Mein ungezähmter Highlander
ich störe nicht bei irgendetwas?«, fragte er betont gelassen und verbarg damit seine heftige Reaktion.
»Nein, natürlich nicht …«, erwiderte Isabel ein wenig zu schnell.
»Nein«, versicherte ihm Margaret im gleichen Moment. Sie sahen einander an und Rory beobachtete, wie sie sich ohne Worte irgendetwas mitteilten.
Sie führten etwas im Schilde. Doch als er Alex ansah, grinste sein verdammter Bruder ihn nur an.
Er würde sich später um Margaret und Alex kümmern. Jetzt musste er erst einmal mit Isabel reden. Rory war nicht auf direktem Wege zur Bibliothek gegangen. Colin hatte ihn mit einem Brief aufgehalten, um den er sich sofort hatte kümmern müssen.
»Wenn es Euch beiden nichts ausmacht, würde ich gern allein mit Isabel reden.«
Rory meinte ein leichtes Zögern zu bemerken, doch dann leisteten seine Geschwister seiner Bitte Folge. Als sie gegangen waren, drehte er sich um und stellte fest, dass Isabel ihn wachsam musterte.
»Es hatte nichts zu bedeuten«, erklärte sie.
»Ich weiß. Aber du solltest keinen anderen küssen … als deinen Gemahl.«
Bei seinen Worten zog sie eine Augenbraue hoch und schien etwas sagen zu wollen, hielt sich dann aber zurück. Stattdessen sagte sie: »Ich habe nach dir gesucht.«
»Warum?«
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich wollte, dass du
weißt, dass ich letzte Nacht wirklich nach der Bibliothek gesucht habe. Und sonst nichts.«
Sie sahen einander an, und es fand eine Art stiller Austausch statt. Er glaubte ihr. Ein Mundwinkel von ihm hob sich zu einem schiefen Lächeln. »Nun, es sieht so aus, als hättest du sie gefunden.«
Isabel erwiderte das Lächeln, und Rory spürte, wie sein Herz seltsam zuckte. Und dann machte sein Herz einen richtiggehenden Satz, als sie den Arm ausstreckte und eine Haarsträhne hinter sein Ohr strich. Er wusste nicht, wen sie damit mehr schockierte. Die Intimität dieser Geste raubte ihm den Atem.
Heiße Röte stieg in ihre Wangen. »Es hat sich aus dem Band gelöst.«
Ihm wurde der Hals ganz eng. Verwirrt wandte er den Blick ab. »Ich habe nach dir gesucht, um dir zu sagen, dass ich für eine Weile fortmuss.«
Die Röte wich aus ihren Wangen. »Wie bitte?«
»Ich hatte vorgehabt, das Vieh nächste Woche zum Jahrmarkt nach Port Righ zu bringen, aber jetzt sieht es so aus, als ob ich das nicht verschieben kann.« Obwohl es den Jahrmarkt von Port Righ erst seit zwanzig Jahren gab, zog er jedes Jahr mehr Besucher auch von jenseits der Insel an. Die Bewohner der Insel brachten ihre Waren, meist Schafe, Kühe, Leinen und Käse, zweimal im Jahr hin, um sie zu verkaufen oder gegen andere Dinge zu tauschen.
»Du wirst schnell wieder zurück sein?«
Rory schüttelte den Kopf. »Gleich nach dem Jahrmarkt muss ich nach Edinburgh weiter.« Er zeigte ihr seine Verärgerung darüber nicht. James’ Sendschreiben hatte ihn wie auch die anderen Chiefs der Inseln an die Auflage erinnert, einmal im Jahr in Edinburgh vor dem Kronrat zu erscheinen.
Seit James vor fast fünfzehn Jahren aus eigenem Recht König geworden war, hatte er seine Herrschaft über die Highlands und die Inseln mit einer Reihe neuer Gesetze – dem General Band – ausgebaut und damit die Macht der Clans beschnitten.
Rory und die anderen Highland-Chiefs störten sich sehr an den ihnen von James auferlegten Einschränkungen. Jahrhundertelang hatten sich die Highlands und die Inseln fast selbst regiert: Ein gälisches Königreich unter der Oberherrschaft des Clan Donald, den Lords of the Isles . Doch nachdem der Titel Lordship vor über hundert Jahren entzogen worden war, hatte die in weiten Teilen unfähige schottische Zentralregierung zwangsläufig zum Erstarken der Clan-Chiefs geführt. Dieses wollte der König nun ändern, indem er die Machtbefugnisse der Chiefs einschränkte. Dass diese sich bei Hofe einfinden mussten, sah James als eine weitere Möglichkeit, sie an diese Veränderung zu erinnern.
Statt seinem Ärger Ausdruck zu verleihen, sagte Rory nur: »Der König verlangt mein sofortiges Erscheinen.«
Ihre Augen leuchteten auf, und sie klatschte in die Hände. »Du gehst an den Hof.«
»Leider ja.«
»Aber das ist doch herrlich. Ich habe Margaret gerade gesagt …«
Rory unterbrach sie. »Ich fürchte, dass ich allein hinreisen muss.«
Er sah ihre Enttäuschung. »Ich verstehe«, meinte sie. Aber sie tat es nicht.
»Alex wird die Leitung übernehmen, während ich fort bin.«
Sie sagte nichts. Er wollte sich schon abwenden, aber irgendetwas hielt
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