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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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etwas durchsickern zu lassen. »Weil wir sicher sind, daß es ein Einwohner unseres Städtchens ist. Jemand, den ihr oft seht. Wahrscheinlich habt ihr ihn schon mal zu einem Drink eingeladen, über Sachen gesprochen, die in der Stadt passieren –«
    »Dann weißt du also, wer es ist. Du weißt es!« stieß Georgia hervor.
    »Unsere Beweise reichen noch nicht aus. Aber wir werden ihn erwischen, das verspreche ich. Und das bedeutet, daß du deinen Schmuck wiederkriegst.«
    Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig.
    Phil wollte, daß einer von uns mit ihm zum Revier ging, um formell Anzeige zu erstatten. Georgia meldete sich sofort freiwillig. Ich glaube, die ganze Geschichte machte ihr Spaß.
    Ich dagegen ging schnell ins Schlafzimmer hinauf und ließ mich aufs Bett fallen. Zog nicht einmal die Schuhe aus. Die Woche hatte es wirklich in sich gehabt!
    Ich war schon am Eindösen, da ließ mich ein plötzlicher Gedanke hochfahren. Ich setzte mich auf und sah zu meiner Kommode hin. Waren alle Schubfächer ordentlich verschlossen? Oder ragten da nicht welche ein kleines Stück heraus, so als ob sie kürzlich geöffnet worden wären?
    Ich sprang vom Bett und besah mir die Sache genauer. Nichts schien zu fehlen. Was sollte ein Einbrecher auch mit Socken, Taschentüchern, Shorts oder Schlafanzügen – und erst recht einer, der es eilig gehabt hatte?
    Dann öffnete ich meine ›Müllschublade‹.
    Das vertraute Geklapper blieb aus. Die Schublade war leer. Leer.
    Keine Brillen mit kaputten Bügeln, keine häßlichen Manschettenknöpfe, keine Knöpfe, Sicherheitsnadeln, kanadischen Münzen oder Schlüssel ohne Schlösser. Und keine Sechstausend-Dollar-Uhr von Cartier mit einer Gravur, die verriet, daß Bunny Hellstrom sie von ihrem liebsten Schatzilein und Mörder Corky Corcoran geschenkt bekommen hatte.
    Wenn ich gewußt hätte, wie man ohnmächtig wird, dann wäre ich es geworden. Das totale Vergessen – das wäre eine große Erleichterung gewesen! Stattdessen warf ich die Tür zu und versuchte nachzudenken.
    Vielleicht würden sie – Phils Optimismus zum Trotz – den Einbrecher nie erwischen.
    Vielleicht verkaufte er seine Beute auch an irgendeinen
    Hehler, der damit nach Mexiko oder Südamerika verschwand.
    Oder vielleicht... Aber mir fielen keine positiveren Entwicklungen mehr ein. Ich konnte nur noch einen Haufen wiedergefundener Gegenstände auf dem Polizeirevier vor mir sehen, die identifiziert und beschriftet wurden, damit sie den Bestohlenen zurückgegeben werden konnten.
    »Für Bunny, von ihrem Schatzilein...«
    Mir war heiß. Ich schwitzte. Ich riß mir die Kleider vom Leib und ließ sie auf dem Weg in die Dusche einfach zu Boden fallen. Ich stand gute zehn Minuten unter der Brause, bis ich zu zittern anfing. Ich fühlte mich nicht sehr viel besser, aber wenigstens funktionierte mein Verstand wieder.
    Phil war überrascht, als ich ihn am nächsten Tag anrief und zum Mittagessen einlud. Außer freitags sah ich Phil sonst nie. Ich ließ jedoch den Namen eines guten Restaurants fallen, und da sagte er zu.
    Ich ging mit ihm in das Box Tree, und er ging zutreffenderweise von der Annahme aus, daß ich mit ihm über den Einbruch sprechen wollte. Er versicherte mir, daß alles Menschenmögliche getan würde, und beschwor mich, meinerseits alles zu tun, um Georgia zu beruhigen.
    »Aber Georgia ist total ruhig«, sagte ich. »Es macht Georgia einen Riesenspaß, mit all den reichen Damen zu tratschen, die ebenfalls beklaut worden sind. Wenn hier einer beunruhigt ist, dann bin ich es, Phil! Alle diese reichen Leutchen sind versichert, verstehst du?«
    Er hob eine Braue, eine besonders buschige. »Georgia meinte, ihr wärt auch versichert. Das hat sie uns auf dem Revier gesagt.«
    »Wir hatten mal eine Diebstahl-Versicherung«, erwiderte ich. »Aber dann hab ich irgendwann gedacht, sie sei eigentlich witzlos, weil wir ja nicht sonderlich viele Wertsachen besitzen... Kurz, ich habe sie gekündigt.«
    Phil blickte grimmig drein. »Das war dumm von dir, Corky.«
    »Aber es macht ja nichts, wo wir unsere Sachen doch wiederbekommen, nicht wahr? Du meintest, ihr wärt so gut wie sicher, wer der Einbrecher ist... oder war das nur so ein Gerede, Phil? Bloß um uns glauben zu machen, du wärst so ein richtiger Klassedetektiv wie diese Burschen im Fernsehen?«
    Ich konnte sehen, daß er ärgerlich wurde. Nicht ärgerlich genug, um sein Steak nicht weiterzuessen.
    »Ich kann dir seinen Namen nicht nennen, Corky, das wäre nicht rechtens.

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