkeiten, die Bessie für ihre überstürzte Abreise gepackt hatte, und verließ den Raum, ohne es zu wagen, noch einmal zurückzuschauen.
Der Wikinger wich ihrem Blick aus, als er sie die geschwungene Treppe nach unten, über den Hof und die rutschige Treppe in die Bucht zum wartenden Boot führte. Angstvoll schaute sie sich um. Innerlich flehte sie um einen Aufschub. Flehte darum, zumindest Abschied nehmen zu können. Doch Rory war nirgends zu sehen. Und entweder hatte er es ihnen nicht gesagt, oder sie hatten es vorgezogen, nicht zu kommen, doch auch Alex und Margaret waren nicht da, um sich von ihr zu verabschieden. Sie senkte den Kopf und zwang sich dazu, nicht zu weinen.
Sie spürte Bessies tröstende Hand auf ihrem Arm. »Ich bin mir sicher, dass sie gekommen wären, hätten sie gewusst, dass du gehst.«
Es war wirklich unheimlich, wie Bessie immer zu ahnen
schien, was sie gerade dachte. Isabel gelang ein etwas zittriges Lächeln. »Da bin ich mir nicht so sicher. Bitte, sag ihnen …«, hub sie an, um jedoch gleich von Bessie unterbrochen zu werden.
»Du wirst es ihnen selbst sagen, wenn du zurückkommst«, erklärte Bessie mit fester Stimme.
Isabel wusste, dass Bessie versuchte, ihr Leid zu lindern, indem sie so tat, als ob sie eines Tages zurückkehrte. Aber beide wussten, dass dieser Tag wohl nie kommen würde. Rory würde ihr nie verzeihen, was sie getan hatte. Er hatte ihr etwas Heiliges gegeben – sein Vertrauen –, und sie hatte ihn hintergangen.
Wieder musste sie gewaltsam die Tränen zurückdrängen, als Bessies starke Arme sie fest an
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