Mein Vater der Kater
der Polizei?«
»Ja, das stimmt. Der Einbrecher könnte denken, ich wollte ihn in eine Falle locken. Aber ich schwöre, daß ich das nicht will. Ehrlich. Ich will nur meine Uhr wiederhaben.«
»Vielleicht müßten Sie höher gehen«, meinte er. »Auf, sagen wir mal, hunderttausend.«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich zahle zwar in eine Rentenversicherung ein, aber mehr als fünfzig könnte ich nicht aufnehmen.«
»Tja, ich wünsche Ihnen viel Glück.« Er griente. »Ich werde auf Ihre Zeitungsanzeige achten. Was soll drinstehen?«
»Ich werde keine Namen nennen, sondern etwas schreiben wie ›Wenn der Herr, in dessen Besitz sich jetzt eine Damenuhr von Cartier mit dem Namen Corky darauf befindet...‹ Sie wissen schon, etwas in dieser Richtung.«
»Mit einem Treffpunkt, wie ich annehme?«
»Irgendein Ort außerhalb der Stadt, etwa das Gasthaus Eiger. Kennen Sie es? An der Bundesstraße siebzehn?«
»Bin schon mal dran vorbeigekommen.«
»Es ist schön schummrig und gemütlich«, sagte ich. »Ich würde ein Treffen dort vorschlagen, also sagen wir mal am Donnerstagabend gegen sieben. Ich habe das Geld, er hat die Uhr, alles wäre eine coole Sache.«
»Gut«, sagte Birdwell grinsend, »da wünsche ich Ihnen viel Glück. Auch bei Ihrem Slice. Wenn Sie den nicht besser hinkriegen, werden Sie viel Zeit im Rough verbringen müssen.«
Ich war in diesem Augenblick im Rough. Ich hoffte, daß er die Schweißflecken unter meinen Armen nicht bemerken würde.
Ich erreichte das Gasthaus Eiger um sieben. Das Geld hatte ich bar in der Tasche. Es war niemand im Gastzimmer außer dem Barkeeper, einem Mann mit Pferdeschwanz, der sich ein Basketballspiel ansah. Er unterzog sich nicht der Mühe, mich nach meinen Wünschen zu fragen. Ich setzte mich in eine Nische und las die Zeitung, die ich mitgebracht hatte. Natürlich war keine Anzeige darin erschienen. Und eine Zusage hatte es auch nicht gegeben. Aber ich wartete trotzdem und behielt die Tür im Auge – und sieh mal einer an, um zehn nach sieben kam Frank Birdwell herein.
Wäre das Leben wie ein Film mit Musik unterlegt, dann hätte ich jetzt Geigenklänge vernommen. Nach einer Woche angstvoller Erwartung fühlte ich mich plötzlich wie befreit. Die Tatsache, daß ich auch von 50 000 Dollar befreit werden würde, machte mir nicht viel aus. Birdwell sah an diesem Abend nicht wie ein Profi-Golfer aus. Sein weißes Haar war ungekämmt, der Mantel zu groß, die Haltung gebeugt. Er hatte den Blick eines Obdachlosen, und mir wurde klar, daß er das Risiko, erkannt zu werden, genauso wenig eingehen wollte wie ich.
Birdwell rutschte auf den Platz mir gegenüber und zog ohne jede Vorrede einen sich wölbenden weißen Briefumschlag aus der Tasche. Ich griff danach, aber er zog ihn zurück. »Nicht so hastig«, sagte er.
Ich sah zu dem Barkeeper hinüber, der immer noch von den hin und her laufenden Gestalten auf dem Bildschirm hypnotisiert war. Da zog ich meinen Umschlag heraus, einen braunen aus dickem Papier, in den fünfzig Hunderter gestopft waren (die größten Scheine, die ich hatte auftreiben können). Er zählte sie schnell und schweigend nach und schob mir dann den weißen Umschlag zu. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die darin befindliche CartierUhr, auf diese Panther-Uhr, die mir so viel mehr bedeutete, als sie der armen Bunny je bedeutet hatte.
Im nächsten Augenblick war Birdwell auf und davon. Das Geräusch der Eingangstür erregte endlich die Aufmerksamkeit des Barmannes. Er kam zu mir in die Nische, und ich bestellte eine doppelte Ladung Scotch. Die hatte ich mir verdient.
Als der Barkeeper nicht mehr zu sehen war, nahm ich die
Uhr aus dem Umschlag. Ich drehte sie hin und her und besah mir die glatte, goldene Oberfläche.
Einen Augenblick lang dachte ich, unser schlauer Einbrecher von Fairdelle hätte die Gravur vorsichtshalber entfernen lassen. Da hatte jemand bemerkenswert gute Arbeit geleistet. Vielleicht war auch das ganze Gehäuse ausgetauscht worden. Vielleicht. Vielleicht...
Ich geriet langsam in Panik. Vielleicht war es )a, schoß es mir durch den Kopf, gar nicht dieselbe Uhr? Vielleicht befand sich Bunnys belastender Zeitmesser nach wie vor in Frank Birdwells Besitz. Aber warum? Warum sollte er mich reinlegen wollen? Warum hätte er sechstausend für eine neue Uhr ausgeben sollen, wo sich doch die alte in seinem Besitz befand? War da vielleicht so etwas wie eine Erpressung geplant? War ihm klargeworden, daß es eine Verbindung zu dem
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