Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
töten, der sie bedrohte, dass er an nichts anderes gedacht hatte.
Auch als ihm klar wurde, was da vor sich ging, hatte er nicht innegehalten. Er hatte MacDougall eben auf Kosten seiner Kameraden gerettet.
Er konnte MacRuairis Ausdruck nicht vergessen, als er den Mann erstochen hatte, der MacDougall angriff. Dass er ihn nicht hatte töten wollen, spielte keine Rolle. Er hätte sich nicht einmischen sollen. Annas herzzerreißender Schrei war keine Entschuldigung – zumindest keine, die seinen Kameraden genügen würde.
Als die ersten goldenen Strahlen der Morgendämmerung den Wald durchdrangen, gab er seinen einsamen Posten an dem Baum, an dem er gelehnt hatte, auf. Sie kamen nicht. MacRuairi und, wenn er sich bei der Identifizierung der anderen Mitglieder der Highland-Garde nicht geirrt hatte, als sie den Rückzug antraten, Gordon, MacGregor und MacKay. Er hatte es nicht wirklich erwartet, wenngleich er gehofft hatte, ihnen alles erklären zu können. Sicher wollten sie seine Deckung nicht gefährden. Das hatte er selbst schon genug getan.
Er wusste, wie nahe er daran gewesen war, seine Deckung aufzugeben und seine ganze Mission aufs Spiel zu setzen. Wie ihre Fragen bewiesen, war Anna, auch wenn sie zu Tode erschrocken war, zu scharfsichtig. Und sie war nicht die Einzige. Auch Alan sah seine plötzlich verbesserte Kampftechnik voller Argwohn, ebenso den raschen Rückzug der Angreifer. Im Moment hatte er sie abgewehrt, doch er wusste, dass weitere Fragen folgen würden. Er durfte gar nicht daran denken, was ihr sonst noch aufgefallen war.
MacRuairi zu erkennen, war schlimm genug, ihn aber mit der Highland-Garde in Verbindung zu bringen, war eine Katastrophe. Ihre Identität geheim zu halten, erhöhte nicht nur die Mystik und Angst um die Phantom-Garde, sie half auch, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Entdeckten ihre Feinde ihre Identität, würde man nicht nur ein Kopfgeld auf sie aussetzen, sondern auch ihre Familien gerieten in Gefahr. Das war der Grund für ihre Entscheidung, auf ihrer Mission Decknamen zu benutzen.
Erfuhr Bruce nun, dass MacRuairi erkannt worden war, würde die Hölle los sein.
Es hätte nicht passieren dürfen, verdammt. Ein Gemisch von Zorn und Schuldgefühlen erfüllte ihn. Wäre er von Anna nicht so gefesselt gewesen, so beherrscht von seinen Gefühlen, hätte er den Angriff vorausahnen müssen. Es hätte keine Toten gegeben, und Anna wäre nicht in Gefahr geraten. Herrgott, es hätte ihren Tod bedeuten können. Und alles nur, weil er seine Emotionen nicht im Zaum gehalten hatte und ihr zu nahe geraten war.
Er erreichte das Lager, als die Männer, die nicht als Wachen eingeteilt worden waren, sich zu regen begannen. Ein Blick zu Annas Zelt zeigte ihm, dass die Zeltklappen noch geschlossen waren. Gut. Sie soll sich ausschlafen. Sie hatte es sich verdient. Er hatte während der Nacht oft nach ihr gesehen und sich überzeugt, dass alles in Ordnung war. Er wusste, wie sehr der Angriff sie erschüttert hatte, er aber kämpfte gegen seine eigenen Dämonen und war nicht in der Verfassung gewesen, sie zu trösten – selbst wenn es ihm zugestanden hätte.
Nachdem er nach den Pferden gesehen hatte und wieder zurück im Lager war, fiel ihm auf, dass die Zeltklappe geöffnet war. Ein rascher Blick, der das Lager umfasste, ließ ihn die Stirn runzeln. Gleich darauf erspähte er sie, im Gespräch mit ihrem Bruder begriffen, der mit ein paar Männern beisammenstand. Ihre Miene verriet noch etwas von der Erregung des Vortages, ansonsten aber wirkte sie so normal wie immer. Erleichtert atmete er auf. Er wollte sich nicht eingestehen, wie groß seine Besorgnis gewesen war.
Ihr Blick erfasste ihn. Sie zögerte, dann aber schritt sie über den mit Laub bedeckten moosigen Boden auf ihn zu, in den Armen ein Bündel Tücher.
Vor ihm blieb sie stehen und hob ihr blasses Gesicht. Seine Brust wurde eng. Wie es aussah, hatte auch sie keinen Schlaf finden können.
»Da Ihr es befohlen habt und mein Bruder beschäftigt ist, werdet Ihr mich leider begleiten müssen.«
Er sah sie fragend an.
»Habe ich nicht versprechen müssen, ohne Euch oder meinen Bruder nicht das Lager zu verlassen?«
Sein Mund zuckte. Das erste Lächeln seit langer Zeit, wie es ihm erschien.
»Ja.«
»Ich muss zum Waschen an den Bach.«
Das Gewässer floss in Sichtweite des Lagers, doch er widersprach nicht, da er ahnte, wie sehr der Angriff ihr zugesetzt hatte. Mit einer schwungvollen Handbewegung verbeugte er sich.
»Nach
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